Bischof Rudolf würdigt 42-jähriges Wirken von Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner
Im Rahmen eines feierlichen Festaktes verabschiedeten Bischof Rudolf Voderholzer, das Regensburger Domkapitel, zahlreiche Priester und Weggefährten den bisherigen Dompropst Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner. Gegenfurtner sei, so Bischof Voderholzer in seiner Würdigung, in den 42 Jahren seines Wirkens nicht nur Dompropst gewesen, sondern auch Kaplan, wissenschaftlicher Assistent, Studentenseelsorger, Rundfunkbeauftragter, Begründer der Abteilung „Neue Medien“ und somit der heutigen Bischöflichen Pressestelle, Referent für Erwachsenenbildung, Ordensreferent, Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes, Superior der Mallersdorfer Schwestern, Generalvikar und Diözesanadministrator.
Wegweisende Initiativen für das Bistum
Auch auf die zahlreichen Publikationen von Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner ging Bischof Rudolf ein: Das seien zuerst die Jesuitica. Allen voran die Doktorarbeit über die Jesuiten in der Oberpfalz. Wer das Wirken der Jesuiten in der Oberpfalz verstehen möchte, so der Bischof, komme an Gegenfurtners Dissertation nicht vorbei. Weiter seien seine diözesanhistorischen, und zum Teil pfarrei-historischen Schriften zu nennen sowie seine Veröffentlichungen im Bereich Kunst, Denkmalpflege, jedoch immer unter der Berücksichtigung von Verkündigung und Glaubensweitergabe.
Als Generalvikar habe er unter anderem mit dem Diözesanforum (1994-95) und der anschließenden Neuordnungen der Dekanate und der darauf aufbauenden Pastoralen Planung die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, dass Seelsorge im Bistum Regensburg auch heute noch flächendeckend gewährleistet werden könne. Auch die Gründung der Bischof-Manfred-Müller-Schule mit der besonderen pädagogischen Ausrichtung und die Errichtung der Schulstiftung im Bistum würden bleibend mit seiner Amtszeit als Generalvikar verbunden bleiben.
Große Loyalität und wertvoller Ratgeber
Als Dompropst habe er, so Bischof Voderholzer, die Neugestaltung der Sailerkapelle im Dom, die neue Beleuchtung im Dom, das Jahrhundertwerk der Domorgel und die Schaffung einer neuen Domsakristei auf den Weg gebracht. Darüber hinaus habe Gegenfurtner im Bereich der Domspatzen maßgeblich mitgewirkt, dass die Stiftungen zusammengeführt werden konnten, der Neubau der Grundschule möglich wurde und aktuell neben dem Neubau von Gymnasium und Internat auch notwendige Überlegungen zur strukturellen Neuausrichtungen angepackt werden: „Ich persönlich danke Ihnen für Ihre große Loyaliät, Ihren wertvollen Rat, … Trotz der Last Ihres Amtes sind Sie immer Mensch geblieben mit Weitblick, Gottvertrauen, und unerschütterlicher Bereitschaft, das Ihre im Dienst für die Kirche zu geben“, so Bischof Rudolf in seiner Würdigung.
Interview mit Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner
Als Priester der Diözese Regensburg arbeiteten Sie u. a. als Seelsorger, Studentenpfarrer, Generalvikar, Superior der Mallersdorfer Schwestern, Dompropst und Diözesanadministrator. Wo sehen Sie Ihre persönlichen Höhepunkte dieses mehr als 40-jährigen Wirkens?
Ich darf bei meinem Abschied aus dem aktiven Dienst auf 42 Jahre priesterlichen Dienst zurückschauen, mir wird rückblickend klar, wie sehr für meine Entscheidung, Priester zu werden, ein Prozess verantwortlich war, bei dem ganz ausschlaggebend mein tiefgläubiges Elternhaus war, in dem ich einen lebendigen Glauben mit ehrlicher Nächstenliebe erfahren durfte. Dazu hatte ich in meiner Heimatpfarrei Teisnach einen Kaplan als Vorbild, der uns Kinder und Jugendlichen in einer Art und Weise den Glauben vorlebte, dass ich mich begeisterte auch so ein Priester zu werden.
