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Bischof Rudolf Voderholzer im Gespräch mit der Werdenfelser Bruderschaft

Wie man Charismen gewinnt

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Werdenfels, 14. Mai 2023

Für ein ausführliches Gespräch mit der Werdenfelser Bruderschaft, einer aus rund 25 Priestern bestehenden Gemeinschaft im Bistum Regensburg mit Wurzeln im Exerzitienhaus Werdenfels, nahm sich Bischof Rudolf Voderholzer am 14. Februar Zeit. Themen waren vor allem aktuelle Fragen und Herausforderungen der Seelsorge, zum Teil auch überdiözesane Angelegenheiten.

Ordensgemeinschaften in Seelsorge integrieren

Nach einer gemeinsam gefeierten Vesper in der Hauskapelle eröffnete der Sprecher der Bruderschaft, der Seelsorger der Pfarreiengemeinschaft Schwarzenfeld-Stulln Heinrich Rosner, die Aussprache und verwies auf eine Zusammenkunft im vergangenen Herbst, wo dieses Gespräch mit Bischof Voderholzer in die Wege geleitet wurde. Pfarrer Rosner ging nach der Feier der Vesper auf den ersten Themenkomplex ein, die nun neuen größeren Dekanate und die künftigen Pfarreiengemeinschaften, die aus weit mehr Pfarreien als heute bestehen werden – bei weniger Priestern. „Wie lassen sich da Kontakte halten, wie können wir bei den Menschen sein, welche Mitarbeiter brauchen wir?“, fragte der Sprecher mit Blick auf die für das Jahr 2034 konzipierte pastorale Planung. Dass dichte Netzwerke, Zuhören und Dialog hier wichtig sind, ist Pfarrer Rosner natürlich bewusst, er sieht aber auch die Gefahr der Überforderung. „Die größeren Herausforderungen sind die Pfarreiengemeinschaften“, unterstrich Bischof Rudolf. An manchen Orten mit Klöstern könnten Ordensgeistliche punktuell unterstützend wirken. Aus den regelmäßigen Treffen mit den Regensburger Priesteramtskandidaten weiß der Oberhirte, dass diese – auch wegen des dualen Ausbildungssystems – bereits im Studium die aktuellen und künftigen Herausforderungen kennenlernen und entsprechende Handlungsweisen (Teamfähigkeit, Führung von Mitarbeitern, Gewinnung von Charismen usw.) erlernen. „Die heutigen Studenten sehen das und gehen an die Dinge ganz anders heran als die ältere Priestergeneration“, vertiefte der Bischof. Außerdem schilderte er Erfahrungen aus seiner eigenen Kaplanszeit, wo er sechs bis sieben Kirchen bzw. 9000 Katholiken zu betreuen hatte. „Man kann sich nicht um alles kümmern und alles wissen. Wichtig ist aber eine regelmäßige Präsenz und Namenskenntnis sowie das Setzen von Schwerpunkten“, empfahl er. Hausbesuche (z.B. im Rahmen der Sternsingerbegleitung) und die Reduzierung von Verwaltungsaufgaben nannte er als Beispiele.

Sonntagskultur, Caritas und Verkündigung

Grundsätzlich liegen Bischof Voderholzer drei Bereiche am Herzen, welche die Priester pflegen sollten: die Sonntagskultur (Predigt, Liturgie, Arbeit mit Ministranten), sozial-caritatives Feld (z.B. Krankenkommunion durch Priester), Verkündigung über die Predigt hinaus (Religionsunterricht in Schulen, eventuell dabei auch neue Formen) Die Trauerpastoral und damit die Bedeutung von Beerdigungen sprach Pfarrer Martin Nissel (Pfarrei St. Josef Straubing) an. Bei künftig größeren Pfarreinheiten könne es – gerade in Städten – zu Grenzsituationen kommen. Daher wünschte sich Pfarrer Nissel in diesem Bereich pastorale Mitarbeiter zur Unterstützung. „Das ist ein sensibler Bereich, man kann hier Vieles kaputtmachen. Bei Beerdigungen kommt immer ein Feedback. Was kann man wegfallen lassen oder kürzen“, fragte der Priester, der zusätzlich auch in der Notfallseelsorge aktiv ist. Den in den letzten Jahren deutlich sicht- und spürbaren Kulturwandel bei Beerdigungen (Großteil Urnenbestattungen, Zunahme von freien Rednern, Wegfall des Requiems bzw. der Eucharistie) nannte Bischof Rudolf in seiner Antwort zu diesem Themenfeld. „Die Kasualien – Taufe, Trauung, Beerdigung – müssen gut gestaltet werden. Das sind für viele Menschen heute die einzigen Gelegenheiten, wo sie uns – die Kirche – sehen“, vertiefte der Diözesanbischof.

An der Kommunionbank wird niemand abgewiesen

Einigkeit herrschte, dass Verwaltungs- oder gar Reparaturarbeiten möglichst delegiert werden sollten – an eine Geschäftsführung oder an Kräfte aus der Kirchenverwaltung. Die weiteren Fragen beinhalteten die Missbrauchsthematik (fehlende Missbrauchsgutachten aus deutschen Bistümer), den Kommunionempfang standesamtlich Verheirateter bzw. aus der Kirche Ausgetretener (Bischof Voderholzer: „An der Kommunionbank wird niemand abgewiesen!“) und die Priesterseelsorge. Beim letztgenannten Aspekt riet Bischof Rudolf neben den federführend von Weihbischof Josef Graf angebotenen Veranstaltungen zu regelmäßigem Gedankenaustausch auf Dekanatsebene bzw. in der unmittelbaren Region. Zuletzt ging es um die auch bei den Debatten im Rahmen der Treffen des Synodalen Weges diskutierten Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare. „Wir wollen die Leute nicht vergraulen“, stellte Pfarrer Nissel fest und berichtete von zwei Fällen in seiner Pfarrei. Es sei „kein großer Run“ festzustellen, meinte Pfarrer Rosner. Bischof Voderholzer machte klar, dass es in diesen Fällen grundsätzlich keinen liturgischen Akt (kein Sakrament) und keine Paarsegnung gebe, sondern lediglich Segnungen der jeweils einzelnen Personen. Die Intentionen beim Synodalen Weg sieht der Oberhirte jedoch deutlich. „Die Segnung ist jetzt nur ein kleiner Schritt, sie wollen die Ehe für alle. Die Sakramentalität der Ehe und die Geschlechterkomplementarität ist nicht mehr bewusst.“ Den demografischen Wandel und dessen Folgen auch für die Seelsorge und die Pfarreien rief Pfarrer Wilhelm Bauer (St. Michael Tännesberg) in Erinnerung. Nicht nur der allseits beklagte Fachkräftemangel sei, so Bischof Rudolf, eine Folge. Auch die rückläufigen Zahlen der Gottesdienstbesucher, die geringeren Finanzen und damit der Unterhalt der Gotteshäuser seien zu bedenken.

Text und Fotos: Markus Bauer

(jas)



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