Regensburg, 26. November 2024
Die Debatte darüber, ob sich werdende Mütter darüber Gewissheit verschaffen dürfen oder sollten, dass ihr ungeborenes Kind keine genetische Abweichung hat, die zu einer körperlichen Einschränkung führt, scheint zu kippen. Immer mehr wird in Richtung zusätzlich Tests und umfangreicherer Auskünfte argumentiert.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa blickt auf die kommende Legislaturperiode des Bundestags: dort „müssen wir uns der schleichenden Eugenik widersetzen”. In einem Beitrag für die Herder Korrespondenz erläutert sie, dass die Thematik „in Debatten zum assistierten Suizid ebenso zum Vorschein“ komme „wie in der Anwendung von Pränataldiagnostik (NIPT) als Screening-Verfahren”. Beim NIPT handelt es sich um einen Bluttest während der Schwangerschaft, mit dem genetische Anomalien wie Trisomie 21, als „Down-Syndrom“ bekannt, beim ungeborenen Kind festgestellt werden können.
Es brauche eine „ehrlich gemeinte Anstrengung der Inklusion”, so die Caritas-Präsidentin. Die Unterscheidung zwischen „wertvollem und unwertem Leben” würde die „Wurzeln der Sozialpolitik zerstören”. Die Sozialpolitik ihrerseits profitiere von der „fortwirkenden sozialen Macht des Christlichen, die dafür eintritt, jeden Menschen als Abbild Gottes zu sehen, nicht nur den Nobelpreisträger oder Hollywoodstar”.
Seit Juli 2022 übernehmen Krankenkassen die Kosten für nicht-invasive Pränataltests (NIPT) auf die verschiedenen Erscheinungsformen der Trisomie. Experten warnen vor der diskriminierenden Wirkung auf Menschen mit Behinderung, da der Test oft direkt oder indirekt zu Abtreibungen führt. Die aktuellen Abrechnungsdaten zeigen, dass allein im dritten und vierten Quartal 2022 insgesamt 111.448 Tests abgerechnet wurden – hochgerechnet ca. 250.000 Tests pro Jahr. Im Verhältnis zu den 739.000 Geburten im Jahr 2022 ist dies eine hohe Inanspruchnahme.
Welskop-Deffaa hat sich in einem früheren Interview für eine Reform des Schwangerschaftskonfliktrechts ausgesprochen, um sicherzustellen, dass die Kosten für straffreie Abtreibungen erstattet werden können. Nach der derzeitigen Regelung der Abtreibung durch das Strafgesetzbuch, die zahlreiche Ausnahmen erlaubt, sterben jährlich über 100.000 Kinder im Mutterleib.
Text: CNA Deutsch / Alexander Folz
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