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Zur Neuigkeit
Caritas schärft Blick auf das Thema „Sucht am Arbeitsplatz“
…legal – illegal – digital
Regensburg, 9. Juni 2025
„Das Thema Sucht muss raus aus der Tabu-Ecke“, forderte Marion Santl, Leiterin der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme beim Fachtag „Sucht im Betrieb“. Ein guter und erkennbarer Schritt sei die rege Teilnahme zahlreicher Unternehmensvertreter: „Mit der großen medialen Wahrnehmung des neuen Jahrbuches Sucht der Deutschen Fachstelle für Suchtfragen ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg gelungen.“
Gerade im legalen und digitalen Bereich, also Alkohol, Nikotin und Glücksspiel, bestehe ein großer Nachholbedarf an Regulationen, vor allem in den Bereichen Einschränkung von Verfügbarkeit, Werbeverbote und höhere Steuern, so Santl weiter. Sie verwies auf die Misserfolge von Prohibitions-, also Verbotsphasen in verschiedenen Ländern: „Ein totales Verbot ist keine Lösung!“
„Wegschauen hilft nicht beim Thema Sucht im Betrieb“, begrüßte Dr. Robert Seitz, Abteilungsleiter Bildung und Soziales bei der Caritas Regensburg, die Teilnehmenden. „Sie nehmen das Thema ernst und wissen, dass ein gutes betriebliches Suchtmanagement eine gute Investition ist.“ Der Schwerpunkt „digital“ sei ein brennendes Problem, schon bei Kindern und Jugendlichen. Dr. Seitz zeigte das exemplarisch am digitalen Konsum Zehn- bis Siebzehnjährigen, von denen 20 Prozent ein riskantes, fünf Prozent sogar ein pathologisches Konsumverhalten zeigten. „Eine gänzlich neue Gefahr geht von der Künstlichen Intelligenz aus“, so Seitz, „heute verlieben sich manche Menschen sogar in die KI und vertrauen sich ihr an.“
Erfolg, Reichtum und Sorgenfreiheit versprechen zahlreiche Online-Glücksspieldienste. Ebenso wie Alkohol- oder Drogensucht, deren Folgen in den Betrieben oft nicht oder sehr spät erkannt werden, sei Glücksspielsucht lange verbergbar, aber in ihren Folgen ebenfalls schwerwiegend. „Zwischen Job und Jackpot – Wenn Glücksspiel zur Gefahr wird“, lautete der Fachbeitrag von Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht (LSG) in Bayern. Unter seiner Leitung hat sich die LSG zu einem wichtigen Akteur in der Suchtprävention entwickelt – mit einem flächendeckenden Netz an Fachstellen, innovativen Projekten wie dem „Online-Streetwork“ und einer klaren Haltung, wenn es um Spielerschutz und Regulierung geht. In seinem überregionalen Engagement setzt sich Landgraf im Bündnis gegen Sportwetten-Werbung für eine kritische Auseinandersetzung mit Glücksspielmarketing ein.
Unter dem Titel „Zwischen gesellschaftlicher Akzeptanz und Risiko“ referierte Stephan Gruber zu den Folgen und Therapieansätzen für Alkoholkranke am Arbeitsplatz. Gruber ist Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie, und leitet die Caritas Fachklinik Haselbach. Er kennt das Thema Alkoholsucht nicht nur aus klinischer Perspektive, sondern kann auch mit langjähriger praktischer Erfahrung in der Suchthilfe helfen. Stephan Gruber begleitet mit seinem multiprofessionellen Team Menschen in schwierigen Lebensphasen – mit medizinischer Expertise, therapeutischer Tiefe und einem ganzheitlichen Blick auf das Thema Abhängigkeitserkrankungen. Sein besonderer Fokus liegt dabei auf der Verbindung von psychiatrischer Versorgung, psychotherapeutischer Begleitung und nachhaltiger sozialer Reintegration.
Einer der weiteren Vortragsschwerpunkte war die Prävention. Die beiden Suchttherapeuten Karolina Zahnweh und Cornelius Kammerl aus dem Team von Marion Santl referierten und dem Titel „Genuss und Gefahr“: Prävention beginne nicht erst, wenn ein Problem sichtbar wird. Sie beginnt oft viel früher – und idealerweise auch beim Einstieg ins Berufsleben. Ein besonderes Augenmerk müsse auf der sensiblen und wichtigen Zielgruppe der Auszubildenden liegen. Sie seien jung, stünden am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn – und bewegten sich in einer Lebensphase, die geprägt sei von neuen Freiheiten, neuen Anforderungen und auch neuen Risiken.
Inwieweit können digitale Angebote dabei helfen , den Weg aus der Abhängigkeit oder dem riskanten Konsum zu finden? Welche digitalen Tools gibt es aktuell? Was können sie leisten – und wo liegen ihre Grenzen? – So ein weiterer Themenblock der ganztägigen Veranstaltung der von Olivia Mantwill, Soziologin und Suchtberaterin der Regensburger Caritas Fachambulanz, anschaulich präsentiert wurde. Für betriebliche Beraterinnen und -berater ist das ein aktuelles Thema – denn viele Beschäftigte informieren sich heute zuerst online oder wünschen sich niedrigschwellige, flexible Hilfsangebote. Umso wichtiger ist es, die Chancen und Herausforderungen dieser digitalen Entwicklung zu kennen und kritisch einzuordnen.
„Mit dem Fachtag wollten wir – gemäß dem Caritas Jahresmotto – Türen öffnen,“, fasste Marion Santl die Veranstaltung zusammen, „Türen öffnen, um auf verschiedene Aspekte des großen Themas Sucht hinzuweisen.“ Betriebliche Ansprechpersonen zum Thema Sucht und psychische Gesundheit konnten sich auch dieses Mal wieder gut vernetzen, in einen Austausch miteinander gehen und sich über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen informieren. Die Vorplanungen für den Fachtag „Sucht im Betrieb 2026“ haben bereits begonnen.
Text: Hans-Christian Wagner
(sig)
Weitere Infos
Unser Bild: Marion Santl, Leiterin der Caritas Suchtambulanz (links) mit Referatsleiter Dr. Robert Seitz (2.v.l.) und den Hauptreferenten beim Fachtag „Sucht im Betrieb“ Stephan Gruber von der Fachklinik Haselbach und Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle für Glücksspielsucht.




