Regensburg, 3. Dezember 2024
Am nördlichen Pfeiler der Galgenbergbrücke ist Regensburgs erster Spritzenautomat zu finden. Rund um die Uhr kann man sich dort hygienische Materialien holen, um Infektionsrisiken beim Drogenkonsum wie Hepatitis oder HIV zu reduzieren. Finanziert und initiiert von der Caritas Regensburg, ergänzt er das bewährte Spritzentausch-Angebot.
Unter der Galgenbergbrücke, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und nur 200 Meter entfernt von der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme, wurde jetzt der erste Spritzenautomat in Regensburg installiert. Mit dieser Initiative erweitert die Caritas ihr bewährtes Hilfsangebot für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen. „Es war ein langer Weg, bis wir heute hier stehen können,“ betont Marion Santl, Leitung Fachambulanz und Referatsleitung Suchthilfe und Sozialpsychiatrie der Caritas Regensburg, die seit 2021 unermüdlich auf die Realisierung dieses Projekts hinarbeitete. Die Finanzierung übernahm die Caritas Regensburg selbst. Jetzt gab es „Grünes Licht“ seitens der Stadtverwaltung.
Ein Teil der Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen konsumiert Substanzen intravenös. Unsachgemäßer Gebrauch von Spritzen, wie die Nutzung unsauberer Materialien oder das Teilen von Spritzen, erhöht das Risiko von Infektionen mit Hepatitis B, C, HIV und anderen schwerwiegenden Krankheiten. Diese Folgeerkrankungen belasten nicht nur die Betroffenen, sondern verursachen auch hohe gesellschaftliche Kosten. „Mit dem Spritzenautomat können wir Menschen rund um die Uhr Zugang zu hygienischem Material bieten – auch außerhalb unserer Öffnungszeiten, an Feiertagen und Wochenenden,“ erläutert Santl. Für 50 Cent erhalten Konsumierende sichere Spritzen und Zubehör.
Die Caritas Suchthilfe Regensburg führt seit 2011 in Zusammenarbeit mit der Aids-Beratungsstelle Oberpfalz ein erfolgreiches Spritzentausch-Programm durch. Neben der täglichen Abgabe von Spritzen in der Fachambulanz und durch Streetworker ergänzt der Automat das Angebot gezielt. Der Regensburger Standort wurde mit Bedacht gewählt: Er ist abseits von sensiblen Bereichen wie Schulen oder Kindergärten, liegt jedoch zentral zwischen den Aufenthaltsorten der Konsumierenden und der Caritas Fachambulanz. „Der Automat ist unscheinbar gestaltet und wird regelmäßig von unseren Streetworkern überprüft,“ so Santl weiter.
Prävention statt Tabuisierung
Seit 2022 konnte die Caritas bereits Erfahrungen mit einem ähnlichen Automaten in Schwandorf sammeln. Mit dem ersten Spritzenautomat in Regensburg setzt die Caritas ein klares Zeichen: Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen haben Anspruch auf Unterstützung – genauso wie jeder andere Patient. „Sucht ist eine Krankheit. Und wir tun alles dafür, Betroffenen eine sichere, respektvolle Versorgung zu ermöglichen,“ erklärt Santl, „Spritzenautomaten machen Drogen nicht zugänglicher, als sie es ohnehin schon sind. Vielmehr sollte die Gesellschaft offen und ehrlich über das Thema Sucht sprechen, statt es zu tabuisieren.“
Die Fachambulanz für Suchtprobleme des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg bietet Betroffenen und Angehörigen Rat und Hilfe bei Sucht- und Abhängigkeitsproblemen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen suchen mit ihren Klientinnen und Klienten nach gemeinsamen Lösungen und unterstützen auf dem Weg in eine zufriedene Lebensführung.Zusätzlich unterhält die Ambulante Suchthilfe die externe Suchtberatung in der JVA Regensburg sowie die Streetwork. Jährlich suchen über 1400 Ratsuchende die Angebote der ambulanten Suchthilfe in Regensburg auf.
Text: Caritasverband
(sig)