News Bild Bischof Rudolf Voderholzer segnet die generalrestaurierte Kirchaitnacher Pfarrkirche
Bischof Rudolf Voderholzer segnet die generalrestaurierte Kirchaitnacher Pfarrkirche

Ein ortsprägendes Glaubenszeugnis

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Kirchaitnach, 31. Juli 2023.

Die Aitnachtaler um ihren Seelsorger Pater Joseph sind stolz auf ihre schmucke „neue“ Kirche, in der sie nach 20-Monatiger Baustellensperrung just am Heiligen Abend 2022 zur Christmette erstmals wieder zusammenkommen durften. Umso größer war ihre Freude, dass am vergangenen Samstagnachmittag zur offiziellen Wiedereröffnung Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gekommen war.

Von Kindergartenkindern mit Lied und Blümchen begrüßt

Beim Alten Schulhaus wurde der Bischof vom liturgischen Dienst um Pater Joseph, von den Mitgliedern des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung sowie von den Fahnenabordnungen der Ortsvereine empfangen und von einer Bläsergruppe der Stadtkapelle Viechtach zusammen mit der politischen Gemeinde um Bürgermeister Herbert Preuß sowie MdB Alois Rainer, Staatsminister Christian Bernreiter und Landrätin Rita Röhrl als weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens in einem Festzug zur Pfarrkirche Sankt Magdalena geleitet. Dort wurde er von den Kindergartenkindern mit einem Lied und Blümchen herzlich begrüßt. Natürlich spendete der Bischof jedem Kind den Segen, ehe er zu den Klängen der frisch überholten Orgel (gespielt von Anette Kufner) feierlich in das Gotteshaus einzog, um gemeinsam mit Pater Joseph und Ruhestandspfarrer Franz-Xaver Mader die Festmesse zu zelebrieren. Diakon Hans Kollmer und Diakon Andreas Dieterle assistierten.

Was hier in fast zweijähriger Bauzeit geschehen ist, sei ein großes Wunder, für das sie nun Gott, der auf die Fürsprache der Pfarrpatronin Maria von Magdala seine schützende Hand über dieses Großprojekt gehalten habe, und allen, die sich offenen Herzens auf unterschiedlichste Weise um die Umsetzung verdient gemacht haben, Dank sagen wollen, bekräftigte Pater Joseph zu Beginn des Pontifikalamts. Diese Kirche sei ein Ort, wo sich die Gemeinde versammelt, ein Ort der Begegnung, und das möge auch so bleiben, wünschte er sich für die Pfarrfamilie. Dies sei ein wahrer Grund zur Freude, und umso schöner sei es, dass sich dazu so viele politische Vertreter, Vereine, Gremien, Ministranten und Gläubige eingefunden haben, pflichtete Bischof Rudolf bei, verbunden mit einem Vergeltsgott an alle, die mit dazu beigetragen haben, dass man nunmehr in dieser strahlenden, fast mystischen Kirche dem lebendigen Gott wieder begegnen dürfe.

Ursprungssituation der neutestamentlichen Kirche

In seiner Predigt ging Dr. Voderholzer auf die Auferstehungsgeschichte aus dem Johannesevangelium ein, die die Kirchenpatronin als Apostolin der Apostel mit in den Mittelpunkt stellt. Jene wunderbare Begegnung zwischen dem Auferstandenen und Maria von Magdala und die Glaubensgewissheit, dass Jesus lebt, sei die Ursprungssituation der neutestamentlichen Kirche und die Grundlage für die Ausbreitung des Evangeliums gewesen, gab der Bischof zu bedenken. Ferner hob er die Bedeutung des Gotteshauses als zentraler Begegnungsstätte mit Christus und mit den Sakramenten hervor. Ihm sei jedoch nicht bange, dass die Kirchaitnacher mit der Fürsprache der heiligen Maria Magdalena zu ihrer Kirche halten und sie mit lebendigem Glauben, Hoffnung und Liebe erfüllen, sagte er.

Die Pfarrkirche Sankt Magdalena, die 1885 aus rund 250.000 vor Ort gebrannten Ziegeln im neuromanischen Stil errichtete wurde und seither im Südosten des Dörfchens Kirchaitnach (Gemeinde Kollnburg) malerisch-markant am Wiesenhang steht, ist nicht nur ein eindrucksvolles Zeugnis tiefen Glaubens, sondern auch ein landschaftsprägendes Stück Kulturgeschichte, wie ihr Eintrag in die Denkmalliste unterstreicht. Da bisherige Ausbesserungs- und Erneuerungsmaßnahmen stets mit Bedacht durchgeführt wurden, hat sich praktisch ihr gesamter historischer Ausstattungsbestand mit allenfalls geringen Veränderungen und ohne erkennbare Überarbeitung erhalten. 