Prägend war und ist für mich für mein Priesterleben ein Satz, den der Primizprediger eines Kurskollegen so gesagt hat: Entscheidend ist, wie nah durch dich - den Priester - Christus auf die Menschen zukommt, das ist deine Kariere und das ist dein Gericht. Dieser Satz hat mich geprägt und mich in all meinen Stationen begleitet.
Der Anfang als Kaplan in einer typischen Landpfarrei des Bistums, nach 2 Jahren wiss. Assistent an der Universitär Regensburg, anschließend Studentenpfarrer in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche. Dann 1986 die Berufung in die Diözesanverwaltung, zuerst beauftragt mit dem Aufbau und der Begleitung der sog. Neuen Medien, dann die Verantwortung als Generalvikar, in dessen Jahren wie ein Block das Diözesanforum steht, in dem in einem ehrlichen Gesprächsprozess die Voraussetzungen überlegt wurden, wie Seelsorge flächendeckend gewährleistet bleiben kann. Die Verantwortung im Domkapitel zuletzt als Dompropst war geprägt von großen Baumaßnehmen im Dom und bei den Domspatzen.
Die Übernahme des Vorsitzes des Diözesancaritasverbandes und einige Jahre auch der Jugendfürsorge, die ich im Nebenamt ausübte, waren für mich gerade während der Zeit als Generalvikar prägend, weil in der verwaltungskonzentrierten Arbeit einer Bistumsverwaltung dadurch für mich der soziale Blick geschärft wurde, dass sich Christsein in der Hinwendung zum anderen, zum Mitmenschen realisiert.
Im Rahmen vieler überdiözesanen Beauftragungen waren für mich die Jahre als Vorsitzender im Katholischen Akademischen Auslandsdienst der Deutschen Bischofskonferenz prägend. Die Mitarbeit am Aufbau eines Stipendienprogrammen für Studenten aus Myamar und die Kontakte zu Vietnam ließen mich nachhaltig Weltkirche erleben.
Der persönliche Höhepunkt meiner Priesterjahre bleibt für mich die Heiligsprechung von Anna Schäffer in Rom, die ich als Diözesanadministrator begleitete.
In Ihrer Amtszeit erlebten Sie vier Bischöfe: Bischof Rudolf Graber, der Sie 1974 zum Priester weihte und in der Folge Bischof Manfred Müller, Bischof Gerhard Ludwig Müller und zuletzt Bischof Rudolf Voderzholzer. Was prägte in Ihren Augen deren Amtszeit besonders? Welche Akzente setzten die jeweiligen Oberhirten?
Die vier Bischöfe, die ich erlebte, haben mit ihren unterschiedlichen Begabungen ihren Hirtendienst geprägt: Bischof Rudolf Graber, der aus seiner Gelehrtentätigkeit das wegweisende 2. Vatikanische Konzil umzusetzen versuchte. Persönlich verdanke ich ihm die Erlaubnis, meine Diplomarbeit zur Promotion auszubauen, die ich in der Kaplanszeit fertigstellte. Bischof Manfred Müller, der seine Zustimmung zur Durchführung des Diözesanforums gab und als langjähriger Schulmann das Ohr bei den jungen Menschen hatte und den Fokus auf die religiöse Unterweisung legte und in der Gründung der Manfred Müller Schule weiterlebt. Bischof Gerhard Ludwig setzte diesen schulischen Aspekt in der mutigen Gründung der Schulstiftung der Diözese fort und gab dadurch diesem wichtigen pastoralen Bereich die entscheidende Sicherheit im pluralem Angebot von Schulträgern. Und schließlich Bischof Rudolf Voderholzer, der die volkskirchlichen Strukturen des Bistums schätzt und stärkt.
