„Das in die Welt hinaustragen, was Euch von Gott geschenkt ist!“ Weihbischof Reinhard Pappenberger beim 50. Weihetag der Kirche Maria Waldrast in Weiden
Ein Jahr lang beging die Pfarrei Maria Waldrast im Westen Weidens das 50-jährige Bestehen des Gotteshauses und der Pfarrgemeinde, die eine Tochterpfarrei der Pfarrei St. Elisabeth ist. Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten war exakt fünf Jahrzehnte nach der Weihe durch den damaligen Bischof Dr. Rudolf Graber am 16. Oktober 1966 ein Pontifikalgottesdienst mit Weihbischof Reinhard Pappenberger als Hauptzelebrant.
Pfrarrer Brolich: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ gilt auch weiterhin in Maria Waldrast
Auf weitere einschneidende Ereignisse ging in seiner Begrüßung Pfarrer Peter Brolich ein: Bau des Pfarrheimes mit Kindergarten bzw. Erweiterung mit Kinderkrippe, Bildung einer Pfarreiengemeinschaft mit der Mutterpfarrei St. Elisabeth seit September 2013 und die Spende zahlreicher Sakramente. Leider musste er auch den Heimgang des heuer am 10. Januar verstorbenen langjährigen Seelsorgers Josef Dietl erwähnen sowie den Rückgang der Gottesdienstbesucher im Laufe dieser 50 Jahre. Dennoch gelte weiterhin das Wort Jesu „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, also das Angebot regelmäßiger Gottesdienste. Er wies in diesem Kontext auf Lukas 12, Vers 32 hin: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Der Gruß des Pfarrers galt neben Weihbischof Pappenberger besonders dem Weidener Oberbürgermeister Kurt Seggewiß, dem 2. Bürgermeister und stellvertretenden Bezirkstagspräsidenten Lothar Höher, den Stadträten und Vereinsvertretern sowie den Mitkonzelebranten.
Weihbischof Pappenberger: Gott ins eigene Leben hereinlassen
Auf ein Ereignis zwölf Jahre nach der Weihe der Kirche wies Weihbischof Pappenberger hin: am 16. Oktober 1978 trat Papst Johannes Paul II. mit der Aufforderung sein Amt an, die Türen aufzumachen, die Tore zu heben und die Grenzen zu öffnen – was sich in seiner Amtszeit in manchen Bereichen auch realisierte. Ähnliche Worte, so der Weihbischof, habe auch Papst Benedikt XVI. benutzt. Seit 1966, also in den zurückliegenden 50 Jahren, habe sich die Kirche sowohl im globalen wie auch im lokalen Bereich verändert, stellte der Weihbischof fest und verwies in diesem Kontext auch auf die Gründung der KAB in der Pfarrei Maria Waldrast im Jahr 1966. Als ein Hauptproblem der heutigen Zeit sieht der Weihbischof, dass sich die Menschen vielfach abschließen, den Sinn des Lebens darin sehen, „nur für sich dazusein“, damit die Welt so belassen wie sie ist und „nicht in der Lage sind, über sich hinaus zu schauen.“ Die Kirche gebe heute wie vor 50 Jahren darauf die Antwort: dass es mehr gibt als man sieht, es etwas Größeres gibt - „dass dieses Leben ein Geschenk ist und das Leben eine Gabe ist. Und der, der es uns zum Geschenk gemacht hat, ist immer noch da und zugänglich, auf eine unvergleichlich enge Weise“. Damit meinte der Weihbischof natürlich Gott und seinen Sohn Jesus Christus. Es gehe heute besonders darum, sich auf den Weg einzulassen, den Gott mit uns geht.
Bezugnehmend auf die Katholische Arbeiterbewegung (KAB) machte der Weihbischof deutlich, dass neben dem Frommsein auch frommes Tun nötig sei bzw. zur Gottesliebe immer die Nächstenliebe gehöre und man das in der Kirche Gehörte auch im Lebensalltag umsetzen müsse. So werde die Kirche zu einem Ort der guten Orientierung, einem Raum für Hilfestellungen, ja einem Ort, „wo man nicht nebeneinander geht, sondern füreinander da ist“ - und damit auch zu einem Ort der Hoffnung, der aus Sünde und Tod befreit. Mit einem Hinweis auf das große Kreuz im Altarraum, die farbigen Fenster mit Motiven aus dem Leben Marias und auf den langjährigen Seelsorger Josef Dietl kam Weihbischof Pappenberger auf seine Ausgangsgedanken der offenen Türen zurück und motivierte die Gottesdienstbesucher, „das in die Welt hinauszutragen, was Euch von Gott geschenkt ist!“
Nach der Predigt kamen die Kinder, die zuvor einen eigenen Wortgottesdienst hatten, zum Festgottesdienst, wobei Weihbischof Pappenberger jedes Kind einzeln begrüßte. Am Ende des vom Kirchenchor St. Elisabeth unter der Leitung von Chordirektor Alfred Kreuzer gestalteten Gottesdienstes überreichten die Kinder dem Weihbischof Blumen.
Kirchenpfleger Weißer: „Die Kirche ist eine Familie, in der Jeder willkommen ist.“
Auf die Bezüge des Gotteshauses zum Zweiten Vatikanum (Architektur, Kunst, Mentalität usw.) wies Kirchenpfleger Georg Weißer in seinem Grußwort hin, aber auch auf viele Momente der Freude und Hoffnung bzw. von Trauer und Angst in den 50 Jahren. Natürlich erwähnte auch er den verstorbenen Pfarrer Dietl sowie die weiteren Seelsorger, die dessen Arbeit fortführten bzw. in manchen Gebieten vertieften (Jugendarbeit, Integration ins Pfarrleben). „Die Pfarrei lebt nicht nur von den Gläubigen und der gewachsenen Infrastruktur, sondern vom Miteinander und Engagement der Pfarrmitglieder“, forderte Weißer. „Die Kirche ist eine Familie, in der Jeder willkommen ist, man sich aber auch Zeit nehmen muss. Jeder Einzelne ist gefordert“, blickte der Kirchenpfleger in die Zukunft. Die Pfarrgemeinde Maria Waldrast sieht er dabei als „Herz unseres Stadtteils, eine geistige Heimat zum Teilen von Freude und Hoffnung, von Trauer und Angst“. Oberbürgermeister Seggewiß erinnerte an die Vorgängerkapellen und -kirchen der heutigen Maria Waldrast-Kirche (u.a. die frühere Wies-Kapelle) in Weiden und wünschte, dass die Kirche und die Pfarrgemeinde ein Zentrum im Westen Weidens bleiben und weiterhin im kommunalen Leben eine wichtige Rolle spielen mögen.
Nach dem Gottesdienst war bei Sekt, Orangensaft und kleinen Häppchen Gelegenheit zum Small-Talk auf dem Kirchplatz – bei Sonnenschein am Kirchweihsonntag ein schöner Abschluss.