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Corona: produktive Zeit fürs Erspüren von Berufung

Krise nicht gleich Katastrophe

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Wie geht es mit der geistlichen Berufung in Zeiten von Corona weiter? „Auch wenn die Zukunft unsicher erscheint, wissen wir doch, dass durch Corona nicht alles unmöglich ist. Im Gegenteil! Es ist nämlich nicht zuletzt eine Frage der Perspektive.“ Das sagt Direktor Gerhard Pöpperl, der die Berufungspastoral in der Diözese Regensburg seit 2012 leitet, im Interview mit der Presse- und Medienabteilung des Bistums. Der Priester sagt: „Die Krise ist immer eine Zeit des Umbruchs.“ Dies gilt, frei nach Max Frisch, in dem Sinne, dass sie eine sehr produktive Zeit ist, wenn man ihr den Beigeschmack der Katastrophe nimmt.
 

Verstärkter Rede- und Begleitungsbedarf

An welchen Punkten solche gelebten Hoffnungen sich zeigen? „Das merkt man in der Berufungsbegleitung. Einerseits sind die Menschen tatsächlich viel mit sich selbst beschäftigt. Anderseits stellen sie aber die Sinnfrage ganz neu“, hat der Direktor erfahren. Und: „Nicht wenige setzen ihre Wertemaßstäbe neu an.“ Überhaupt sei zu bemerken, dass ein verstärkter Rede- und Begleitungsbedarf da ist.

Manches gestaltet sich in diesen Monaten der epidemischen Krise schwieriger, hat G. Pöpperl erfahren: „Die persönlichen und mitunter auch vertraulichen Gespräche, die wir sonst in Räumen führen, gibt es so nicht mehr.“ Dagegen sind „Spaziergänge mit Begleitung“, wie dies der Direktor nennt, „sehr gefragt“.
 

Werteüberzeugungen werden zunehmend in Frage gestellt

Ein weiterer positiver Aspekt: Werteüberzeugungen werden nicht nur in der Krise stark in Frage gestellt, sondern zunehmend überhaupt. Das werde gewiss auch dann so sein, wenn die Situation der epidemischen Krise hinter uns liegt. So fragte Direktor Pöpperl kürzlich einen Interessenten, ob er sich bewusst sei, dass er gegebenenfalls künftig die Position der Kirche gegen stärkere Angriffe zu vertreten hätte. Dem jungen Mann war dies nicht nur bewusst, es war sein Anliegen. „Gerade jetzt ist es um so notwendiger! Davor will ich mich nicht verstecken.“ So lautete seine Antwort.
 

Auf der Suche nach neuen Sicherheiten

Allgemein sei zu erfahren, dass Menschen derzeit nach neuen Sicherheiten suchen, weil alte Sicherheiten weitgehend abhanden gekommen sind. Pöpperl: „Was als sicher galt, ist auf einen Schlag nicht mehr da.“ Im Übrigen komme man ohnehin nicht um Entscheidungen herum, wie auch immer Situationen sich zeigen. Und diese sind, weiß der Berufungsbegleiter, nicht selten ganz anders als vorhergesehen – oder gar befürchtet. Direktor Gerhard Pöpperl weiß mithin von Gottesdiensten, in die mehr Menschen kommen als vor der Pandemie. Auch das eine geistliche Wirklichkeit in pandemischen Zeiten?
 

Aus Krisen kann großes Wachstum hervorgehen

Schließlich kommen wir im Interview am Telefon auch auf die Frage zu sprechen, ob Krisen für die Berufungspastoral der Kirche nicht an sich schwierig seien. Darüber hat sich Pöpperl ebenfalls bereits Gedanken gemacht. Er sagt mit Bedacht: „In der Berufungspastoral sollten wir keine Angst vor großen Krisen haben, denn dies sind erfahrungsgemäß Zeiten, aus denen ein großes Wachstum hervorgegangen ist.“ Ein biblisches Beispiel ist die Verfolgung der Jünger und Jüngerinnen Christi in Jerusalem, gibt der Berufungsverantwortliche an: „Sie war nicht das Ende, sondern der Punkt des Neubeginns. Ab diesem hat sich das Evangelium über Jerusalem hinaus verbreitet.“

Weitere Infos

Berufungspastoral im Bistum Regensburg

Priesterseminar St. Wolfgang



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