News Bild Caritas-Frühjahrssammlung für Menschen in Not – zahlreiche ehrenamtliche Sammler
Caritas-Frühjahrssammlung für Menschen in Not – zahlreiche ehrenamtliche Sammler

Die Notlagen der Menschen verschärfen sich

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Regensburg, 2. März 2023

Mit den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen verschärfen sich die Notlagen. Immer mehr Menschen suchen Hilfe – und finden sie bei der Caritas. Caritasdirektor Michael Weißmann wirbt um breite Unterstützung der Frühjahrssammlung vom 6. bis 12. März. Auftakt ist am Sonntag, 5. März, mit der Kirchenkollekte. Die Caritas finanziert mit dem Erlös Hilfen und Dienste, die nicht oder nur teils staatlich finanziert werden. Die Pfarreien verwenden die Mittel für individuelle Nothilfe vor der eigenen Kirchentür.

Die Caritas im Bistum Regensburg sieht sich neuen Herausforderungen gegenüber. Inflation und hohe Lebenshaltungskosten treffen insbesondere Menschen hart, die bereits jetzt an oder unter der Armutsgrenze leben. Aber auch Menschen, die sich bislang den Gang in eine Beratungsstelle nicht vorstellen konnten, suchen Hilfe. „In den Beratungsstellen der Caritas, insbesondere in der Allgemeinen Sozialberatung und in der Schuldnerberatung, wird deutlich: die Notlagen der Menschen verschärfen sich“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann. Er wirbt daher um breite Unterstützung der kommenden Caritas-Frühjahrssammlung vom 6. bis 12. März. Den Auftakt bildet die Kirchenkollekte am Sonntag, den 5. März.

Nothilfe für Menschen vor der eigenen Kirchentür

Über 700 Pfarreien im Bistum Regensburg engagieren sich. Zahlreiche ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler sind unterwegs. Ohne sie wäre die Sammlung nicht denkbar. In manchem Sammlungsjahr kamen auf diese Weise bis zu zwei Millionen Euro Spendengelder zusammen. Die Hälfte der Spendenerlöse aus der Caritas-Sammlung geht an den Diözesan-Caritasverband Regensburg. Die Caritas finanziert damit Hilfen und Dienste, die nicht oder nur teils staatlich finanziert werden. Dazu zählen beispielsweise die Allgemeine Sozial- oder die Schuldnerberatung. Die Spenden werden zudem individuell für Not- und Katastrophenfälle eingesetzt. „Das Geld, das in Form von Spenden zu uns kommt, wird ohne Abzug von Verwaltungskosten und ohne großen bürokratischen Aufwand dort eingesetzt, wo es am nötigsten ist“, sagt Weißmann. Die andere Hälfte der Spenden verbleibt in den Pfarreien. Es geht um konkrete, individuelle Nothilfen für Menschen vor der eigenen Kirchentür.

Ist die Haussammlung der Caritas überhaupt noch zeitgemäß?

Diözesan-Caritasdirektor Michael Weißmann wirbt um breite Unterstützung der Caritas-Frühjahrssammlung. Foto: H.C. Wagner

Warum ist die Sammlung für die Arbeit der Caritas wichtig? 

Michael Weißmann: Die beiden Sammlungen, Frühjahrssammlung und Herbstsammlung, die im Kirchenjahr eingebettet sind, haben für uns höchste Bedeutung. Was viele nicht wissen: Die meisten sozialen Dienste der Caritas sind nicht refinanziert durch staatliche Mittel. Das heißt nichts anderes, als dass wir hier sehr viele Eigenmittel einbringen müssen. Da fließen Anteile der Kirchensteuer hinein, die wir vom Bistum erhalten, oder eben Spendengelder. 

Jetzt sind wir in eine Zeit hineingekommen, in der ein großer Umbruch stattfindet. Zuerst war es die Corona-Krise, die uns mit völlig neuen Situationen konfrontiert hat. Eine tödliche Bedrohung, Verlust von Freiheit, wie wir sie gewohnt waren, Angst - und viele neue Nöte! Jetzt ist das Bewusstsein hinzugekommen, dass wir wieder Krieg haben in Europa, was vieles in unserem Denken ändert. Die konkreten Folgen mit Inflation und schier ungebremst steigenden Lebenshaltungskosten spüren alle. Immer mehr Menschen suchen Hilfe, viele bei der Caritas. Ich bin an dieser Stelle froh sagen zu können, dass es ein breites Netzwerk gibt an Anlaufstellen und Hilfsdiensten: Im Diözesanverband, in den Kreisverbänden und natürlich durch zahllose Initiativen in den Pfarreien. All das wird größtenteils aus Eigenmitteln gestemmt. Und hier spielen die Spenden eine tragende Rolle!

Wir haben aber auch einen großen demographischen Umbruch und hier denke ich an unsere Sammlerinnen und Sammler. Wir haben in unserem Jubiläumsjahr überall in den Dekanaten Menschen geehrt, die über viele Jahre hinweg für die Caritas Spenden gesammelt haben. Da waren Frauen und Männer dabei, die zehn, zwanzig, einige gar fünfzig Jahre lang unterwegs waren, um für die Arbeit der Caritas zu sammeln. Es war oft berührend, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen. Viele wussten aus eigener Erfahrung, was Not bedeutet. Viele sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen, sind selber in großer Not gewesen und haben sich aus diesem Grund dafür entschieden, auch anderen zu helfen und auf diese Weise die Nächstenliebe lebendig sein zu lassen.

Aus vielen Pfarreien hört man, dass es immer schwieriger wird, Sammlerinnen oder Sammler zu finden.

Ja, da verändert sich gerade vieles, auch gesellschaftlich. Menschen treten aus der Kirche aus, die Bindung an Institutionen geht zurück. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Arbeit der Caritas in der Gesellschaft bekannt ist, dass man weiß, was Caritas alles leistet.

In einem Gespräch habe ich unlängst etwas flapsig gesagt: Caritas ist da - von der Wiege bis zur Bahre. Aber da ist was dran, weil wir wirklich die ganze Bandbreite im Leben abdecken: Beratungsmöglichkeiten für schwangere Frauen, Bildungseinrichtungen für Kinder, Dienste und Hilfen für Menschen in Notsituationen, viele Angebote für alte Menschen bis hin zum Hospizdienst - Caritas ist da und hat einen Sitz im Leben! Und deshalb bitte ich und appelliere an alle, diese Arbeit der Caritas zu unterstützen. 

Zweimal im Jahr ist Caritas-Sammlung: Jetzt im Frühjahr zu Beginn der Fastenzeit und im Herbst zum Erntedankfest. Bei der Fastenzeit denken wir an das Fastenopfer, beim Erntedank eben auch an eine Dankesgabe für diejenigen, die Hilfe brauchen. Welche Rolle spielen solche Motive für die Menschen?

Diese Bilder sind sehr schön und sie haben auch lange getragen, aber ich fürchte, sie tun es heute immer weniger. Das Kirchenjahr hat bei vielen keinen Sitz mehr im Leben, viele können mit diesen Bildern nichts mehr anfangen, weil sie sie selber nicht mehr leben. Allerdings: Dass Caritas Gutes tut, lässt sich schon vermitteln. Und gerade deshalb sehe ich uns als Caritas in der Pflicht, in die Öffentlichkeit zu gehen und zu zeigen, was wir bieten, damit die Menschen auch Lust darauf haben, uns zu unterstützen - und gleichzeitig darauf vertrauen können: Wenn jemand in eine Notlage gerät, dann ist die Caritas auch da.

Text: Caritasverband Regensburg, Interview: Harry Landauer



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