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Brauchtum in Ostbayern: Wallfahrt zum ältesten Wallfahrtsort im Bayerischen Wald

Wo der Hirmon gehopst wird

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Regensburg, 9. August 2024

Der älteste Wallfahrtsort im Bayerischen Wald bei Bischofsmais ist über 700 Jahre alt – erbaut vom Einsiedler Hermann, der mit dem Andrang an seiner Klause so gar nichts anfangen konnte.

Bischofsmais liegt mitten im Bayerischen Wald in einem kleinen, von bewaldeten Hügeln umgebenen Tal. Um 1322 erbaute der Heidelberger Mönch Hermann nahe bei Bischofsmais eine Klause, um ein strenges Leben der Entsagung, Buße und Betrachtung zu führen.

Mönch und Einsiedler

Heute führt ein wunderschöner Wanderweg zu den drei Heiligtümern von St. Hermann. Die Wallfahrtsstätte ist der älteste Wallfahrtsort im Bayerischen Wald. Hermann war Laienbruder des Benediktinerklosters Niederaltaich und ein großer Marienverehrer. Bald sprach sich unter den Waldbewohnern herum, dass der Eremit Wunder wirken könne und der Andrang in der Einsiedelei wurde immer größer. Schließlich floh der Mönch vor der Verehrung durch das Volk in die Urwälder am Rachel. Hermann gründete das heutige Frauenau, wo er im Jahr 1326 starb. Sein Grab befindet sich in der Klosterkirche von Rinchnach.

Älteste Wallfahrt im Bayerischen Wald

Schon bald nach seinem Weggang wurde die Zelle bei Bischofsmais zur Wallfahrtsstätte. Die Menschen suchten hier Trost und Heilung. Einen weiteren Aufschwung erlebte die Wallfahrt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Wegen des großen Andrangs musste eine zweite Kapelle – die Brunnenkapelle – errichtet werden, schon bald folgte dann der Bau einer größeren Wallfahrtskirche. Zu den drei Heiligtümern der Wallfahrt gehört auch die Einsiedelei-Kapelle. Ursprünglich ein Holzbau, wurde sie 1690 von Grund auf erneuert und Ende des vergangenen Jahrhunderts das letzte Mal renoviert.

Unzählige Votivgaben

Im Inneren befindet sich ein Altar mit dem Bildnis des Heiligen als Abt. In der Kapelle und vor allem in der anschließenden Hermanns-Zelle finden sich hunderte von meist hölzernen Armen und Beinen, Votivgaben, die von den Gläubigen zum Dank für erlangte Hilfe und Heilung geopfert wurden. Auch zahlreiche Votivtafeln, die ältesten aus dem Jahr 1643, sind mit ihrer Inschrift „St. Hermann hat geholfen!“ Zeugnisse der Dankbarkeit vieler Generationen.

Hirmon hopsen

Noch heute beten die Pilger an den Wallfahrtstagen in den drei Gotteshäusern, manche trinken das Wasser der Quelle oder benutzen es zum Auswaschen der Augen. Früher wurde dann der „Hirmon gehopst“: Eine alte Holzfigur aus dem 17. Jahrhundert mit einem beweglichen Holzkopf wurde angehoben, so dass der Kopf „gnauckte“ (nickte), denn dann sollte der vorgetragene Wunsch in Erfüllung gehen. Vor allem heiratslustige Mädchen, die mit ihren Herzensnöten oft von weither kamen, haben den „Hirmon gehopst“. Sie verehrten den Hl. Hermann als geistigen Ehestifter und baten ihn um einen guten und rechtschaffenen Ehemann. Vielleicht haben die Verantwortlichen ja gefürchtet, das kräftige Hopsen könnten der Figur noch den Kopf kosten, denn im Jahr 1875 wurde der sicherheitshalber festgeleimt.

Windberger Fußwallfahrt

Seit 1660 sind in der Wallfahrtskirche als Kirchweihtage der 10. August, Tag des Hl. Laurentius, und der 24. August, Tag des Hl. Bartholomäus, belegt. Schon am Tag vor dem 10. und 23. August wird in St. Hermann „Vorkirwa“ gefeiert und nach altem Brauch kommen noch heute Fußwallfahrer aus Windberg zur Vorkirchweih. Der Weg, gute 40 Kilometer und sieben Rosenkränze lang, führt sie über Schwarzach, den Ulrichsberg und Greising nach Bischofsmais. Die Pilger dürfen im Pfarrsaal übernachten, bevor sie nach einer Messfeier gegen 9 Uhr auf einem anderen Weg nach Windberg zurückkehren. Am eigentlichen Kirchweihtag werden schon in aller Früh die Warenstände aufgebaut. Um halb acht beginnt der erste von drei Gottesdiensten, die von mehreren Priestern zelebriert werden. Und wie es sich für eine richtige Kirwa gehört, wird nach den Gottesdiensten zünftig eingekehrt.


Text: Judith Kumpfmüller

Die Hermann-Figur in der Einsiedelei-Kapelle der Wallfahrtstätte St. Hermann

Die Hermann-Figur in der Einsiedelei-Kapelle der Wallfahrtstätte St. Hermann. © Touristinfo Bischofsmais

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Mehr lesen: Dreimal im Monat schreibt Judith Kumpfmüller in der Reihe Brauchtum und Geschichte in Ostbayern



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