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Blog zum Sonntagsevangelium: „Durch das Kirchenjahr“

Jesus, der Menschenfischer

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Regensburg, 19.01.2023

Jede Woche teilt Benedikt Bögle seine Gedanken zum Evangelium des Sonntags. Am kommenden Sonntag hören wir von den ersten Jüngern, die Jesus folgten.

Dritter Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 4,12-23

12Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. 13Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. 14Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: 15Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa: 16Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schatten des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. 17Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. 18Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. 19Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. 20Sofort ließen sie ihre Netzte liegen und folgten ihm nach. 21Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie 22und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach. 23Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.“

Die Stunde Jesu ist gekommen, als sein Vorläufer Johannes ins Gefängnis geworfen wird und seine Botschaft nicht mehr öffentlich verkünden kann. Als Jesus seine ersten Jünger beruft, folgen sie ihm ohne Widerrede nach; ohne, dass sie Jesus überhaupt nur kennen würden, setzen sie alle Karten auf ihn. „Kehrt um!“, ist die Botschaft Jesu; mehr wissen wir zu diesem Zeitpunkt über seine Predigt noch nicht. Und dennoch folgen die beiden Brüderpaare ihm nach. Die ersten vier Apostel sind Fischer. Jesus greift dieses Motiv auf: „Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“

Der Begriff wirkt hart. Ein Fischer mag vielleicht keinen Beruf ausüben, den wir als besonders grausam empfinden würden. Und doch ist sein Ziel der Tod möglichst vieler Fische, die er mit einem großen Netz oder einer Angel fängt. Wollte man dieses Bild wörtlich auf die „Menschenfischer“ übertragen, müsste dies doch bedeuten: Die Apostel werfen ihre Netze aus, um möglichst viele Menschen gewaltsam in ihre Netze zu treiben und sie zu ihrem Fang zu machen. Bleibt da noch Raum für freien Willen, eine eigenständige Entscheidung zur Nachfolge Jesu? Kaum.

So aber ist das Bild nicht gemeint. Im Evangelium wird der frühere Beruf der Apostel immer wieder aufgegriffen. Diese Stellen haben oft eine Gemeinsamkeit: Sie erzählen vom Scheitern. Die Jünger haben die Nacht über nichts gefangen, auf das Wort Jesu hin aber versuchen sie es nochmal: „Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5). Fischer zu sein bedeutet also offenbar, ein Netz auszuwerfen, den Erfolg des Fanges aber nicht in den eigenen Händen zu haben. Das scheint zur christlichen Berufung zu passen: Jeder Christ ist gerufen, von seinem Glauben Zeugnis zu geben – freilich ohne Gewalt, ohne Zwang, ohne Netze. Ob diese Botschaft aber auf fruchtbaren Boden fällt und gehört wird, liegt letztlich nicht an uns: Den Fischern gleich können wir Misserfolge erleben. Auf das Wort Jesu hin aber dürfen wir die Netze immer wieder neu auswerfen.

Text: Benedikt Bögle / (jw)



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