News Bild Bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung: Ein Fallbeispiel aus der Caritas-Insolvenzberatung Regensburg

Bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung: Ein Fallbeispiel aus der Caritas-Insolvenzberatung Regensburg

Wie man den Weg aus den Schulden findet

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Regensburg, 7. Mai 2024

Die Bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung ist vom 10. bis 14. Juni. Mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet, Tendenz steigend. Was können Gründe dafür sein? Und wie schafft man wieder eine positive Bilanz? Ein Fallbeispiel aus der Caritas Regensburg

Andreas Müller (Name geändert) stand vor den Trümmern seines Lebens: Eine gescheiterte Selbstständigkeit und die Trennung von seiner Frau führten dazu, dass er von Sozialleistungen leben musste. Der 56-Jährige war in eine scheinbar ausweglose Situation geraten. Er brachte den Unterhalt für seine Tochter nicht mehr auf, zog wieder bei seinen Eltern ein. „Ich hatte das Gefühl, alles verloren zu haben.“ Das war vor rund sechs Jahren. Andreas Müller hatte sich überschuldet und verfügte über keinerlei finanzielle Mittel mehr.

Er ist damit nicht allein: Rund 5,65 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Überschuldung betroffen. Laut Schuldner-Atlas können Betroffene kaum noch ihren täglichen Minimalbedarf finanzieren und ihre Schulden dauerhaft nicht aus Einnahmen oder Rücklagen tilgen. In der Schuldnerberatung der Caritas Regensburg finden Menschen in finanzieller Not Unterstützung – und eine Perspektive für den Weg aus den Schulden. Rund 700 Ratsuchende wenden sich jährlich an die Schuldnerberatung der Caritas Regensburg.

Beratung in der Caritas-Fachstelle

Dort treffen sie auf Monika Kortus, Beraterin und Fachreferentin der Schuldner- und Insolvenzberatung in der Caritas Regensburg. Auch Andreas Müller kam zu ihr ins Beratungsgespräch. Anhand der Erstellung eines persönlichen Haushaltsplans und unter Berücksichtigung der individuellen Ausgangssituation des Klienten werden im Erstgespräch Kernthemen identifiziert und priorisiert. Die Schwerpunktsetzung unterscheidet sich dabei individuell. „In diesem Fall stand die Wiederherstellung der Eigenständigkeit im Vordergrund, da der Ratsuchende nicht mehr von seinen Eltern abhängig sein wollte“, sagt Kortus.

Es folgte für Müller ein schwieriger Weg der Arbeitssuche. Nach einem knappen halben Jahr fand er eine Anstellung in der Intensivpflege. Ab diesem Zeitpunkt war er auch wieder in der Lage, laufenden Unterhalt für seine Tochter zu zahlen.

Privatinsolvenz als Lösung

Oft helfen schon einzelne Beratungstermine, um Struktur in die eigenen Finanzen zu bringen, das System „Schulden“ zu verstehen – und handlungsfähig zu werden. Manchmal werden Schulden aber auch zu einer überwältigenden Last, eine Regulierung ist nicht mehr möglich.

So stellte sich auch im weiteren Beratungsverlauf von Müller heraus, dass die Rückzahlung der gesamten Schuldensumme aus eigener Kraft nicht möglich ist – das Thema Privatinsolvenz stand im Raum. Dieses Verfahren eröffnet einer verschuldeten Person die Möglichkeit einer geordneten Entschuldung und somit eines wirtschaftlichen Neuanfangs. Auch hier bietet die Caritas fundierte Unterstützung und Informationen. Kortus begleitete Müller bei der Vorbereitung des Insolvenzantrags, sodass das Verfahren Anfang 2019 eröffnet werden konnte. „Der Ratsuchende hatte sich bis dahin so gut stabilisiert, dass er das Verfahren in den folgenden Jahren völlig eigenständig durchlaufen konnte. Erst jetzt, nach Ankündigung der vorzeitigen Restschuldbefreiung, hat er sich wieder an mich gewandt.“

Dies geschah in einer Dankes-E-Mail, die Kortus Anfang dieses Jahres erreichte. „Ohne die Hilfe der Caritas hätte ich den Weg aus der Schuldenfalle niemals gefunden“, schrieb Müller. „Sie haben mir nicht nur finanziell geholfen, sondern auch moralische Unterstützung geboten – und das in einer wirklich angenehmen Beratungsatmosphäre. Auch meine Tochter kann ich mittlerweile finanziell sogar über das vom Gesetzgeber vorgesehene Maß hinaus tatkräftig unterstützen. Sie beendet im Juni ihre Ausbildung als Tierarzthelferin. Es war ein langer steiniger Weg, aber es hat sich gelohnt!“

Text: Corinna Janes/Caritas Regensburg

(kw)

Weitere Infos

Über die Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas in der Diözese Regensburg

Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen des Diözesan-Caritasverbandes Regensburg stehen als Ansprechpartner in schwierigen finanziellen Situationen zur Seite. Die Mitarbeitenden der Schuldnerberatungsstellen suchen mit ihren Klientinnen und Klienten nach Möglichkeiten, um individuelle Lösungen für einen Weg aus der Verschuldung zu finden.

Aktuell gibt es in der Diözese sieben Beratungsstellen. Davon sind fünf anerkannt und dürfen in das Privatinsolvenzverfahren begleiten. Jährlich wenden sich rund 2000 Ratsuchende an die Beratungsstellen in der Diözese Regensburg.

Über die Aktionswoche Schuldnerberatung 2024 vom 10. Juni bis 14. Juni

Vom 10. Juni bis 14. Juni 2024 findet die Aktionswoche Schuldnerberatung unter dem diesjährigen Motto „Buy now – Inkasso später“ statt. Ziel der bundesweiten Kampagne ist es, auf die Risiken von Kleinkrediten bei Internetbestellungen nach dem Motto „Jetzt kaufen, später bezahlen“ aufmerksam zu machen. In dieser Woche finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen, Workshops und Informationsangebote statt.



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