Ernteprozession mit prächtigen Trachten

Brauchtum in Ostbayern: Das Arntfest in Kößlarn

Erntedankprozession und Straßenfest


Regensburg, 12. September 2025

Eingebettet in das reizvolle Hügelland zwischen Rott und Inn liegt mitten im Niederbayerischen Bäderdreieck einer der ältesten Wallfahrtsorte Bayerns, der Markt Kößlarn. Hier findet seit über 300 Jahren am zweiten Sonntag im September ein ganz besonderes Erntedankfest statt: Das Kößlarner Arntfest. Der ganze Ort ist an diesem Tag bei dieser traditionellen Prozession auf den Beinen, die alljährlich Hunderte von Besuchern anlockt. 

Landleben in früherer Zeit

Das Fest beginnt um 9 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst. Ab 10 Uhr macht sich die Erntedankprozession auf den Weg durch den Markt. Es sind besonders die Kindergruppen, die das Erntedankfest auch zu einem „Fest für die Augen“ machen. In farbenprächtigen Gewändern folgen sie den Fahnen und Kreuzträgern. Die Kinder tragen Kostüme und Trachten, die das Gewerbeleben auf dem Land in früherer Zeit darstellen. Schnitter mit Sensen, Sicheln, Gabeln und Dreschflegeln folgen dem Erntewagen, in Tragen und Steigen sind Hühner, Enten, Tauben und sogar ein kleines Ferkel mit dabei. 

Handwerker und Zunftfahnen

Nach den Bauern kommen die Handwerker: Buben in Bäckertracht, Metzger mit Schweinskopf und Würsteln, Fischer, Gärtner und Holzfäller, gefolgt von Imkern, Brauern, Seilern und Jägern. Mit dabei haben sie ihre Zunftfahnen und Gerätschaften, sogar das Modell eines Sägewerks ist da zu sehen. 

Den zweiten Teil der Kinderprozession bildet die Mädchengruppe mit den Schnitterinnen und Erntehelferinnen, die mit Brotzeit und Mostkrug folgen. Rottaler Spezialitäten wie Gselchtes, Käse und Schmalzgebackenes haben die Bäuerinnen dabei. Bäuerinnen in traditioneller Tracht mit Kopftüchern, Gold- und Riegelhauben beschließen die Kindergruppe. Ein weiterer Höhepunkt des Umzuges sind die Goldhaubenfrauen aus dem Rottal.

Feierliche Prozession

So farbenfroh sich der Umzug auch zeigt, das Erntedankfest in Kößlarn ist keine folkloristische Veranstaltung. Die mitgeführten Prozessionsstangen, Heiligenstatuen und die Rosenkranzmadonna erinnern immer wieder an den religiösen Hintergrund. Im Mittelpunkt der Prozession steht das Allerheiligste, das vom Pfarrer unter dem Baldachin durch die Straßen getragen wird. Ministranten und Erstkommunionkinder begleiten ihn, gefolgt von den Honoratioren des Marktes. Dahinter haben die Vereine ihren Platz. Zum Abschluss der Prozession versammeln sich alle Teilnehmer noch einmal vor der Kirche, wo der Pfarrer den Schlusssegen erteilt. 

Fröhliches Straßenfest

Früher wurde die Kostüme nach dem Umzug im Kößlarner Rathaus ausgestellt, heute hat der Besucher nur beim Umzug Gelegenheit, die bunten Trachten zu bewundern. Dafür lädt der Markt jetzt nach der Erntedankprozession zu einem fröhlichen Straßenfest mit Flohmarkt und Verkaufsständen ein. 

Text: Judith Kumpfmüller

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