Bischof Voderholzer zeigt die Regensburger Sonntagsbibel

Bischof Voderholzer anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Offenbarungskonstitution DEI VERBUM des Zweiten Vatikanischen Konzils

Vortrag an der Karls-Universität Prag


Prag, 3. April 2025

 „Es ist uns eine Ehre, Sie heute hier als Referent begrüßen zu dürfen“, so hieß der Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Jaroslav Brož, den Regensburger Bischof an der Karls-Universität Prag willkommen. Die älteste Universität Mitteleuropas veranstaltete anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Offenbarungskonstitution Dei Verbum, dem „Meisterwerk des Zweiten Vatikanischen Konzils“, wie Henri de Lubac sie nannte, eine zweitägige Konferenz. Als früherer Dogmatiker und Experte nicht nur der Bibelhermeneutik, sondern besonders auch der Offenbarungskonstitution, ihrer Vorgeschichte und Rezeption, hielt Bischof Voderholzer den Abschlussvortrag der theologischen Tagung. 

In einer „relecture“ der Offenbarungskonstitution zeigte er auf, welche Wegweisungen das Konzil durch ein wieder neu entdecktes, umfassendes Offenbarungsverständnis (Offenbarung ist mehr als geschrieben steht) vorgelegt hatte. Nicht die Bibel ist die Offenbarung, sondern ihr Zeugnis, das gleichzeitig immer hinter ihr zurückbleibt. Die Offenbarung ist ein geschichtliches Ereignis, das sich in der Person Jesu Christi vollzogen hat. Daraus ergeben sich wichtige Änderungen für das Verständnis von Exegese, wie es sich z.B. bei Ludger Schwienhorst-Schönberger, emeritierter Alttestamentler in Wien, zeigt. Die historisch-kritische Exegese wird integraler Bestandteil der katholischen Exegese, allerdings ergänzt um eine kanonische Exegese, die die Texte im Geist ihrer Entstehung verstehen will. „Weg vom Archäologismus“, so Bischof Voderholzer sei die Devise. 

Vieles, was Dei Verbum angestoßen hat, zeigt schon positive Früchte, manches harrt noch weiterhin der Rezeption und Implementierung in das kirchliche Leben. So habe das Konzil durch die Liturgiereform in der Leseordnung den „Tisch des Wortes Gottes reicher gedeckt“ sowie „die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan“. Aber, so fragt Bischof Voderholzer durchaus besorgt: „Ist dieses Geschenk an das Volk Gottes schon angekommen?“ Eine „Zelebration“ des Wortgottesdienstes innerhalb der Heiligen Messe mit den drei Lesungen, dem Psalm und einer Homilie, die auf die Schriftlesungen und ihren inneren Zusammenhang eingeht, eine echte Evangelienprozession (und nicht eine Priesterprozession zum Ambo, wo das Evangeliar schon liegt) wären Anzeichen dafür. Ebenso eine Auseinandersetzung mit den biblischen Sonntagslesungen zuhause, in Bibel-, Gebets- und Glaubenskreisen. Er stellte die Regensburger Sonntagsbibel als Projekt vor, das die „Schatzkammer der Bibel“ ins Wohnzimmer der Gläubigen bringen will. 

 

In Prag studieren ca. 20 Seminaristen aus mehreren böhmischen Diözesen Theologie. Insgesamt hat die Fakultät derzeit 800 Studentinnen und Studenten. Bischof Voderholzer hat die Fakultätsgemeinschaft nach Regensburg eingeladen. Er hat angeboten, ihnen den Dom, das Institut Papst Benedikt XVI., das Papsthaus in Pentling und die Sammlung religiöser Volkskunst im Bischofshaus zu zeigen. Der Dekan, Prof. Jaroslav Brož, bedankte sich herzlich für die Einladung.

Die Konferenz anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Offenbarungskonstitution stand unter dem Titel „Verbum Dei et hominum in Ecclesia et mundo“ und fand am 2. und 3. April 2025 in den Räumen der Katholisch-Theologischen Fakultät in Prag statt. Organisiert wurde sie von Prof. Jaroslav Brož und Dr. Pavel Frývaldský, den Lehrstuhlinhabern für biblische und systematische Theologie. Dr. Frývaldský ist auch der Herausgeber der tschechischen Ausgabe der Internationalen Theologischen Zeitschrift Communio, die 1972 u.a. von Hans Urs von Balthasar und Joseph Ratzinger gegründet wurde. 

Text und Fotos: Dr. Gabriel Weiten
(jas)



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