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Bittprozession vom Dom zur Basilika St. Emmeram

„Die Flagge unseres Glaubens zeigen!“

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Regensburg, 8. Mai 2024

Ein öffentliches Zeugnis des Glaubens legten am Vorabend von Christi Himmelfahrt viele Frauen und Männer bei der Regensburger Bittprozession vom Dom St. Peter zur Basilika St. Emmeram unter dem Motto „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott“ ab. Doch nicht nur das: wie die Bezeichnung andeutet, wurden bei dem von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zelebrierten Pontifikalamt im Dom und bei der Prozession im gemeinsamen Gebet aktuelle Anliegen vor Gott getragen – auch im Vertrauen auf die Fürsprache der Bistumspatrone Wolfgang und Emmeram.

Die Bedeutung des 8. Mai, an dem nunmehr vor 79 Jahren der Zweite Weltkrieg durch die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands zu Ende ging, sprach Bischof Dr. Voderholzer zunächst in seiner Predigt an: Befreiung der Konzentrationslager, Rettung bereits zum Tod Verurteilter, die Nürnberger Prozesse sowie – in den deutschen Ostgebieten – Flucht und Vertreibung der dortigen Deutschen. „Heute ist für unser Land ein Tag dankbarer Erinnerung, da wir befreit wurden von einem Regime, dessen wir uns aus eigenen Kräften nicht mehr hatten entledigen können, wie nicht zuletzt das Lebensopfer von Domprediger Dr. Johann Maier noch in den letzten Kriegstagen verdeutlicht“, betonte der Oberhirte. Er würdigte ausdrücklich auch die Opfer der ausländischen Truppen, vor allem seitens der US-Soldaten. „Die Frucht: 79 Jahre Frieden und wachsender Wohlstand, welch ein Geschenk!“, schloss er den Rückblick.

 

Sorge um Ausweitung des Krieges

Im Hinblick auf Russland betonte er, dass das Land den darauffolgenden 9. Mai zum Anlass für eine große „Siegesparade in Moskau mit einer gewaltigen Heeresschau und Waffenpräsentation“ nimmt. „Und es steht zu befürchten, dass der gegenwärtige Machthaber in Russland unter Aufbietung aller Kräfte dafür sorgen wird, dass Siegesbotschaften in seinem aktuellen Krieg verkündet werden auf Kosten der Ukraine.“ In diesem Zusammenhang betonte er auch seine Sorge, „dass auch wir selbst bald Ziel der Aggression werden könnten“.

Vertrauen auf die Kraft des Gebets

Genau vor diesem Hintergrund, so Bischof Rudolf, gehen wir auf die Straße, um unsere Sorgen in Fürbitten zu kleiden und diese öffentlich in einer Prozession an Gott zu richten. Dabei sei der Blick auf den gekreuzigten Herrn gerichtet. „Wir vertrauen auf die Kraft des Gebets, verlassen uns auf die Zusage des Herrn, dass wir auch nur mit einem senfkorngroßen Glauben Berge versetzen können. (…) Er kann uns bewahren vor Verzweiflung und lähmender Zukunftsangst. Der Glaube, er kann uns auch bewahren vor falschen Hoffnungen und unrealistischen Erwartungen“, führte Bischof Voderholzer aus. Versöhnung und Frieden ruhten auf Vergebung, Umkehr und einer Hinwendung zu Gott. Daran erinnert nicht zuletzt das Motto der Prozession, ein Wort aus dem 63. Psalm: „‚Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott‘. Der Mensch verwelkt wie eine Pflanze ohne die Beziehung zu Gott. In Gott haben wir Hoffnung auf das Aufblühen von Frieden und Versöhnung.“

 

Erinnerung an den heiligen Wolfgang

Schließlich erinnerte er in seiner Predigt an den in diesem Jahr begangenen 1100. Geburtstag des heiligen Wolfgang, der gleich zu Beginn seiner Amtszeit das Amt des Abtes von St. Emmeram vom Amt des Bischofs abkoppelte. Damit habe Wolfgang jedem der beiden Ämter sein eigenes seelsorgliches Profil gegeben. Und damit war Bischof Rudolf wieder bei der Bittprozession: „Wolfgang selbst bewegte sich gewissermaßen von St. Emmeram hierher in den Dombezirk. Wir gehen heute Abend den umgekehrten Weg, vom Dom nach St. Emmeram (…) sozusagen als Zeichen für ein Zurück zu den Quellen. Zurück zur Wiege des Bistums, Hinwendung zu den Ursprüngen und gesegneten Anfängen (…) In diesem Vertrauen dürfen wir heute Abend wieder die Flagge unseres Glaubens zeigen“, fasste der Oberhirte zusammen. Außerdem könne die Bittprozession Anlass sein, alle im Geiste mitzunehmen, ins Gebet einzuschließen und mit unserem Glauben und Gottvertrauen anzustecken.

 

Viele Anliegen für Gebet und Fürbitten

Natürlich wies der Bischof – in seiner Begrüßung – auf die Tradition der Bittgänge vor allem für Felder, Wiesen und Flur und das Gedeihen der Früchte hin. Daneben gelte es aber auch, die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen – weltweit bis lokal – ins Gebet einzuschließen: Die Kriege in der Ukraine und Israel, die Opfer und Betroffenen im Kontext von Flucht und Vertreibung, die Opfer im Straßenverkehr oder auch im privaten Umfeld, wirtschaftliche Probleme (zum Beispiel Leerstände), Klima/Umwelt/Natur, zunehmende Gewalt und Aggression in Politik und Gesellschaft. All diese Inhalte wurden bei der Prozession sowie auch bei den Fürbitten in der Basilika St. Emmeram thematisiert.

Nach der Eucharistiefeier zogen die Prozessionsteilnehmer betend und singend vom Dom über die Maximilianstraße, die Fußgängerzone und Obermünsterstraße zur Basilika St. Emmeram. Hier fand die abschließende Andacht mit dem Pontifikalsegen des Bischofs und dem „Te Deum – Großer Gott, wir loben dich“ statt. Die musikalische Gestaltung oblag den Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Max Rädlinger und dem Bläserensemble „Brassmania Regensburg“ unter der Leitung von Daniel Reisinger.

Text und Fotos: Markus Bauer
(SG)



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