Bischof Rudolf Voderholzer spricht über Bischof Johann Michael von Sailer
Im Rahmen der hochkarätig besetzten Vortragsreihe über die Person und das Wirken von Regensburgs 69. Diözesan-Bischof Dr. Johann Michael von Sailer (*1751 †1832) sprach am 26. März dessen Nachfolger auf dem Regensburger Bischofsstuhl, Dr. Rudolf Voderholzer. Der Verein "Welterbe Kulturfonds Regensburg - Die Förderer e.V." hatte in den Schalander der Brauerei Bischofshof eingeladen und viele Interessierte waren der Einladung gefolgt. Brauereidirektor Hermann Goß konnte neben dem Referenten des Abends auch Generalvikar Prälat Michael Fuchs und Domdekan Prälat Anton Wilhelm willkommen heißen sowie die Bürgermeister von Aresing, dem Geburtsort Sailers, und Barbing, wo dieser die Sommermonate verbrachte. Kulturreferent Klemens Unger, Vorsitzender des Welterbe Kulturfonds, informierte über den aktuellen Stand der Spendenaktion zu Gunsten der Restaurierung des Sailer-Denkmales, das am 20. Mai diesen Jahres wieder an seinen ursprünglichen Ort auf dem Emmeramsplatz zurückkehren wird.
„Johann Michael von Sailer - Bischofsideal des 2. Vatikanums“
In seinem Vortrag über den großen Pastoraltheologen und umsichtigen Regensburger Oberhirten nahm Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Zuhörer mit auf eine Zeitreise, bei der er eindrucksvoll die turbulenten Zustände der Zeit von der Säkularisation bis zur Neuordnung der Katholischen Kirche in Bayern (1803 bis 1821) schilderte. Dabei ging er auch in seine eigene Geschichte zurück und in das Wintersemester 1981/82, in dem er bei Professor Dr. Georg Schwaiger an der Universität München ein Hauptseminar zur Person Johann Michael Sailers besucht hatte. Bischof Rudolf schilderte sehr anschaulich die rege pastorale Tätigkeit seines Vorgängers, der erst 71jährig in Regensburg die Bischofsweihe empfing, erst Weihbischof und dann 1829 auch Diözesanbischof wurde. So spendete Bischof Sailer bei einer Pastoralreise im Jahre 1823 in zwei Wochen sage und schreibe mehr als 25.000 Personen das Firmsakrament. Heutzutage fast unvorstellbar, in Zeiten ohne festes Firmalter und nur seltener Bischofsbesuche durchaus nachvollziehbar. Bischof Sailer lag auch die Priesterausbildung sehr am Herzen, so errichtete er 1822 das Obermünsterlyzeum und war auch maßgeblich an der Wiederbegründung der Benediktinerabtei Metten beteiligt, von der zahlreiche Kloster-Gründungen ausgehen sollten. Bischof Rudolf stellte den Zuhörern auch den Arzt, Priester und Kirchenmusiker Carl Proske (* 1794 †1861) sowie den Regensburger Generalvikar und späteren Fürstbischof von Breslau und Kardinal, Melchior von Diepenbrock (*1798 † 1853), vor, zwei bedeutende Persönlichkeiten im Umfeld Sailers, die dessen höchste Wertschätzung und Vertrauen genossen und umgekehrt. Am 20. Mai 1832 verstarb Bischof Johann Michael von Sailer 80jährig in der Früh beim Angelusläuten. Seine Beisetzung im Regensburger Dom fand unter großer Anteilnahme von Menschen jeden Standes und Glaubensbekenntnisses statt. Die Errichtung seines Grabmales im Dom im Auftrag seines Schülers König Ludwig I. von Bayern war sichtbares Zeichen dessen großer Dankbarkeit gegenüber seinem Lehrer, die auch in der Errichtung des Bronzedenkmales auf dem Emmeramsplatz 1868 zum Ausdruck kam. Zum Abschluss seiner Ausführungen, der die Zuhörerschaft aufmerksam gefolgt war, äußerte Bischof Rudolf zwei Wünsche, das zum einen das umfangreiche Werk Sailers neu aufgelegt werde und die längst fällige Büste in der Walhalla zur Aufstellung komme. An diesem Abend trug der Bischof auch wieder das Brustkreuz seines Vorgängers Sailer, das sowohl auf dem Standbild als auch auf vielen Gemälden gut zu erkennen ist. Über 100 Jahre vor dem 2. Vatikanum, so der Bischof, habe Johann Michael von Sailer dem Bischofsideal des Konzils entsprochen und sei ein Oberhirte gewesen, der „den Geruch der Herde an sich trage“, so wie es sich Papst Franziskus von seinen Bischöfen wünscht.
