Kaiserkrippe

Brauchtum in Ostbayern: Die „Kaiserkrippe“ aus Abensberg

Große Jubiläums-Krippenausstellung


Regensburg/Abensberg, 3. Dezember 2025

Seine ersten Krippenfiguren knetete der kleine Sebastian Osterrieder aus Brotteig. Schon bald war der Sohn eines Abensberger Bäckers als „Krippenwastl“ bekannt. Heute gilt Sebastian Osterrieder als „der Mann, der die Weihnachtskrippe wieder neu entdeckte und schließlich zur Blüte brachte“.

Geboren am 19. Januar 1863 arbeitete der spätere Bildhauer zunächst mehrere Jahre in der Bäckerei seines Vaters. Erst nach dessen Tod zog er nach München und begann schließlich mit 26 Jahren ein Bildhauer-Studium an der Königlichen Kunstgewerbeschule und der Königlich Bayerischen Akademie der bildenden Künste. Doch seiner Begeisterung für die Weihnachtskrippen blieb er bis zu seinem Tod im Jahr 1932 treu. Immer wieder unternahm Osterrieder Reisen nach Rom oder Neapel, um die dortige Krippenkunst zu studieren. 

Fürsten und Päpste

Neben der Einzelanfertigung der Figuren entwickelte der Künstler auch ein neues Verfahren zur Serienproduktion. Für den Verkauf ließ er eigene Kataloge drucken und in seinem Münchner Atelier gab es eine ständige Krippenausstellung. Osterrieder-Krippen waren in zahlreichen Fürstenhöfen und sogar im Vatikan geschätzt. Für seine Verdienste wurde der Krippenkünstler zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens und erhielt das Ehrenkreuz von Jerusalem. Papst Pius X. verlieh dem Abensberger die päpstliche Verdienstmedaille Benemerenti für seine Krippenarbeiten im Petersdom und in der Barbarakapelle von Santa Maria dell’Anima in Rom.

Seltene Kunstwerke

Viele der von Sebastian Osterrieder gefertigten Krippen sind heute verschollen. Einige Originale werden noch in verschiedenen Kirchen gezeigt, darunter das größte Schnitzwerk Osterrieders, die 1913 vollendete Domkrippe für den Mariä-Empfängnis-Dom in Linz mit mehr als 40 Figuren aus Lindenholz. 

Auch im Bayerischen Nationalmuseum in München ist eine Weihnachtskrippe des Künstlers zu sehen. Eine weitere erhaltene Krippe war im Besitz des Schauspielers Johannes Heesters. In der Weihnachtszeit wird sie heute in der Pfarrkirche Perchtoldsdorf in Österreich ausgestellt. Doch ein Großteil des Nachlasses Osterrieders ist im Stadtmuseum Abensberg als Dauerleihgabe verwahrt. 

Die Kaiserkrippe

Eines der Prunkstücke der Dauerausstellung ist die „Kaiserkrippe“. Sie zeigt die „Anbetung der Hirten“ in einem prunkvollen Renaissance-Stall. Diese besondere Krippe bekam Kaiser Wilhelm II. 1907 als Geschenk. Jedes Jahr zum Weihnachtsfest wurde die Krippe im Schloss aufgestellt, nach der Abdankung auch im Exil in Dorn. Dort verlor sich dann ihre Spur, bis sie 1970 bei einer Versteigerung in Köln auftauchte. Im Jahr 2000 konnte die wertvolle Krippe von einem in Abensberg eigens dafür gegründeten Krippenverein gekauft und in den Geburtsort des Künstlers gebracht werden. Doch es war nicht die letzte Reise. Im Rahmen der Ausstellung „Kaiserliche Weihnacht“ war die Abensberger Kaiserkrippe zur Advents- und Weihnachtszeit 2023 im Neuen Palais in Potsdam ausgestellt. 

Große Jubiläumsausstellung

Die letzte Reise der wertvollen „Kaiserkrippe“ war mit einem enormen Aufwand verbunden, und so sind alle Beteiligten erleichtert, dass sie nun wieder unversehrt in Abensberg angekommen ist. Vor allem die Mitglieder des „Abensberger Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius“, die ihre „Kaiserkrippe“ als Dauerleihgabe dem Stadtmuseum zur Verfügung gestellt haben. In diesem Jahr kann der Verein sein 25-jähriges Bestehen feiern – natürlich mit einer großen Krippen-Sonderausstellung im Abensberger Museum im Herzogkasten. Seit seiner Gründung hat der Verein nicht nur den Kauf der „Kaiserkrippe“ finanziert, sondern die Krippenlandschaft auch mit der „Schwimmenden Krippe“ auf der Abens und der weltweit einzigen „Schiefen Krippe“ erweitert. Das alles sowie die Krippenausstellung des Vereins im Kreuzgang des ehemaligen Karmeliterklosters macht Abensberg jedes Jahr zur Adventszeit zur vielbesuchten Krippenstadt.


Text: Judith Kumpfmüller

Weitere Infos

Abensberg und seine Krippen - Sonderausstellung im Stadtmuseum

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10-17 Uhr, noch bis 1. Februar 2026

Ort: Stadtmuseum, Dollingerstraße 18, 93326 Abensberg

 

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