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Zur Neuigkeit
Brauchtum in Ostbayern: Sühnekreuz und Seelgeräthe
Beim Steinkreuz geht’s um
Regensburg, 3. November 2025
Massiv und gedrungen, oft schon arg verwittert, stehen die Sühnekreuze am Straßenrand, an alten Feld- und Waldwegen, vornehmlich an Wegkreuzungen. Die meisten von ihnen entstanden in der Zeit von etwa 1300 bis 1600 – als steinerne Zeugen für Mord und Totschlag.
Seelgeräthe und Bußgewand
Seit uralten Zeiten – bereits im Alten Testament wird davon berichtet – und bis ins Mittelalter musste sich ein Mörder oder Totschläger der öffentlichen Verurteilung stellen. Ihm drohte die Todesstrafe und er und seine Familie wurden durch die Blutrache der Familie des Opfers verfolgt. Dem konnte der Verbrecher nur entgehen, wenn er sich durch den Abschluss eines Sühnevertrages mit den Angehörigen des Opfers gütlich einigte. Ein solcher Vertrag enthielt immer eine Art Schadenersatzzahlung, ferner eine Reihe anderer ebenso kostspieliger Leistungen, die „Seelgeräthe“ genannt wurden: Schenkungen an Kirchen und Klöster, Abhalten von Seelenmessen und Wachsspenden. Oft wurde auch das öffentliche Bloßstellen und Demütigen des Täters verlangt. So musste er im Bußgewand oder sogar nackt am Grab des Opfers Abbitte leisten oder als sichtbares Zeichen oft jahrelang einen Strick oder einen eisernen Ring um den Hals tragen. Schließlich musste immer auch ein „Leichenzeichen“ errichtet werden, ein Erinnerungszeichen an die Untat, zum Beispiel in Form eines Sühnekreuzes am Ort der frevelhaften Handlung.
Gedenkkreuze für die armen Seelen
Als 1532 die Rechtsprechung geändert wird, verliert sich der Brauch der Sühneverträge. Das Aufstellen von einfachen Steinkreuzen lebt aber als Volksbrauch bis ins 19. Jahrhundert fort. Und noch heute stellen Angehörige an Unglückstellen zur Erinnerung an die hier Verstorbenen Gedenkkreuze auf.
Die alten Steinkreuze galten früher in der abergläubischen Vorstellung als Orte, an denen sich unheimliche Dinge zutragen. Niemand ging gerne allein daran vorbei. Im Volksglauben waren es die armen Seelen von Ermordeten oder Verunglückten, die keine Ruhe finden, weil sie vor ihrer Zeit aus dem Leben gerissen wurden.
Unheimliche Orte
Als Wiedergänger, Irrlichter, feurige Hunde, als Geister ohne Kopf und schwarze Totenvögel kreisten die Seelen in der Vorstellung der Menschen um die Kreuze und erschreckten die Wanderer. Viele nahmen einen Umweg in Kauf, um nicht an diesem unheimlichen Ort vorbeigehen zu müssen. Denn bei diesem Steinkreuz war ja die frevelhafte Tat begangen worden, und so galt auch der Platz selbst als böse und Unheil bringend. Schreckliches Unglück hatte der zu befürchten, der ein Steinkreuz versetzte: Ihm starb das Vieh im Stall, die Kinder im Haus, oder die Ernte gedieh so lange nicht mehr, bis er das Kreuz an seinen Platz zurückbrachte.
Teufelsspuk
Besonders in der Nacht auf Allerseelen, der Nacht vom 1. auf den 2. November, stellte man sich die Steinkreuze als Orte des Spukes und als irdischen Aufenthaltsort des Teufels vor. Nur wer unbedingt musste, wagte sich in dieser Nacht, in der nach altem Volksglauben die Armen Seelen aus dem Fegefeuer auf die Erde zurückkehren, in die Nähe eines Sühnekreuzes. Durch Aufsagen von Zaubersprüchen oder Annähern im Rückwärtsgang versuchte man sich vor der Gewalt der Geister zu schützen.
Text: Judith Kumpfmüller
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