Bischof Rudolf Voderholzer überreicht Patriarch Bartholomaios Berührungsreliquie des heiligen Chrysostomus
Im Rahmen der Feier der göttlichen Liturgie in der griechisch-orthodoxen Allerheiligenkirche in München überreicht Bischof Rudolf Voderholzer am kommenden Sonntag eine Berührungsreliquie des Heiligen Chrysostomus an den griechisch-orthodoxen ökumenischen Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel. Die originale Handreliquie des heiligen Chrysostomus, die ihren Platz an der nördlichen Chorwand des Regensburger Domes hat, ist mit einem Ring geschmückt. Eine genaue Nachbildung dieses Ringes wurde nun im Rahmen einer Messfeier am Dienstag, den 13. Mai 2014 von Bischof Rudolf Voderholzer in Anwesenheit des Regensburger Domkapitels mit der Handreliquie berührt.
Die dadurch entstandene Berührungsreliquie wird nun als Zeichen der gemeinsamen Verehrung des Heiligen und als Ausdruck des Brückenschlags der brüderlichen Liebe und Verbundenheit zwischen Ost und West an den Patriarchen am Ende des Gottesdienstes übergeben. Zu den Feierlichkeiten am Sonntag wird auch die Handreliquie aus Regensburg im Münchener Gotteshaus aufgestellt. Die Kopie des Ringes wurde von der Gold- und Silberschmiede Markus Engert aus Würzburg aus Silber mit neun Diamantrosen handgefertigt.
Die Hand des hl. Johannes Chrysostomus, Bischof von Konstantinopel
Im September 2002 wurde zur großen Freude orthodoxer Christen an der nördlichen Chorwand des Regensburger Domes St. Peter eine Handreliquie des hl. Bischofs und Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus aufgestellt, die lange Zeit an einem abgeschiedenen Platz in der St. Ulrichskirche nahe beim Dom gestanden hatte. Im Jahr 1652 hatte Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg (1625 Bischof von Osnabrück; 1636 Priester- und Bischofsweihe in Regensburg, 1642 Koadjutor und 1649 Bischof von Regensburg; 1642-1648 Vertreter der kath. Seite bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden; 1660 Kardinal; † 1661) diese Reliquie von Abt Jakob Torwert aus dem Kloster Iburg bei Osnabrück erhalten. Auf der Trägerplatte des 1878 gefertigten Zeigegefäßes steht die lateinische Inschrift: "Bitte für uns den Sohn Gottes, seliger Johannes Chrysostomus, bester Lehrer, Licht der Kirche und Liebhaber des göttlichen Gesetzes". Damals muss Johannes, der bereits im 6. Jahrhundert den Beinamen Chrysostomus („Goldmund“) erhielt, hoch im Kurs gestanden haben; am 8. Juli 1908 erhob der hl. Papst Pius X. ihn zum Patron der christlichen Prediger.
Im April 1204 gelangten die Reliquien des zum Herrn heimgekehrten Johannes durch lateinische Kreuzfahrer nach Rom in die konstantinische Petersbasilika. 1626 dann fand er sein Grab in der Chorkapelle der neuen Petersbasilika. Weil einst nach der durch den Papst 412 erreichten Rehabilitierung am 27. Januar 438 die Reliquien vom Sterbeort in die Apostelkirche von Konstantinopel überbracht worden waren, war seit dem 13. Jahrhundert bis zur Kalenderreform 1969 der 27. Januar der Gedenktag des Heiligen; danach rückte er auf den Vortag des Todestages, an dem die Kirche ja das Fest Kreuzerhöhung feiert.