Erhaltungszustand mit Seltenheitswert

Dieser authentische Erhaltungszustand habe Seltenheitswert und sei in seiner Besonderheit zu würdigen, findet der Regensburger Architekt Michael Feil, der nun mit den zwingend erforderlichen umfassenden Innenrestaurierungs- und -renovierungsmaßnahmen dieses prachtvollen Blankziegelbaus betraut war. Sein Ziel lautete, hier mit der nötigen Um- und Vorsicht ein schlüssiges einheitliches Konzept umzusetzen, das sowohl der kunsthistorischen Bedeutung des Bauwerks als auch den Anforderungen einer zeitgemäßen Nutzung als Gotteshaus Rechnung tragen sollte.

Nach jahrelangen Vorprüfungen mit allein 14 Fachgutachten waren von Anfang Mai 2021 bis in den Dezember 2022 hinein 20 Spezialfirmen damit zugange, in akribischer Feinarbeit die bemalte Raumschale dieser „Saalkirche“ vom Verunreinigungen zu befreien und Schadstellen auszubessern, die Westfassade außen neu zu verfugen, die maroden hölzernen Gestühlspodeste, Kirchenbänke und Beichtstühle zu restaurieren, die bemalten Kirchenfenster zu konservieren, die „Denkmal-Orgel“ zu überholen sowie teilweise auch die liturgische Ausstattung und Figuren neu zu arrangieren. Zudem wurden eine neue Sakristeimöblierung, neue LED-Pendelleuchten und motorgesteuerte Fensterlüftungen eingebaut sowie die komplette Beschallung und Elektroinstallation auf den technisch neuesten Stand gebracht.

Die Hälfte übernimmt das Bistum

Rund 2,1 Millionen Euro hat das Ganze gekostet; die Hälfte davon übernimmt das Bistum, über 50.000 Euro haben die Gläubigen gespendet, und weitere 700.000 Euro kommen dank des persönlichen Einsatzes von MdB Alois Rainer aus einem Bundes-Sonderfördertopf. Das Resultat stellt den Architekten und alle weiteren Verantwortlichen allerdings rundum zufrieden, weil sich die ausgeführten Arbeiten in den Bestand einfügen und zusammen mit allen Reparaturen und allem neu Zugefügten eine Einheit bilden.

Zurück zum Gottesdienst: Nach dem Te Deum, das am Ende des Pontifikalamts von Hunderten Stimmen mit Kirchenchor-, Orgel- und Bläserbegleitung erschallte, nutzten Staatsminister Christian Bernreiter, MdB Alois Rainer, Landrätin Rita Röhrl und Bürgermeister Herbert Preuß die Gelegenheit zu einem kurzen Grußwort. Darin bekundeten sie einhellig ihr großes Lob und ihre Dankbarkeit für die gelungene Generalrestaurierung dieses außergewöhnlichen sakralen Denkmals.

Bürgermeister Preuß bedankte sich allem voran bei MdB Rainer für dessen persönlichen Einsatz um die Zurverfügungstellung von Bundesmitteln, ohne die diese kleine Pfarrgemeinde das kostenintensive Projekt trotz der Fördermittel des Bistums und aller Spendenbereitschaft nicht hätte stemmen können.

„Ja, das ist was Besonderes geworden!“

Er habe diese Kirche schon vor der Sanierung besichtigt und könne heute sagen: „Ja, das ist wirklich was Besonderes geworden!“ entgegnete Rainer. Es sei ihm eine große Freude und Ehre zugleich gewesen, hier mit einem Sonderförderprogramm des Bundes von knapp 700.000 Euro mithelfen zu können, dass dieses wunderbare Gotteshaus wieder in neuem Glanz erstrahlen dürfe. Er wünschte den Gläubigen viel Freude mit und besinnliche Stunden in ihrer „roten Kirche“.

Identität und Heimat

„Einmaligkeit bedeutet Identität und Heimat“, konstatierte Architekt Michael Feil, der abschließend das Wort ergriff. Ausführlich erklärte er, was in dem Gebäude während der 20-monatigen Bauzeit alles durchgeführt wurde. Allerdings stehe mit der zwingend erforderlichen Sanierung des Turmhelms schon in Bälde die nächste Maßnahme an. Auf die Bitte des Bischofs hin stimme der Kirchenchor danach zum Auszug noch zwei Strophen von „Segne du, Maria“” an. Im Anschluss an den Gottesdienst war im Gasthaus Zum Schaupp in Einweging schon alles für ein gemütliches Zusammensein samt reichhaltigem kalten Büffet vorbereitet. Auf allgemeinen Wunsch hin sprach Voderholzer gerne das Tischgebet. Außerdem konnte man sich hier anhand einer Fotopräsentation interessante Eindrücke von den zurückliegenden Bauarbeiten verschaffen.

Text und Bilder: Marion Wittenzellner

 



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