„Bischof Sailer - erste Leuchte der katholischen Kirche in Bayern“
Kulturfonds-Vorsitzender Unger konnte im Anschluss an den Vortrag des Bischofs diesem eine 60 cent-Sondermarke mit dem Abbild Bischof Sailers überreichen, ein Projekt des Welterbe Kulturfonds Regensburg. Archivdirektor Msgr. Dr. Paul Mai, Sailer-Experte Professor Dr. Konrad Baumgartner, Organisator der Vortragsreihe, und Verleger Michael Laßleben hatten die große Freude, Bischof Rudolf die druckfrische Festgabe zum 99. Katholikentag „Bischof Johann Michael Sailer als Brückenbauer“ übergeben zu dürfen, die als Beiband 22 in der Reihe Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg erscheinen ist. Den Abschluß der Vortragsreihe bildet am 5. April das ganztägige Symposium der Katholischen Akademie in Bayern im Priesterseminar St. Wolfgang, das unter dem Motto steht: „Johann Michael Sailer als Brückenbauer“. Infos und Möglichkeit zur Anmeldung findet man unter www.kath-akademie-bayern.de.
Stichwort: Das Sailer-Denkmal und seine Restaurierung und Rückführung
Am 20. Mai diesen Jahres wird das Denkmal des großen Regensburger Bischofs Johann Michael von Sailer, das jahrzehntelang in der Grünanlage seitlich der Maximilianstrasse ein unbeobachtetes Dasein fristete, wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren. Auf dem Emmeramsplatz hatte König Ludwig I. von Bayern seinem Lehrer von Sailer, den er als „Apostel Bayerns“ bezeichnet hatte, aus Dankbarkeit und Verehrung am 20. Mai 1868 eine Bronzestatue errichten lassen. Dem Bau eines Löschteichs weichend, wäre es fast in den 30er Jahren in Hamburg eingeschmolzen worden und konnte damals Dank des Einsatzes von Regensburgs Konservator Dr. Walter Boll gerettet werden. In der Grünanlage vor dem Bahnhof erhielt es dann seinen Platz.
Das bronzene Standbild und damit letztendlich die bemerkenswerte Person von Bischof Johann Michael von Sailer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu holen, dieser Aufgabe widmet sich der Verein "Welterbe Kulturfonds Regensburg - Die Förderer e.V." Der Verein wurde 2007 von Regensburger Bürgerinnen und Bürgern aus der Taufe gehoben, u.a. von Kulturreferent Klemens Unger (1. Vorsitzender) und Bischofshof-Brauereidirektor Hermann Goß (2. Vorsitzender). Angeregt durch die Aufnahme von Regensburg und Stadtamhof in das UNESCO-Welterbe 2006, ist es das Vereins-Ziel, das Regensburger Welterbe zu fördern und seinen Bürgern näher zu bringen. Die Renovierung und der Wiederaufbau des Reiterstandbildes von König Ludwig I. von Bayern auf dem Domplatz war das erste große Projekt, die Sanierung und Rückführung des Sailer-Denkmales, die mit rund 50.000 Euro veranschlagt sind, das aktuelle.