Die Hand des hl. Johannes Chrysostomus, die er als Priester und Bischof so oft segnend über die ihm anvertraute Herde erhob, verweist uns auf wesentliche Aspekte des Lebens des wohl bekanntesten und volkstümlichsten der griechischen Kirchenväter, der von allen das umfangreichste Werk hinterlassen hat. Seine Hand diente ihm zum Verfassen bedeutender Schriften in bestem klassischem Griechisch, die oft aus seiner konkreten Tätigkeit heraus angeregt wurden, so seine Abhandlung über das Priestertum, seine Säulenhomilien oder seine Taufkatechesen, wobei manche dieser Schriften auch dadurch entstanden, dass seine Predigten mitgeschrieben und dann von ihm redigiert wurden. Bereits an seinem Priesterweihetag hielt er, der nach dem Wunsch seiner Mutter eine glänzende rhetorische und juristische Ausbildung erhalten, dann aber das Studium der Theologie, insbesondere der Bibel, eingeschlagen hatte und 381 Diakon geworden war, eine bedeutende Predigt. Aus seiner Zeit als Priester (386-398) und Bischof (Weihe 26.2.398) sind über 700 Predigten, die meisten davon biblische Homilien zu fast allen Büchern des Neuen Testaments, von ihm überliefert.
Was ihn auszeichnet ist, dass er die heiligen Schriften, von denen er schon in den Jahren seines asketischen Einsiedlerlebens (ca. 377-381) große Teile auswendig zu lernen suchte, immer wieder in die Hand nahm und darin las; die Paulusbriefe, die er am meisten liebte, soll er gar alle zwei Wochen ganz gelesen haben. Seine Rednerbegabung und seine antiochenisch geprägte, gegen eine allegorische Auslegung gewandte Exegese der hl. Schrift begründeten die Bedeutung seiner Predigten, denen die Menschen seiner Zeit gerne lauschten, obwohl er ihnen darin keineswegs nach dem Munde redete, sondern mahnend – gelegen oder ungelegen – seine Hand erhob und die Menschen zur Umkehr und Hinwendung zu Gott rief.So tadelte er etliche Neugetaufte der Osternacht, die bereits in der Osterwoche es vorzogen, statt zu den Gottesdiensten lieber zu Theater und Pferderennen zu gehen – eine Erfahrung, die so mancher Pfarrer noch heute mit seinen Erstkommunikanten und Firmlingen macht.
Die Botschaft des Johannes war glaubwürdig, weil er mit seinem Leben ganz hinter dem stand, was er verkündigte. Schon als Diakon hatte er tatkräftig zugelangt, als um die Förderung und Erhaltung der caritativen und sozialen Dienste für die Armen, Waisen, Witwen und gottgeweihten Jungfrauen und die Erziehung der Kinder ging. Nicht minder prangerte er als Bischof das Luxusleben der Reichen Konstantinopels an, insbesondere am Kaiserhof, der ihn zunächst sogar gerade wegen seiner Predigtkunst zum Bischof der Hauptstadt bestellt hatte. Es sollte nicht lange dauern, bis der Patriarch erfahren musste, dass seine Hände gebunden würden und er hingeführt werden sollte, wohin er nicht wollte (vgl. Joh 21,18). Die von der verärgerten Kaiserin mit Hilfe des Bischofs Theophilus von Alexandrien zusammengetrommelte „Eichensynode“ setzte Johannes 403 als Patriarch von Konstantinopel ab; das Verbannungsdekret wurde aber – vielleicht wegen einer Fehlgeburt des Kaiserin, die man dem möglichen Fehlurteil gegenüber Johannes zuschrieb – ausgesetzt, doch schon ein Jahr später musste er doch ins Exil. Und er weil er dort nicht mit Schreiben zögerte, sondern zahlreiche Briefe verfasste und den Kontakt aufrecht erhielt, wurde 407 seine Verbannung in die absolute Abgeschiedenheit verfügt mit der Maßgabe, dafür zu sorgen, dass er schon am Weg dorthin an Entkräftung sterben sollte. So geschah es: am 14. September 407 ließ er sich, fast am Ziel angekommen, nahe des pontischen Komana in eine Kapelle bringen, empfing die Wehzehrung, erhob ein letztes Mal die Hand zum Kreuzzeichen über sich und verstarb mit den Worten: „Gelobt sei Gott für alles. Amen“.