2005 begleiteten Sie als Generalvikar die Reform der Laienräte. Der bisherige Diözesanrat wurde in das Diözesankomitee und den Diözesanpastoralrat umgewandelt. Warum war diese Reform unbedingt notwendig? Wo sehen Sie die Stärken der neuen Gremien?
Zusammen mit dem Leiter des Seelsorgeamtes sollte eine Reform der Gremienarbeit der Laien begleitet und überlegt werden, die der Bischof durch die Einsetzung eines Diözesanpastoralrates und des Diözesankomitees selber durchgeführt hat.
2005 ernannte Sie Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Superior für die Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen der Hl. Familie zu Mallersdorf. Sie traten damit sozusagen in die Fußstapfen des Seligen Paul Josef Nardini, dem Gründer der Schwesterngemeinschaft. Wo sehen Sie die Zukunft der Mallersdorfer Schwestern, die ja auch zahlreiche Niederlassungen im Ausland haben und die der Ordensgemeinschaften im Allgemeinen?
Ich habe 2005 den Bischof um Entpflichtung als Generalvikar gebeten und wurde zusätzlich zu meinen Diensten im Domkapitel und im Diözesancaritasverband als Superior in die Ordensgemeinschaft nach Mallersdorf berufen. Der Klosterberg in Mallersdorf weist auf die große Bedeutung der Ordensgemeinschaft gerade im Bistum Regensburg hin, muss aber wie viele Frauenorden mit sozialen Gründungshintergrund mit einer hohen Überalterung der Schwestern leben. Die Konvente in der Mission in Südafrika und die nach der kommunistischen Zeit wiedererrichteten Konvente in Rumänien tragen mit jüngeren Schwestern das Gründungsanliegen des Seligen Paul Josef Nardinis weiter.
Als Dompropst standen Sie dem Domkapitel vor und waren für alle Belange rund um die Kathedrale St. Peter zuständig. Welche persönliche Bedeutung hat für Sie der Dom? Welche besonderen Ereignisse verbinden Sie mit ihm?
Der Regensburger Dom ist für mich ein ganz besonderer Ort, der in seiner streng gotischen Gestaltung den Menschen auf seine Verantwortung vor Gott hinweist und als Zeugnis des Glaubens und Haus des Gebetes die Stadtsiluette bestimmt.
Ich durfte als Dompropst bei den in den letzten Jahren stattfindenden Restaurierungen und Neugestaltungen mit dabei sein, die allen Beteiligten ein Höchstmaß an Ideen, Einsatz und Engagement abverlangten und in einem vertrauensvollen Miteinander verwirklicht werden konnten: die Gestaltung einer Anbetungskapelle, die nachhaltige Restaurierung des Westportals, die komplette Neugestaltung der Beleuchtung, den behindertengerechten Zugang und schließlich die Realisierung einer Hauptorgel.
Wie geht es nun nach Antritt Ihres Ruhestandes weiter?
In meinem Ruhestand gehe ich in das von den Mallersdorfer Schwestern geleitete Kurhaus St. Josef in Bad Wörishofen, wo ich als Hausgeistlicher für die Kurgäste da sein darf.
Was wünschen Sie „Ihrem“ Bistum Regensburg für die Zukunft?
Dem Bistum wünsche ich, dass es den Verantwortlichen und allen Gläubigen gelingt, die befreiende Botschaft Christi für ihr Leben zur Grundlage zu machen, getreu dem Wort Jesu: “Ich will, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Interview: Claudia Bresky und Jakob Schötz, Bischöfliche Pressestelle.
<link http: www.bistum-regensburg.de multimedia mediathek dompropst-dr-wilhelm-gegenfurtner-ist-im-ruhestand-891 external-link-new-window>Audio-Interview mit Prälat Gegenfurtner
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