Kühe auf einer grünen Almwiese

Brauchtum in Ostbayern: Jakobustag

Erntebeginn und Pilgerfest


Regensburg, 25. Juli 2025

Vor allem in Zusammenhang mit dem Pilgern ist er bekannt, dabei gibt es um ihn noch viel mehr zu wissen: Der Tag des heiligen Jakobus, der 25. Juli, war früher in Bayern ein wichtiger Wetterlostag.

„Sind um Jakobi die Tage warm, gibt’s im Winter viel Kälte und Harm“, lautet eine alte Bauernregel. Lange Wetterbeobachtungen haben gezeigt, dass nach einem trockenen, warmen Jakobitag mit hoher Wahrscheinlichkeit ein zu kalter Januar folgt. Ist das Wetter um Jakobi dagegen zu kalt, folgt fast immer ein zu milder Januar. 

Stärkung zu Jakobi

„Jakobi im Schnitt“ wird der Tag in einigen Gegenden Bayerns auch genannt, denn mit dem Jakobitag beginnt vielerorts die Ernte – auch die Kartoffelernte, weshalb die ersten Kartoffeln auch „Jakobskartoffeln“ genannt wurden, die allmählich reifenden Frühäpfel waren die „Jakobiäpfel“. Im ganzen alpenländischen Raum gingen Bauer und Bäuerin an Jakobi traditionell zum „jakobsen“ oder „joggesen“ auf ihre Almen. Man schaute nach dem Vieh und danach wurde von der Sennerin groß aufgekocht. Anschließend ging es ans Milchmessen, schließlich war der Milchertrag zu dieser Zeit am ergiebigsten, danach ließ die Milchleistung der Kühe wieder nach: „Jakobi an Schluck, Laurenzi an Ruck, auf Bartlmä gar nix mehr“. Im Gäuboden fing man an Jakobi mit der Getreideernte an. Der Bauer spendierte den Knechten und Dirnen ein Trinkgeld für den „Jaggas-Stirk“, die „Stärkung zu Jakobi“ und die Bäuerin kochte ein kräftiges Einstandsessen für die Erntehelfer. 

Jakobuswege in Altbayern

In Bayern begann die Jakobusverehrung erst im Lauf des 12. Jahrhunderts. Dass der heilige Jakobus so beliebt und populär war, lag vor allem an der bis heute überaus wichtigen Wallfahrt zum Grab des Heiligen nach Santiago de Compostela in Spanien, einst mit Rom und Jerusalem der wichtigste Fernwallfahrtsort der Christenheit. Die Jakobswege führten quer durch Europa, und viele von ihnen führten auch durch Bayern. Gesäumt waren die Wege von Jakobskirchen, bis heute gibt es in Altbayern 165 dem Pilgerheiligen geweihte Kirchen und Kapellen. 


Pilgern durch Ostbayern

Der „offizielle“ Camino Francés beginnt an den Pyrenäenpässen von Somport und Roncesvalles. Hierher kommt man auf unterschiedlichen Wegen durch verschiedene europäische Länder. Allein durch Ostbayern führen zwei Jakobswege. 

Genau 2825 Kilometer sind es vom tschechisch-deutschen Grenzübergang in Eschlkam bis Santiago de Compostela. 273 Kilometer lang ist der Pilgerweg durch Ostbayern. Die ersten 177 Kilometer führen über Neukirchen beim Heiligen Blut durch den Bayerischen Wald nach Wörth an der Donau und am Fluss entlang weiter nach Regensburg. Von hier aus geht der Ostbayerische Pilgerweg weitere 151 Kilometer über den Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg, die Limesstraße und schließlich durch das Altmühltal nach Eichstätt und Donauwörth. Hier beginnt dann der schwäbische Jakobsweg, der bis zum Bodensee führt. 

Jakobifest am Pilgerweg

Der kürzere Oberpfälzer Pilgerweg ist Teil des Jakobsweges von Prag über Nürnberg nach Rothenburg ob der Tauber. Er beginnt in Tillyschanz an der deutsch-tschechischen Grenze und führt über Schwandorf, Hohenburg und Feucht nach Nürnberg.

Eine der Kirchen auf dem Oberpfälzer Jakobsweg ist St. Jakobus in Fuchsberg. Das kleine romantische Kirchlein liegt eingebettet in die sanfte Hügellandschaft des Oberpfälzer Waldes etwa 700 Meter außerhalb von Fuchsberg bei Oberviechtach im Landkreis Schwandorf. Für die Pilger ist es die erste Station nach der Grenze zu Tschechien. Noch heute machen viele hier Rast, holen sich ihren Pilgerstempel und genießen den Ausblick. Die Jakobus-Kirche ist auch ein beliebter Ort für Hochzeiten und das Ziel zahlreicher Bittgänge. Und jedes Jahr am Sonntag vor oder nach dem 25. Juli – heuer am 27. Juli – wird zum Patrozinium das Jakobifest gefeiert – mit festlichem Kirchenzug, Gottesdienst und dem weltlichen Fest mit Blasmusik, Schmankerln und einem süffigen Fuchsberger Bier. 

Der heilige Jakobus

Jakobus der Ältere war der Bruder des Jüngers Johannes. Er gehörte neben Johannes und Petrus zu den drei Lieblingsjüngern Jesu. Der Überlieferung ließ ihn König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 enthaupten. Jakobus war damit der erste Märtyrer unter den Aposteln. Nach einer alten spanischen Legende wurde sein Leichnam in einem Boot an die Küste Spaniens getrieben, einer anderen Version zufolge schenkte Kaiser Justitian die Gebeine dem Sinaikloster, in den Stürmen des Islam hätten die Mönche die Reliquien dann nach Spanien in Sicherheit gebracht. Als die Muslime auch Spanien eroberten, habe man die Überreste an der Stelle begraben, an der sich heute Santiago de Compostela befindet.


Text: Judith Kumpfmüller

Weitere Infos

Mehr Beiträge aus der Reihe Brauchtum und Geschichte in Ostbayern



Nachrichten