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Brauchtum in Ostbayern: Freiwillige Feuerwehren

Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr

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Regensburg, 12. Juli 2024

Überall in Altbayern feiern in diesem Jahr wieder Freiwillige Feuerwehren ihr 150-jähriges Gründungsfest. Zwar waren die Gemeinden bereits im Mittelalter verpflichtet, einen Brandschutz aufzubauen, Feuerwehren im heutigen Sinn entstanden aber überwiegend erst Mitte des 19. Jahrhunderts.

Zuvor war die Brandbekämpfung die Aufgabe der Innungen und Zünfte. Auch die Ausrüstung machte es schwer, den großen Bränden Herr zu werden. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man auf Handpumpen angewiesen, die von Pferden oder der Löschmannschaft an die Einsatzstelle gezogen werden mussten.

Die Freiwillige Feuerwehr

Nachdem 1849 in Augsburg der erste „Feuerverband“ gegründet worden war, folgten bald andere bayerische Städte und Gemeinden. So wurde am 12. Januar 1858 in Regensburg die erste Freiwillige Feuerwehr der Oberpfalz gegründet. Schnell erkannte die Obrigkeit, wie segensreich der Einsatz der Freiwilligen Feuerwehren war. Im Jahr 1868 wurden alle Bezirksämter angewiesen, sich in den Städten, Märkten und Dörfern für die Bildung von Freiwilligen Feuerwehren einzusetzen. Knapp 20 Jahre später gab es im Königreich Bayern bereits 4659 Feuerwehren.

Totengedenken und Festzug

Rund 150 Jahre ist das her. Heute sind bayernweit über 320.000 Feuerwehrleute in 7600 Freiwilligen Feuerwehren aktiv. Dazu kommen sieben Berufsfeuerwehren, 168 Werk- und 51 Betriebsfeuerwehren. Und so wird landauf, landab Gründungsfest gefeiert: mit Schirmherr, Fahnenmutter und Fahnenbraut, Festdamen, Festmädchen und -buben, Patenvereinen und mit Segnung der wertvollen Fahnenbänder. Wenn es ganz feierlich werden soll, wird noch eine neue Fahne geweiht.

Ein Feuerwehrfest ist vor allem auf dem Land ein Großereignis für das ganze Dorf. Den Höhepunkt bildet neben dem traditionellen Totengedenken und dem großen Festgottesdienst mit der Weihe der Fahnen und Fahnenbänder meist ein großer Festzug am Sonntagnachmittag, an dem Feuerwehren und Vereine aus dem ganzen Umkreis teilnehmen. Und danach ziehen alle gemeinsam mit ihren Fahnen ins Bierzelt ein.

Feiern in früherer Zeit

In früherer Zeit sorgte so ein Feuerwehrfest noch Jahrzehnte für Gesprächsstoff und leuchtende Augen bei den Beteiligten. Allein die Vorbereitungen dauerten Monate. Ein Patenverein musste gefunden werden, man brauchte Fahnenbraut, Fahnenmutter und Festjungfern. Je näher der Termin rückte, umso größer wurde die Aufregung. Nicht nur die Mitglieder der Feuerwehr, das ganze Dorf war auf den Beinen. Alle Häuser wurden mit Kränzen und Fahnen geschmückt, eine Tanzbühne musste aufgebaut werden und natürlich der Feldaltar, an dem der Höhepunkt des Festes, die feierliche Weihe der Fahne, stattfinden sollte. Drei bis vier Tage wurde gefeiert, die Festbesucher nahmen oft eine beschwerliche Anreise in Kauf. Mit dem Fuhrwerk, auf Lastwagen, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zogen sie in das Dorf ein. Schließlich hatte man nicht oft Gelegenheit zum gemeinsamen Feiern, und vor allem für die Burschen und Dirndl bot so ein Fest auch die Möglichkeit, nach einem zukünftigen Hochzeiter Ausschau zu halten. Denn einen Tanzboden gab es auch, allerdings erst am Sonntag nach dem Festgottesdienst.

Blasmusik und Fahnenweihe

Schon in aller Herrgottsfrüh wurden am Festsonntag die Gäste, darunter viele Vereine aus der näheren und weiteren Umgebung, am Dorfrand mit Blasmusik empfangen und in den Ort geleitet. Hier nahm der Festzug Aufstellung und gemeinsam marschierte man zum Feldaltar, wo der hochwürdige Herr Pfarrer in einer feierlichen Messe die Weihe der neuen Fahne vornahm. Es war ein farbenprächtiges Bild, nicht selten nahmen über 100 Vereine – natürlich mit ihren bunten Vereinsfahnen – am Festzug teil, allen voran der Patenverein, der meist sogar seine eigene Musikkappelle dabeihatte. Nach dem offiziellen kirchlichen Teil ging das Fest erst richtig los. Ein schier endloser Zug bewegte sich zum Festplatz, wo bei einer zünftigen Maß bis in die Nacht gefeiert und getanzt wurde.

Text: Judith Kumpfmüller

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