Dank für 25 Jahre Partnerschaft – Pfarrangehörige aus Stribro und Vohenstrauß blicken dankbar zurück und hoffnungsvoll nach vorne
Kurz nach der Grenzöffnung nach Böhmen im Herbst 1989 knüpfte die katholische Pfarrgemeinde von Vohenstrauß einen grenzüberschreitenden Teppich ins Nachbarland. Mittlerweile sind 25 Jahre vergangen und die Beziehungen zwischen Stribro/Mies und Vohenstrauß und den Völkern auf beiden Seiten bestehen noch immer. Mit einem feierlichen Pontifikalgottesdienst in der Dekanalkirche in Stribro begegneten sich am Samstag Pfarrangehörige von hüben und drüben und blickten mit dem Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer voller Dankbarkeit auf den Beginn dieser Partnerschaft zurück. Initiator war damals Bischöflich Geistlicher Rat und Stadtpfarrer von Vohenstrauß, Franz Winklmann, der zwischenzeitlich seinen Ruhestand genießt, jedoch bei der Feier persönlich anwesend war.
„Brücken schütten Gräben nicht zu, ebnen Unterschiede nicht ein, schaffen Hindernisse nicht weg, erkennen Trennendes an und ermöglichen dennoch Begegnung“, brachte es Stadtpfarrer Jiri Hajek auf den Punkt. Von der Mariensäule aus setzte sich eine lange Prozession mit etlichen Festgästen, darunter die Bürgermeister beider Städte Karel Lukes und Andreas Wutzlhofer, sowie mit den Altbürgermeistern Rudolf Svoboda und Dr. Bohuslav Cerveny mit den Wallfahrern und Fahnenabordnungen der Frauenbünde und der Marianischen Männerkongregation aus Vohenstrauß, Altenstadt und Waldau in Bewegung. Als wichtige Persönlichkeit der Partnerschaft erinnerte Pfarrer Hajek an den bereits verstorbenen Bürgermeister Petr Bursik. Stellvertretend nahm dessen Ehefrau Marie Bursiková an den Jubiläumsfeierlichkeiten teil. Bischöflich Geistlicher Rat, Dekan Alexander Hösl, Pfarrer Franz Winklmann und Pater Simeon Rupprecht zelebrierten den Gottesdienst mit dem Bischof. Vor dem Altar versinnbildlichte eine Brücke, auf der das Gnadenbild zur Schmerzhaften Muttergottes Platz fand, die gemeinsamen Verbindungen zwischen den beiden Pfarrgemeinden. Sie stand auch für die Wallfahrer, Wohltäter und Mitarbeiter, die seit 25 Jahren diese Partnerschaft unterstützen und mittragen.
Für den Regensburger Oberhirten war die Jubiläumsfeier ein Nachhausekommen, denn die Familie seiner Mutter stammt aus Kladrau, ein paar Kilometer südlich von Mies und zum Kreis Mies gehörig. Ihre Ausbildung zur Lehrerin begann sie noch in ihrer Heimat bevor sie diese verlassen musste, ergänzte der Bischof einleitend. Vor allem den christlichen Glauben nahm sie mit und gab ihn an ihre Familie weiter. Leider konnte der Pilsener Bischof Frantisek Radkovsky wegen anderweitiger Termine nicht anwesend sein, sonst hätten sie gemeinsam das Brückenbauen – das sie in diesem Jahr bei der Wallfahrt nach Neukirchen beim Heiligen Blut während des Katholikentages als Höhepunkt erleben durften – fortgesetzt.
In seiner Predigt erinnerte der Bischof an den Fall des „Eisernen Vorhangs“ ohne Gewalt und Blutvergießen, friedlich mit vielen jubelnden Gesichtern. Die Partnerschaft zwischen Vohenstrauß und Stribro bezeichnete Dr. Voderholzer als „erste Früchte der neuen Freiheit“. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 war ein wichtiger Meilenstein beim Zerfall des „Eisernen Vorhangs“. Dank sprach der Bischof deshalb all jenen Menschen aus, die unerschrocken und mutig auf die Straße gegangen sind. Viele von den Helden der „Samtenen Revolution“ waren ausdrücklich von ihrem christlichen Glauben inspiriert. Der Bischof erinnerte aber auch in diesem Zusammenhang an Papst Johannes Paul II., denn ihm verdanke Europa zu einem großen Teil die politische Wende. An einem Jubiläum gelte es nicht nur zurückzuschauen: „Unsere Heimat, diese Region, ist von einer Grenzregion in die Herzmitte Europas geraten.“ Dabei dürften aber Gefahren und Versuchungen nicht übersehen werden. Europa sei manchmal in Gefahr, seine Wurzeln zu vergessen oder gar zu verleugnen. Es sei in gewisser Hinsicht lebensmüde und kinderfeindlich geworden, mancherorts sei ihm sein geistiges Selbstbewusstsein abhanden gekommen, stellte Bischof Voderholzer fest. „Helfen wir weiter mit, dass die in manchen Herzen noch verbliebenen Mauerreste abgebaut, stattdessen Brücken geschlagen und diese Brücken auch beschritten werden.“ Die Pilgerwege die heute wiederentdeckt werden – dazu gehöre auch der Weg von Vohenstrauß nach Mies zum Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes – „sind die Pulsadern, die Lebensadern des christlichen Europa, die schon über Jahrhunderte hinweg die Menschen zueinander geführt und miteinander verbunden haben“. Ein wunderbares Erlebnis und ein künstlerischer Hochgenuss war die Aufführung des Chors aus Prag mit dem Dirigenten der Staatsoper Adolf Melichar und Organisator Dr. Stehlik mit der Messe Elegans von Jan Antonin Kozeluh, mit der sie die Gottesdienstbesucher beschenkten.