Dultstände rings um eine Dorfkirche

Brauchtum in Ostbayern: Die Hellringer Dult

Wallfahrtsfest zu Ehren der heiligen Ottilie


Regensburg, 9. Oktober 2025

Seit Jahrhunderten kommen Wallfahrer in das kleine Dorf Hellring bei Paring im Landkreis Kelheim. Schon von weitem sind die Türme der Wallfahrtskirche St. Ottilia zu sehen. Noch heute pilgern Blinde und Sehbehinderte zur heiligen Ottilia von Hellring. Vom Wasser der Ottilienquelle erhoffen sie sich Linderung und Heilung.

Ottilie und Erhard

Ottilie war die Tochter des fränkischen Herzogs Eticho und seiner Frau Bersida und kam um 660 im Elsass blind zur Welt. Der Legende nach wollte ihr Vater das Kind töten lassen, doch die Mutter ließ sie von der Amme heimlich in ein Kloster bringen. Zu dieser Zeit  war der heilige Erhard von Regensburg hier als Wanderbischof unterwegs. Ein Engel habe ihm den Weg zum Kloster gewiesen, erzählt die Legende. Als er Ottilie im Alter von 12 Jahren taufte, habe soll er der blinden Herzogstochter das Augenlicht gegeben haben. In den Jahren 690 und 700 gründete sie zwei Klöster im Elsass. Das erste und bekannteste ist das Kloster Odilienberg, wo sich auch ihr Grab befindet. Der Berg gilt als heiliger Berg des Elsass und zählt bis heute zu den bekanntesten Wallfahrtsorten Frankreichs.

Hilfe bei Augenleiden

In den meisten Kirchen, die der heiligen Ottilia geweiht sind, gibt es heilbringende Quellen, die vor allem Hilfe bei Augenleiden bringen sollen. So auch in der Wallfahrtskirche in Hellring, einem Ortsteil von Langquaid. Über 50 Wallfahrtsgruppen kommen jedes Jahr zu der „Schutzpatronin für die Augen“ in den kleinen Ort. 

Einen Höhepunkt im Wallfahrtsjahr erlebt Hellring alljährlich am zweiten Wochenende im Oktober. Fünf Tage lang wird dann die Hellringer Dult gefeiert, und Tausende von Besuchern feiern mit.

Das „Hellringer Recht“

Was das Fest so einmalig in ganz Altbayern macht, ist das alte Schankrecht, das sich die Hellringer noch aus früherer Zeit erhalten haben. Damals mussten die Wallfahrer beim traditionellen Wallfahrtsfest von den Bauern versorgt werden. Und dieses jahrhundertealte Recht zur Verköstigung haben die Hellringer bis heute nicht aufgegeben. So werden die Wohnstuben ausgeräumt und die Bauernhöfe zu Gasthäusern. Drei Familien sind es heute noch, die „einschenken und auskochen“ und so Tausende von Besuchern verköstigen. Die ganze Verwandtschaft hilft an den Dulttagen zusammen, um dem Ansturm Herr zu werden. Besonders beliebt bei den Gästen sind die knusprigen Gänse- oder Entenbraten, aber auch Gansjung mit Semmelknödel oder der resche bayerische Schweinebraten finden reißenden Absatz.

Warenmarkt und Vergnügungspark

Die eigentliche Dult wird am „Marktsonntag“ gefeiert. Auf einer Wiese neben der Kirche haben zahlreiche Händler ihre Stände aufgebaut. Hier findet man nicht nur allerhand Leckereien – von Lebkuchen über Mandeln bis hin zu selbstgemachten Würsten – sondern auch Kleidung, Spielzeug oder Küchengeräte. Ein kleiner Vergnügungspark lockt mit Fahrgeschäften wie Kinderkarussell, Schiffschaukel, Los- und Schießstand und vielem mehr.

Die Hellringer Dult findet heuer vom 9. bis zum 13. Oktober statt. 


Text: Judith Kumpfmüller

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