News Bild Bischof Voderholzer: Pontifikalamt anlässlich der 126. Generalversammlung der Görres-Gesellschaft

Bischof Voderholzer: Pontifikalamt anlässlich der 126. Generalversammlung der Görres-Gesellschaft

„Verantwortung in Wissenschaft und Welt tragen“

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Regensburg, 30. September 2024

„Ich grüße Sie zur sonntäglichen Eucharistiefeier, ein besonderer Gruß gilt den Mitgliedern der Görres-Gesellschaft und ihrem Präsidenten Professor Dr. Bernd Engler und danke ihnen aufrichtig für ihren Einsatz für die Wissenschaft im Sinne des großen Publizisten, Forschers und Kämpfers für die Rechte der kath. Kirche, Joseph Görres“, mit diesen Worten wandte sich Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntagvormittag an die Gläubigen im vollbesetzten Dom St. Peter und die Teilnehmer der 126. Generalversammlung der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft.

Mit ihm feierten sieben Priester der Gesellschaft die Heilige Messe, unter ihnen Abt Nikodemus Schnabl OSB von der Dormitio-Abtei in Jerusalem, der zugleich Direktor des Jerusalemer Institutes der Görres-Gesellschaft ist.

Bischof Dr. Voderholzer im Dom

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Dom St. Peter anläßlich des Pontifikalmates für die Görresgesellschaft.

„Prinzip Verantwortung statt Hoffnung“

 

Bevor Bischof Rudolf in seiner Predigt das Sonntagsevangelium nach Markus (Mk 9,38-43.45.47-48) aufgriff, nahm er den sprichwörtlich gewordenen Buchtitel des deutschen Philosophen Ernst Bloch (1885-1977), „Das Prinzip Hoffnung“ unter die Lupe. Für den Christen ist die Hoffnung eine Tugend mit den Geschwistern Glaube und Liebe, die über das Weltliche hinausreichen. Für Bloch ist Hoffnung eine optimistische Lebenseinstellung, eine Utopie in der Welt. Dabei verschweigt er nicht, dass Tod und Vergänglichkeit diesem Prinzip Grenzen setzen. „Die vielleicht wuchtigste Entgegnung auf Ernst Blochs Prinzip Hoffnung“, so Bischof Rudolf weiter, „verdanken wir dem Philosophen Hans Jonas (1903-1993)“ mit seinem Buch „Das Prinzip Verantwortung“. Es war 1979 sein Versuch einer „Ethik für die technologische Zivilisation“, die Formulierung eines „ökologischen Imperativs“, frei nach Immanuel Kant. Auf Hans Jonas geht auch die „Heuristik der Furcht“ zurück, das heißt, dass bei Handlungsoptionen, bei denen das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht, vom schlimmstmöglichen Ausgang her gedacht werden muss, und diese Möglichkeit Grundlage für notwendige Handlungen darstellt. Verantwortung ist das Schlagwort, auch eine Verantwortung zu einem verantwortungsvollen Lebensstil, der nicht den Konsum im Fokus hat.

Verantwortung tragen für die Schöpfung ist Hören auf Gott

 

Im Markus-Evangelium an diesem Sonntag ruft Jesus seine Jünger zu eben dieser Verantwortung auf, zur Rechtschaffenheit im Hören auf Gottes Wort, auch den Umgang mit der Natur betreffend. Papst Benedikt XVI. würdigte in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011 ausdrücklich die ökologische Bewegung als einen „Schrei nach frischer Luft“, weitete diese aber auch auf eine „Ökologie des Menschen“ aus. Der Mensch macht sich nicht selbst, der Mensch ist gemacht, geschaffen von Gott. Zum Ende der Predigt warf Bischof Rudolf noch einen Blick auf den Heiligen des 4. Oktobers, Franz von Assisi, der in seinem berühmt gewordenen „Cantico delle creature“ – im Deutschen gerne mit „Sonnengesang“ übersetzt, den Schöpfer als Vater bezeichnet, seine Schöpfung im Einzelnen als Geschwister: „Schwester Wasser, Bruder Sonne, Schwester Mond“. Nicht zu vergessen „Bruder Tod“, der auch zur Schöpfung dazugehört.

 

„Schöpfung und Verantwortung“

Professor Dr. Bernd Engler, Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold

Professor Dr. Bernd Engler, Präsident der Görres-Gesellschaft, überreicht dem Orientalisten Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold den diesjährigen Ehrenring der Gesellschaft.

