Burkina Faso: Katholische Pfadfinder ermordet
Bischof berichtet von Vertreibung der christlichen Bevölkerung
München, 23. November 2023
In der Ortschaft Débé im Nordwesten von Burkina Faso sind zwei katholische Pfadfinder erschossen worden, weil sie sich den Anordnungen der terroristischen Eroberer widersetzen. Die Tat habe sich bereits vor zwei Monaten zugetragen, berichtete Bischof Prosper Bonaventure Ky aus Dédougou bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus.
Terroristen hätten Débé eingenommen und die dortige Schule geschlossen. Die Kinder des Dorfes mussten deshalb in die 45 Kilometer entfernte Stadt Tougan zum Unterricht gebracht werden; Jugendliche hätten sie unter dem Schutz eines Militärkonvois begleitet, darunter befanden sich auch die Pfadfinder.
Vor dem Altar erschossen
Die beiden Jugendlichen seien jedoch nicht auf den von den Terroristen vorgegebenen Wegstrecken ins Dorf zurückgekehrt. Diesen Ungehorsam mussten sie mit dem Leben bezahlen, wie Bischof Ky berichtete: „Die Terroristen haben sie aufgegriffen und in das Dorf zurückgebracht. Dann haben sie angeordnet, die Kirche zu öffnen. Einer der beiden Jugendlichen wurde vor dem Altar, der andere vor der Muttergottes-Statue erschossen.“
Eine Rolle habe auch gespielt, dass die beiden den Pfadfindern angehört und trotz Verbots ihre Aktivitäten fortgesetzt hätten. Die Terroristen würden die Pfadfinder wegen ihrer Uniform verdächtigen, zu den Unterstützungstruppen des staatlichen Militärs zu gehören.
Nach der Ermordung der beiden Jugendlichen sei es zu einer weiteren Zuspitzung bekommen, erklärte der Bischof. Mitte Oktober hätten die Terroristen alle christlichen Dorfbewohner aufgefordert, Débé binnen 72 Stunden zu verlassen: „So etwas hat es noch nie gegeben. Bisher wurde immer die gesamte Bevölkerung vertrieben, nicht nur die Anhänger einer bestimmten Religion.“ Die Diözese Dédougou kümmert sich nun um die Vertriebenen, die unter katastrophalen humanitären Bedingungen leben.
Laut Bischof Ky würden Dorfbewohner vermuten, dass einer der Gründe für ihre Vertreibung ihre Weigerung gewesen sei, weiter in der Kirche zu beten, die sie nach dem Mord an den beiden Jugendlichen als entweiht ansahen. Die Terroristen hatten sie zwingen wollen, das Gotteshaus weiter zu benutzen.
Brennpunkt des Extremismus in der Sahel-Region
Das westafrikanische Land Burkina Faso galt lange als Musterbeispiel für das friedliche Nebeneinander verschiedener Glaubensrichtungen. Seit Ende 2015 entwickelt es sich jedoch immer mehr zu einem Brennpunkt für gewaltbereite Extremisten und ist heute ein Hauptschauplatz des dschihadistischen Terrors in der Sahel-Region.
Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind katastrophal. Bei Anschlägen von Gruppen, die Al-Qaida und der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ nahestehen, wurden im Norden und Osten des Landes mehr als 2000 Zivilisten und Soldaten getötet. UN-Angaben zufolge sind mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht.
Seit etwa vier Jahren kommt es lokalen Beobachtern zufolge auch vermehrt zu gezielten Attacken auf Christen, die etwa ein Viertel der Bevölkerung Burkina Fasos ausmachen.
Text: Kirche in Not
(kw)
Prosper Bonaventure Ky, Bischof von Dédougou/Burkina Faso. © Kirche in Not
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