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Zur Neuigkeit
Brauchtum in Ostbayern: Der höchste Dorfkirchturm Deutschlands
Der niederbayerische „Wolkenkratzer“
Regensburg, 8. August 2025
Gerade einmal 50 Einwohner zählt das Dorf Schildthurn im niederbayerischen Hügelland. Der kleine Ort kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon im 9. Jahrhundert wird Schildthurn in Salzburger Urkunden als Edelsitz aufgeführt. Doch sein Alter ist es nicht, was das Dorf deutschlandweit einzigartig macht.
Weithin sichtbar
Der Grund dafür ist das Wahrzeichen von Schildthurn: der Turm der kleinen Kirche St. Ägidius. Wie eine Kerze ragt der knapp 78 Meter hohe neungeschossige steinerne Turm von einem Höhenrücken weit sichtbar ins Land. Der vollständig mit Tuffsteinquadern verblendete Backsteinturm ist damit der höchste Dorfkirchturm Deutschlands. 184 Stufen führen auf den Turm mit seinem gewaltigen, 30 Meter hohen Turmhelm mit gedrehter Spitze. An der Südseite sind die Wappen des Herzogs von Bayern und des Erzbischofs von Salzburg angebracht.

Rätsel um Turmbau
Gebaut wurde der gewaltige Turm vermutlich um 1520. Da keine schriftlichen Nachweise über die gigantische Baumaßnahme vorliegen, gab das Jahr der Fertigstellung bis heute Rätsel auf. Doch in einer Abhandlung über den Turm in den „Verhandlungen des historischen Vereins Niederbayern 2024“ schreibt nun der Heimatforscher Hermann J. Lindner: „Als eindeutiger Beweis gelten jedoch die drei Glocken, wovon die größte 26 Zentner wiegen soll. Die Zweite hat kaum 10 Zentner. Alle drei Glocken haben die Jahreszahl 1531.“
Der hohe Turm von Schildthurn
Der Heimatforscher stellt auch einige Vermutungen zum Bau des gewaltigen Turmes an. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut, allerdings ohne Turm. Doch schon damals kamen viele Wallfahrer. Vielleicht sollte der neugebaute hohe Turm die Pilger bereits von Weitem zur Kirche leiten. Oder es waren die Schildthurner, die neben der kleinen und unscheinbaren Kirche einen großen, weithin sichtbaren Turm haben wollten. Denn bis ins 15. Jahrhundert war Schildthurn – noch vor Altötting – die bedeutendste Wallfahrt im ganzen Umkreis. Die vielen Pilger brachten Geld in die Kirchenkasse und somit standen für den Bau des Turms Mittel zur Verfügung. Doch wie bereits erwähnt – nix Genaues weiß man nicht, erklärt auch Hermann J. Lindner.
Alte Wallfahrt
Der „Turmriese“ gehört zur Kirche St. Ägidius. Laut einer Tafel im Innenraum soll sie im Jahr 1237 von den Grafen von Lemberg auf dem Platz einer Vorgängerkirche errichtet worden sein. Schildthurn war ein regelrechtes Wallfahrtszentrum und zählt zu den ältesten Wallfahrten im Bistum Passau. Hier fanden die Pilger gleich mehrere Heilige, die alle bei Unfruchtbarkeit und Kinderwunsch helfen sollten. Der heilige Ägidius, der sich der Legende nach von der Milch einer Hirschkuh ernährt haben soll, gilt unter anderem als Patron der stillenden Mütter. Gemeinsam mit der Gottesmutter und den legendären Jungfrauen Einbeth, Wilbeth und Warbeth – den „Drei Bethen“ wie sie heute genannt werden, weil alle drei Namen mit „-beth“ enden – als Nebenpatrone, wurden die Heiligen vor allem bei Unfruchtbarkeit und um Kindersegen angerufen.
Zum Wiegenschubsen
Ein alter Brauch war dabei das Wiegenschubsen, das Schaukeln einer großen hölzernen Wiege, die unter der Empore der Kirche stand. Von den Wallfahrern wurden auch kleine Votiv-Wiegen geopfert, die teilweise aus kostbaren Materialien gearbeitet waren. 1796 mussten alle Votivgaben auf Anweisung des Passauer Bischofs abgegeben werden. Nur eine Wiege ist erhalten geblieben – und bis heute kommen Menschen zum Wiegenschubsen in die Wallfahrtskirche.
Das „Wunder“ von Schildthurn
Vor einigen Jahrzehnten entdeckte der damalige Mesner von Schildthurn, dass an zwei bestimmten Tagen im Monat Mai der Lichteinfall auf den Altar ein ganz besonderer ist. Jedes Jahr am 1. Mai fällt bei Sonnenschein exakt um 19 Uhr 20 ein Lichtstrahl auf den Tabernakel am Hochaltar. Am 31. Mai um 20 Uhr ist der Strahl auf die Mutter Gottes gerichtet. Und am 11. und am 15. August (Mariä Himmelfahrt) strahlt die Sonne exakt um 19.30 Uhr das Bildnis Gottvaters über dem Tabernakel an.
Text: Judith Kumpfmüller
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