Regensburg, 28. Januar 2025
Ein Klient der Caritas malt gegen den Krebs. Der Erlös seiner verkauften Werke geht an einen Regensburger Verein, der krebskranken Kindern Herzenswünsche erfüllt.
Dass Uwe Frank, 63, an seinem Stammplatz sitzt, ist ein Ding der Unmöglichkeit: Vor zweieinhalb Jahren erhielt er eine Krebsdiagnose, der untersuchende Arzt riet ihm, sich einen Hospizplatz zu suchen. Diesen fand er und erinnert sich an die Worte des Arztes: „Herr Frank, sieht nicht gut aus, da können wir nichts mehr machen.“ Aber Uwe Frank lebt.
Er sitzt im Café Brunner in Burgweinting, und zwar täglich von 7.30 bis 10.30 Uhr. Mehr als dreißig Aquarellbilder hat er in den zurückliegenden eineinhalb Jahren dort geschaffen, nun verkauft er sie für rund 30 Euro pro Exemplar. Der Erlös geht an den Regensburger Verein Traumzeit e.V., der krebskranken Kindern Herzenswünsche erfüllt, wie den Besuch eines Eishockey- oder Fußballspiels oder einen Ausflug zur Sommerrodelbahn. Knapp die Hälfte seiner Werke ist er schon losgeworden. „Das ist keine Kunst“, sagt Uwe Frank. „Das ist Malen gegen den Krebs.“
Er hält eines seiner Werke in die Kamera, „Freundschaft kennt keine Grenzen“, nennt er es. Ein Kugelfisch verschmilzt mit einem Reptil. Seinen Stilbeschreibt er als „abstrakt-intuitiv“. Dann hält er ein weiteres Bild in die Kamera und sagt: „Das ist Chaos.“
Wenn das eigene Leben entgleitet
Auch sein eigenes Leben entglitt ihm irgendwann. „Während der Corona-Pandemie habe ich eigentlich alles verloren, was im Leben wichtig ist“, erzählt Frank. Er war damals wohnungslos, musste Privatinsolvenz anmelden, fürchtete, seinen Job als Taxifahrer zu verlieren. „Ich hatte den Gedanken: Geh’ doch mal zu Caritas.“ Gedacht, getan. „Das war meine Rettung.“
Er bekam einen Platz im Caritas Übergangswohnheim für Männer: ein Bett, eine Dusche, Ansprechpersonen und Alltagsstruktur. „Endlich kam ich wieder zur Ruhe.“ Doch gerade als Uwe Frank meinte, sich zu stabilisieren, schmetterte ihn im August 2022 die Krebsdiagnose nieder. Dass Uwe Frank heute noch lebt, betrachtet er als eine Höchstleistung der modernen Medizin.
Nachdem ihm der eine Arzt wenig Hoffnung gemacht hatte, schätzte eine andere die Lage zuversichtlicher ein. Der Darmkrebs sei zwar inoperabel, aber therapierbar. Seither muss er mehrmals im Jahr zur Chemotherapie, „Rattengift“, sagt er. Erst ab Tag sechs gehe es aufwärts. Er lebt von Chemotherapie zu Chemotherapie und dazwischen nur dank starker Schmerzmittel. Berufsfähig ist er nicht mehr. Uwe Frank sagt: „Die viele Freizeit erschlägt mich manchmal.“
Der gebürtige Berliner ist alleinstehend, sein Bekanntenkreis klein, Vater und Mutter sind bereits gestorben. Er nennt die beiden Sozialpädagogen der Caritas, die ihn im Übergangswohnheim betreuten und zu denen er bis heute Kontakt hält, seine engsten Vertrauten. Als es ihm gesundheitlich besser ging, fragte er sich, wie er seine Lebenszeit verbringen wolle. Er fing mit dem Malen an. Es gab ihm Halt und Hoffnung.
Er studierte Youtube-Kanäle zu Farbenlehre und Bildaufbau. Irgendwann legte er los. Ausgerüstet mit einem DinA-3-Block und Aquarellbuntstiften zog er aus der Einsamkeit seiner Sozialwohnung und suchte sich einen Platz im nahegelegenen Café Brunner in der Römerstraße. Dort schuf er an einem Platz am Fenster seine Kunst. Als der Block leer war, hörte er mit dem Malen auf. An seinem Stammplatz sitzt er weiterhin, neben sich seine Gemälde auf einem Stapel sortiert und in Klarsichtfolie gepackt – fertig zum Verkauf.
Text: Susanne Schophoff/Caritas Regensburg
(kw)