Caritas-Haus für Frauen in Not, Eröffnung

Caritas eröffnet neues Haus für Frauen in Not

„Ein beschützendes Dach“

© H.-C. Wagner


Regensburg, 6. Dezember 2024.

Wohnungslose Frauen finden ab Frühjahr 2025 in der Ostengasse 36 Hilfe: im für rund eine Million Euro sanierten „Caritas Marienheim – ein beschützendes Dach für Frauen“. Bis Ende des Jahres 2023 betrieb die Caritas dort ein Heim für Demenzerkrankte. Wegen fehlenden Personals musste es schließen. Nun entsteht am selben Ort erneut eine einzigartige soziale Einrichtung. Caritasdirektor Michael Weißmann sagt: „Das Marienheim ist unser Leuchtturm in der Wohnungslosenhilfe.“

Das Haus vereint drei Hilfsformen unter einem beschützenden Dach – die Notunterkunft für obdachlose Frauen im Erdgeschoss, eine Nachsorgeeinrichtung im ersten und eine stationäre Wohngruppe im zweiten Stock. „Wir setzen damit unser Mehrphasenmodell ‚Wege aus der Wohnungslosigkeit‘ um“, sagt die Projektleiterin Brigitte Weißmann, Leiterin des Referats Soziale Beratung bei der Caritas. „Im Idealfall begleiten wir die Frauen von der ersten akuten Notsituation bis zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Wir schaffen einen Ort, an dem die Frauen nicht nur Schutz, sondern auch Perspektiven finden.“

Die Notunterkunft für Frauen wird die erste und einzige ihrer Art in der Oberpfalz sein. „Wir schließen damit eine Versorgungslücke“, sagt die Projektleiterin. „Die Zahl wohnungsloser Frauen steigt seit Jahren kontinuierlich an.“ Die Notunterkunft ist Teil des städtischen Konzepts zur Unterbringung von Obdachlosen. „Wir freuen uns, mit der Caritas eine erfahrene Trägerin im Bereich der Wohnungslosenhilfe gefunden zu haben. Sie hat die besonderen Belange der Frauen im Blick“, sagt Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein.

Immobilie mit Geschichte

Das Marienheim in der Ostengasse 36 hat eine über 100-jährige Geschichte und gilt als Schmuckstück in Regensburg. Es diente nahezu ein Jahrhundert lang als Heimstatt für Pfarrhaushälterinnen oder Frauen, die in kirchlich-sozialen Bereichen arbeiteten. Damit sollte diesen kirchlichen Mitarbeiterinnen am Ende ihres Lebens eine schöne Wohnstatt zur Verfügung stehen, 1977 fand die Öffnung auch für andere Frauen und Männer statt. Die Einrichtung musste wegen Personalmangels Ende 2023 schließen. Eigentümer der Immobilie ist der Marienverein e.V., der sozialkaritative Zwecke fördert.

Weshalb die Unterkunft für obdachlose Frauen dringend notwendig ist, weiß Barbora Pokorny. Sie leitet seit drei Jahren die Caritas Notunterkunft für Obdachlose in der Landshuter Straße. Dort wohnen Männer und Frauen. Für viele Frauen sei das belastend. „Frauen werden häufig wohnungslos, weil sie Gewalt erlebt haben“, sagt Pokorny. „Sie müssen den Partner und damit die gemeinsame Wohnung verlassen. Doch Unterkünfte, in denen sie auf Männer treffen, stellen eine Riesenhürde dar.“ Statt Hilfe anzunehmen würden sie oftmals lieber in fragwürdigen Beziehungen verharren, neue problematische Bindungen eingehen oder bei Freundinnen unterkommen. Diesen Frauen bietet das Marienheim künftig einen Schutzraum: ein Bett zum Schlafen, eine Tür zum Schließen, Sicherheit.

Das neue Caritas Marienheim in der Ostengasse: Wo bis Ende 2023 Menschen mit Demenz betreut wurden, werden im Frühjahr 2025 wohnungslose Frauen einziehen.

„Du bist wer! Du bist etwas wert!“

Wer die akute Not gemeistert hat, findet zwei Stockwerke darüber weiterführende Hilfe: bei Karin Haubenschild in der stationären Wohngruppe St. Rita. Die Sozialpädagogin leitet seit fast 40 Jahren das Haus St. Rita für wohnungslose Frauen, das aktuell noch in der Bahnhofstraße untergebracht ist. Mit dem Umzug ändern sich zwar die Räume, aber nicht das Angebot. „Die Frauen gewinnen Halt und Stabilität und gewöhnen sich an eine Tagesstruktur“, sagt Haubenschild. „Sie finden bei uns eine Haltung vor, die sie so nicht kennen: ‚Du bist wer! Du bist etwas wert!‘“

Wer sich in der Wohngruppe stabilisiert hat, kann vom zweiten ins erste Stockwerk ziehen und in die Nachsorge aufgenommen werden: Die NOAH-Nachsorge ist der neueste Baustein im NOAH-Programm und die letzte Phase vor dem eigenständigen Wohnen. Die Klientinnen müssen Miete zahlen, sind auf der Suche nach eigenem Wohnraum, werden sozialpädagogisch begleitet und beraten. Barbora Pokorny: „Die Aufnahme in die Nachsorge ist ein Meilenstein. Bis hierher ist es ein weiter Weg.“

Vom Rand ins Zentrum

Der weite Weg, von dem Pokorny spricht, ist der Weg zurück in die Gesellschaft, zurück zur Eigenständigkeit, hin zur Teilhabe. „Wir holen Menschen vom Rand ins Zentrum“, sagt Caritasdirektor Michael Weißmann. Beim Marienheim triff dieser Satz auch im konkreten Sinn zu: Es liegt im inneren Stadtosten, unweit des Doms und in Donaunähe. Sozialbürgermeisterin Astrid Freudenstein: „Die wohnungslosen Frauen ziehen in eine zentrale Lage. Das durchmischt den Stadtteil, schafft neue Begegnungen und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Was den Zusammenhalt und den Gemeinsinn ebenfalls stärkt, ist die innovative Wohnform im dritten und obersten Stockwerk: das Projekt „Wohnen für Hilfe“. Die Caritas vermietet Zimmer zubezahlbaren Preisen an Studentinnen. Und die Mieterinnen helfen ehrenamtlich im Haus. Projektleiterin Brigitte Weißmann: „Die Studentinnen profitieren von wertvollen Erfahrungen und erschwinglichem Wohnraum.“ Das neue Caritas Marienheim – ein beschützendes Dach für Frauen, das viele Chancen bietet.

Text: H.-C. Wagner

(sig)

Weitere Infos

Das Caritas Marienheim wird derzeit für rund eine Million Euro saniert. Das Sanieren wird durch Spenden finanziert. Erfahren Sie mehr zum Projekt auf der Spendenwebseite. Spendenkonto: Caritasverband für die Diözese Regensburg e.V., Liga Bank Regensburg IBAN: DE94 7509 0300 0000 0007 60, Verwendungszweck: Caritas Marienheim.



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