Bischof-Wittmann-Schule bei den Special Olympics World Winter Games 2005 in Nagano, Japan, vertreten
Einmal im Leben an den Weltwinterspielen teilnehmen, ist die größte Auszeichnung, die ein Sportler für seine Leistung erhalten kann. 2.700 Athletinnen und Athleten und 800 Coaches aus 86 Ländern der Erde sind nach Nagano in Japan zu den Special Olympics World Winter Games 2005 eingeladen. Die deutsche Delegation stellt 75 SportlerInnen, drei davon sind Oberpfälzer, aus Regensburg von der Bischof-Wittmann-Schule, einer Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. Vor der großen Abreise am Dienstag in München gab es für Benedikt Fichtlscherer, Daniel Prasch, Christian Scheck und ihre Trainerin Ulrike Schön-Nowotny eine TOI-TOI-TOI-Party. MitschülerInnen, LehrerInnen, Eltern, Freunde und Förderer freuten sich riesig für die Skifahrer, die im Riesenslalom und in der Abfahrt ihr Bestes geben werden. Jetzt heißt es vom 26. Februar bis 5. März kräftig die Daumen drücken.
Wie schafft man es nach Nagano? In diesem Fall muss man sechs Jahre zurückgehen, Januar 1999, da hatte Ulrike Schön-Nowotny die Idee. Angeregt durch den eigenen Carvingkurs fragte die Sonderschullehrerin ihren Skilehrer, ob er und sein Team bereit wären, auch für geistig behinderte Kinder und Jugendliche der Bischof-Wittmann-Schule einen Skikurs durchzuführen. Ab da war der Skibegeisterungsvirus nicht mehr auszurotten. Wie weit man es damit bringen kann, zeigen die 17-Jährigen Benedikt Fichtlscherer und Daniel Prasch sowie der 19-jährige ehemalige Schüler Christian Scheck. Die beiden jüngeren Skifahrer starten in den Disziplinen Abfahrt und Riesenslalom, Christian Scheck macht sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille im Riesenslalom. Alle drei sind mordsmäßig aufgeregt und gespannt auf das, was sie erwartet: „Das ist der Höhepunkt in unserem bisherigen Leben. Wir wünschen uns Medaillen und wir hoffen, viele freundliche Menschen zu treffen.“
Bewunderung und Anerkennung
Der Teilnahme in Nagano gingen viele Trainingseinheiten voraus. Unter anderem begaben sich Ulrike Schön-Nowotny und ihr Team im Dezember 2004 ins Internationale Trainingscamp von Special Olympics Europa nach Murau in Österreich, um sich gemeinsam mit anderen TeilnehmerInnen aus verschiedenen europäischen Länder auf die Weltwinterspiele in Nagano vorzubereiten.
Wie sich Beharrlichkeit im Training, sportliche Leistung und auch Auszeichnungen auf die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Athleten auswirken, darüber freuen sich besonders die Eltern: „Es ist erfreulich zu sehen, wie bei unserem Sohn Daniel Selbstständigkeit und Verantwortungsgefühl wachsen, wie sehr er voller Freude ist, wenn es wieder losgeht. Er tritt voller Stolz und Selbstbewusstsein auf, weil er weiß, dass ihm niemand sein Können und seine Leistung wegnehmen kann. Die Familie und der Freundeskreis sind voller Bewunderung und Anerkennung. Daniel hat durch diese Erfahrungen auch keinerlei Berührungsängste und kann ohne Probleme auf andere Menschen zugehen. Wie wir nicht nur an unserem Sohn, sondern auch an den anderen Sportlern sehen, geht es nicht unbedingt um eine Goldmedaille – sie verkörpern den olympischen Gedanken‚ ‚Dabei sein ist alles!’.“ Die Eltern von Benedikt machen mit ihrem Sohn die gleichen Erfahrungen und stellen fest: „Die Teilnahme in Nagano hat ihn erwachsen werden lassen.“
Sport als bester Weg der Integration
Sport integriert wie kaum eine andere Aktion. Die bald 50 Jahre alte Idee von Special Olympics – „allen Personen mit geistiger Behinderung zu helfen, in die Gesellschaft eingegliedert zu werden, so dass sie akzeptiert sind und die Chance erhalten, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu dieser Gesellschaft beizutragen“ – hat viele Freunde und Förderer gefunden. In Regensburg gibt es eine treue Fangemeinde um die Olympioniken der Bischof-Wittmann-Schule, die durch ihren Einsatz und ihre Spenden wesentlich dazu beigetragen haben, dass Nagano Wirklichkeit geworden ist. Ulrike Schön Nowotny sprach ihnen allen ihren herzlichsten Dank aus: den Familien Prasch und Fischer, der Krankengymnastik-Praxis Weinzierl-Thanner aus Neutraubling, dem Elternbeirat der Bischof-Wittmann-Schule, Team-Sport-Center Josef Weigert Regensburg, Inner Wheel Club Regensburg Distrikt 88, der Sozial- und Sportstiftung der Stadtwerke Regensburg, Skischule Zellertal in Arnbruck, den Arber-Bergbahnen und der Geißkopfbahn Unterbreitenau. „Die Trainingsarbeit und die Teilnahme an Wettkämpfen verursacht doch eine Menge Kosten. Da zählt jeder noch so kleine Beitrag; wenn er regelmäßig kommt, ist uns das die größte Hilfe.“
Michael Eibl, Sprecher der Katholischen Jugendfürsorge, war bei der TOI-TOI-TOI-Party noch in einer zweiten Funktion vertreten: Als Mitglied des Lions Club Oberpfälzer Jura überreichte er einen Spendenscheck in Höhe von 1.000 Euro.
Ski heil
Unabhängig davon, ob und wie viele Medaillen Benedikt Fichtlscherer, Daniel Prasch und Christian Scheck nach Hause bringen, schon heute sind sie für viele ihrer MitschülerInnen ein großes Vorbild. Zu sehen, was man alles erreichen kann, macht Mut und motiviert ungemein – nicht nur Menschen mit einer Behinderung.