News Bild Brauchtum in Ostbayern: Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz

Brauchtum in Ostbayern: Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz

Bruderschaft des heiligen Rosenkranzes

Home / News

Regensburg, 7. Oktober 2024

Die Monate Mai und Oktober sind noch heute in Altbayern der besonderen Verehrung der Mutter Gottes gewidmet. Während man sich im Marienmonat Mai in den Kirchen zur Maiandacht versammelt, finden im Oktober die Rosenkranzandachten statt. Ein ganz besonderer Tag war früher das Rosenkranzfest, der „Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“ am 7. Oktober. Dieser Feiertag geht zurück auf den Sieg der vereinigten Christlichen Kriegsflotten gegen die Türkei.

In der berühmten Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1751 schlug die katholische Seestreitmacht unter Führung des jungen Regensburgers Don Joan de Austria die türkische Mittelmeerflotte vernichtend. In ganz Europa hatten Katholiken im Vorfeld der Schlacht den Rosenkranz gebetet, und so stiftete Papst Gregor XIII. im Jahr 1573 das Rosenkranzfest am 7. Oktober als „Fest der Jungfrau Maria vom Sieg“, das später von Papst Klemens XI. zu einem Fest der ganzen Kirche erhoben wurde. Noch heute treffen sich in Altbayern die Menschen an diesem Tag in den Kirchen zum gemeinsamen Rosenkranzgebet.

Rosenkranzbruderschaften im ganzen Land

In zahlreichen bayerischen Kirchen wurden Rosenkranzaltäre errichtet, und im 17. Jahrhundert gab es in Bayern sogar eine „Rosenkranzpflicht“. Der bayerische Kurfürst Maximilian I. schrieb allen seinen Untertanen den Besitz eines Rosenkranzes vor. 1884 führte Papst Leo XIII. den Oktober als Rosenkranzmonat verpflichtend ein. Diese Verpflichtung wurde zwar Mitte des 20. Jahrhunderts aufgehoben, doch in Altbayern lebt die Tradition bis heute fort.
Erhalten haben sich an einigen Orten auch die Rosenkranzbruderschaften. Die erste Rosenkranzbruderschaft wurde von Dominikanern im 15. Jahrhundert in Flandern gestiftet, ihr Ziel war die Vertiefung der Frömmigkeit durch das Rosenkranzgebet. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Rosenkranzbruderschaft in Köln. Ihr gehörten sogar Kaiser Friedrich III., seine Frau Eleonora und sein Sohn Maximilian I. an. Und von hier aus verbreitete sich die Rosenkranzbruderschaft rasch in ganz Deutschland.

Erz- und Stundbruderschaften

In der Pfarrei Aiterhofen im Landkreis Straubing-Bogen gibt es heute eine der wenigen Rosenkranzbruderschaften Bayerns. Aus alten Urkunden geht hervor, dass die Bruderschaft bereits seit der Zeit um 1680 besteht. Die Aufnahmestatuten in diese Erz- und Stund-Bruderschaft waren sehr streng. Es gab genaue Gebetsvorschriften, an die sich die Mitglieder halten mussten:

  1. Wird einem jeden zwar nur eine, aber gewisse Stund im ganzen Jahr, nicht nach eigenem Willen, sondern nach dem Los zugeteilt.
  2. Kann sein Stund keiner ändern, weil ansonst dieser ewige Rosenkranz durch diesen Missbrauch seines Ziels und Ends beraubtet werde.
  3. Der sein Stund nicht beten kann, darf und soll eine andere Person bestellen.
  4. Welcher die Stund verabsäumet, der lasse eine heilige Messe lesen.
  5. Der den Zettel verliert und seine Stund nicht mehr weiß, begehre eine andere.

„Art und Weis, die Stund zu beten“

In einem Denkbrief mit gesondertem Hinweis für „Art und Weise, die Stund zu beten“ waren außerdem eine „Angelobungsformel“ und das „Eifrige Führnehmen“ für die persönliche Gebetsstunde abgedruckt: „Ich armer Sünder (Name des Mitglieds), dessen Tod gewiß, die Stund aber ungewiß, für welchen der Heiland zweymal hundert tausend, neun und achtzig tausend, und achtzig Stund schmerzhaft gelitten, will wenigstens eine einzige Stund in einem so langen Jahr, also den (Monat und Tag, …….von …bis… Uhr) eifrig bitten für das Heil und letzte Gnade aller Sterbenden. Wie ich mir dann kräftig führnehme zu tun. Dazu mir Gott helfe, und alle Heilige. Amen.“
Sogar für die des Lesens unkundigen Mitglieder war gesorgt. Wer die Schlussformel der vorgeschriebenen Rosenkranzgebete nicht lesen konnte, für den gab es noch den Hinweis: „der bete an statt dieses Gebets zu letzt 3 Vater unser und 3 Ave Maria“.

Bis heute feiert die Rosenkranzbruderschaft in Aiterhofen das Rosenkranzfest mit einem Gottesdienst und einer Lichterprozession. In diesem Jahr findet das Fest am Samstag, den 12. Oktober statt. Der Gottesdienst mit feierlichem Marienlob beginnt um 18 Uhr.

Text: Judith Kumpfmüller

Altarbild

Der rechte Seitenaltar in der Pfarrkirchen Aiterhofen ist eine Stiftung der Rosenkranzbruderschaft. © Pfarrei Aiterhofen

Weitere Infos

Mehr Beiträge aus der Reihe Brauchtum und Geschichte in Ostbayern



Nachrichten