Unter diesem Motto tagten vom 27. bis 29. September 2024 rund 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 20 verschiedenen Disziplinen in 15 Fachbereichssitzungen in Regensburg im Rahmen der 126. Generalversammlung der Görres-Gesellschaft. Gegründet wurde die Gesellschaft am 25. Januar 1876. Akademischer Höhepunkt bildete nach dem Pontifikalamt im Dom der Festakt im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer freute sich sehr darüber, dass dieses Knowhow kompakt nach Regensburg gekommen war und auch der Stadtgesellschaft kostenlos offenstand. Die Görres-Gesellschaft hätte keinen besseren Ort finden können als Regensburg, wo der Atem der Geschichte so spürbar sei. Professor Dr. Bernd Engler, Präsident der Görres-Gesellschaft, dankte für das herzliche Willkommen in Regensburg und blickte zufrieden auf erfolgreiche Tage zurück. So wie der Reichstag in diesen Räumen ein „Immerwährender“ war, bemerkte er schmunzelnd, könne man ja auch einmal über eine „Immerwährende Generalversammlung“ in Regensburg nachdenken. Sein Dank galt dem Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Udo Hebel, und Bischof Rudolf für die würdige Pontifikalmesse und die Predigt, die sich den dringenden Fragen unsere Zeit gestellt habe. Prof. Dr. Josef Rist (Uni Bochum) hatte dann die ehrenvolle Aufgabe, die Laudatio auf den neuen Träger des Ehrenringes der Görres-Gesellschaft zu halten, den Rechtswissenschaftler und Orientalisten Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold. Er bezeichnete ihn als eine angesehene Autorität im deutschen Sprachraum in allen Fragen zum christlichen Orient, der qualitativ wie quantitativ ein vorbildlicher Wissenschaftler aus Leidenschaft sei. In seinen Dankesworten betonte der Geehrte, das die Auszeichnung nicht nur ihn, sondern auch das Thema „christlicher Orient“ ehre und in den Blick nehme. Denn neben den Christen im Nahen Osten zählten zu dieser Gruppe auch die Christen in Armenien und Georgien, in Äthiopien, Eritrea und in Indien (Kerala). Durch die weltpolitischen Ereignisse der vergangenen Jahre (Krieg, Flucht, Vertreibung) sei die Auseinandersetzung mit diesen Christen eine Notwendigkeit geworden.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer

Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer heißt die Festversammlung im Historischen Reichssaal willkommen.

Prof. Engler

Sozialethiker Prof. Dr. Markus Vogt mit seinem bemerkenswerten Festvortrag: „Ökologischer Humanismus. Konturen einer christlichen Umweltethik“.

 

„Die Stimme in allen Fragen der Umweltethik in Deutschland“

 

So bezeichnete Präsident Professor Dr. Engler den Festredner beim Festakt im Reichssaal, den Münchner katholischen Theologen und Sozialethiker Prof. Dr. Markus Vogt. An jenem Ort, an dem über Jahrhunderte die Geschicke Europas entschieden wurden, warf er in seinem Festvortrag: „Ökologischer Humanismus. Konturen einer christlichen Umweltethik“ die wesentlichen Fragen unserer Zeit auf. Von der Methodik her müsse diese in der Tradition verankert sein, aber auch für die säkulare Welt verständlich, sachgerecht, kritisch konstruktiv und nicht moralisierend. Wissenschaftlich hochkarätig waren die Hörerschaft und dementsprechend seine Ausführungen. Die Natur sei nicht nur begrenzt, sie stelle auch einen Anspruch an uns. Dabei müssten wir bei allen Fragen der Umweltethik die Anthropozentrik (der Mensch steht im Mittelpunkt) einmal auf den Prüfstand stellen, denn die Ethik ist auch nur denkbar mit dem Blick auf den Menschen. Nachhaltigkeit verstehe er als ein sozialethisches Prinzip, wobei alle Fragestellungen global und nicht nur aus unserer westlichen Sicht betrachtet werden dürften. Dann führte er einige Punkte zur Umweltethik im Kontext des kirchlichen Lehramtes aus. Es mache auch eine ökologische Erweiterung der Menschenrechte notwendig, Entscheidungen dürften nicht zu Lasten der Menschen gehen. „Schneller, höher, weiter ist kein Zukunftsmodell“.

Text und Fotos: Carl B. Prämassing (SG und jas)

(sig)
 

Weitere Infos

Die Görres-Gesellschaft ist im Internet hier mit ihrem Auftritt präsent.



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