News Bild Highlights 2023: Bischof Rudolf Voderholzer bei Krisengespräch für Galeria Kaufhof
Highlights 2023: Bischof Rudolf Voderholzer bei Krisengespräch für Galeria Kaufhof

Bei Insolvenz Mitarbeiter nicht vergessen

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Regensburg, 29. Dezember 2023

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer nahm am 14. April 2023 an einem Ökumenischen Gespräch im Dachrestaurant der Galeria Kaufhof am Regensburger Neupfarrplatz teil. Ende Mai 2023 wurde bekannt, dass sich der Galeria-Konzern, der Eigentümer der Immobilie und das Wirtschaftsministerium auf einen Erhalt der Filiale verständigt haben. Lesen Sie hier unseren Beitrag zum damaligen Treffen:

Die Nachricht, dass die Galeria Kaufhof Filiale in der Regensburger Altstadt noch in diesem Sommer schließen muss, ist mittlerweile Stadtgespräch. Am 30. März wurde allen Mitarbeitern fristlos gekündigt, am 17. Juni 2023 soll dann endgültig Schluss sein. Das größte Warenhaus Ostbayerns ist damit eine von 52 Filialen deutschlandweit, denen das Aus droht. Einst waren im Neubau mit seinen 14.000 Quadratmetern inmitten des Zentrums über 1.100 Angestellte beschäftigt. Den derzeit noch 87 Mitarbeitern mit einem Altersdurchschnitt von 50 Jahren droht nun eine ungewisse Zukunft.

Wie könnte es weitergehen?

Rezession, Inflation und steigende Energiepreise bringen derzeit viele Unternehmen an den Rand des finanziellen Kollapses. Doch bei Galeria Kaufhof am Regensburger Innenstadtstandort ist es anders. Staatliche Gelder wurden fehlinvestiert, im Warenhaus kam so gut wie nichts davon an. Dabei hat das Kaufhaus eigentlich alles, um als attraktiver Handelsplatz gute Umsätze einzufahren. Doch Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof macht lieber die Schotten dicht, als sich auf neue Verkaufskonzepte und damit auf eine bessere Einkaufskultur einzulassen. Dabei mangelt es gerade in Regensburg nicht an Ideen, wie man den Standort attraktiver machen könnte, wie der Betriebsratsvorsitzende Andreas Prasch in einem Gespräch mit kirchlichen Vertretern betonte. Neben dem Regensburger Bischof Dr. Voderholzer waren die evangelische Pfarrerin und stellvertretende Dekanin Dr. Bärbel Mayer-Schärtel, Ilse Danzinger von der jüdischen Gemeinde sowie von Seiten der katholischen Betriebsseelsorge Richard Wittmann und Andreas Lammel geladen. Mit Prasch, dem Betriebsratsvorsitzenden, Markus Tietz vom Filialbüro und dem Betriebsratsstellenvertreter Hans Jürgen Burkert waren Vertreter der Belegschaft der Galeria vor Ort. Im Gespräch ging es auch darum, Möglichkeiten zu prüfen, wie die evangelische und die katholische sowie die jüdische Gemeinde konzeptionell in eine Neustrukturierung der Flächen einzubeziehen sind.

Wie Prasch betonte, haben die langjährigen Mitarbeiter, für die die Galeria Teil ihres Lebens ist, ganz konkrete Vorstellungen, das Haus neu zu beleben. Allein durch seine Nähe zum Dom, zur evangelischen Neupfarrkirche und der Synagoge könnte sich die aus der Vergangenheit bekannte Symbiose von Kirche und Handelsplatz wieder neu beleben lassen. Es gebe die Möglichkeit, den Ort für caritative Zwecke, für Jugendaktionen und als Veranstaltungsort zu nutzen.

Den Menschen mit seinen Ängsten und Sorgen nicht vergessen

Dass bei der Schließung letztendlich die Mitarbeiter die Leidtragenden sind, die zudem unter einer enormen seelischen Belastung stehen, oft mit Burn Out, Planungsunsicherheiten sowie physisch-wirtschaftlichen Belastungen konfrontiert sind, wurde seitens des Betriebsrats der Galeria gegenüber der katholischen Betriebsseelsorge immer wieder kommuniziert. Schon im Oktober 2022 hatten Vertreter der katholischen Betriebsseelsorge auf die „existenzgefährdende wirtschaftliche Notlage des Kaufhauses“ aufmerksam gemacht. Neben einer Solidaritätserklärung mit den Galeria-Beschäftigten waren Vertreter des Bistums bei der Betriebsversammlung am 14. März vor Ort, als die Schließung des Hauses verkündet wurde.

Unternehmer müssen Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen

Als ein besonderes Zeichen der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wurde der Besuch des Regensburger Bischofs Dr. Voderholzer gesehen. Wie Bischof Rudolf gegenüber Prasch betonte, „kann man die Leute doch nicht einfach auf die Straße setzen“. Man müsse, so Voderholzer weiter, aufpassen, „dass es in der Gesellschaft gerecht zugehe“. Mit Bezug auf die Katholische Soziallehre gäbe es neben dem Subsidiaritätsprinzip auch das Solidaritäts- und Gemeinwohlprinzip. Als Vertreter dieser Lehre sagte Bischof Rudolf: Eigentum ist auch Verpflichtung – und eben dieses verpflichtet für einen sorgsamen Umgang des Eigentümers mit den Mitarbeitern. Und diese Verantwortung schließt mit ein, „dass man mit dem Vermögen so umgeht, dass es in einer Gesellschaft gerecht zugeht“. Wenn sich die Profitgier verselbstständigt, dann verliert die Soziale Marktwirtschaft ihren Boden. Zudem betonte der Bischof, dass es sich bei der Galeria um einen Nahversorger handelt, der auch für viele alte Menschen in der Altstadt eine Hauptanlaufstelle für den täglichen Bedarf ist. Wenn die Galeria schließt, so sei ein längerer Leerstand zu befürchten, der weder im Interesse der Stadt noch der Kirchen sein kann. Schon jetzt haben viele Geschäfte in der Innenstadt geschlossen - eine negative Entwicklung, so der Bischof, die mit der Schließung des Warenhauses einen weiteren Dominoeffekt auslösen könnte.

Am Freitag herrschte beim Betriebsrat ein wenig Hoffnung. Immerhin hatte der Vermieter der Galerie die Miete drastisch reduziert, sodass das Kaufhaus derzeit insgesamt auf Null komme. Aber ohne neue Konzepte wird es nicht weitergehen. Die Vertreter der Ökumene wollen daher zusammen ein Schreiben an die Geschäftsführung schicken, in der sie Perspektiven für eine künftige Nutzung der Galeria aufzeigen.

Text: Stefan Groß

(kw)



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