Bischof Rudolf Voderholzer feiert 325 Jahre Sebastiani-Bruderschaft Michaelsbuch
Von der Herausforderung, zu seinem Glauben zu stehen
Michaelsbuch, 21. Januar 2024
Am Sonntag feierte Bischof Rudolf Voderholzer anlässlich des Hauptfestes der Sebastiani-Bruderschaft Michaelsbuch das Pontifikalamt in der St. Michaelskirche. Die Bruderschaft feiert dieses Jahr ihr 325-jähriges Bestehen, 1699 wurde sie unter Pfarrer P. Roman Märkl OSB gegründet. Bischof Rudolf zelebrierte zusammen mit Pater Athanasius Berggold, Abt der Benediktinerabtei Metten, und P. Gregor Schuller, Ortspfarrer der Pfarreigemeinschaft, den Festgottesdienst.
Begrüßt wurde Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer von den Kindergartenkindern am Pfarrhaus mit einem fröhlichen Lied, trotz klirrender Kälte, aber bei strahlendem Sonnenschein. Er nahm sich die Zeit die Kinder einzeln zu segnen und mit den Eltern zu sprechen. In seiner Predigt sprach Diözesanbischof Rudolf Voderholzer über den Heiligen Sebastian als Patron der Bruderschaft und die starke Herausforderung zu seinem Glauben zu stehen – auch heute noch.
Ein Glaubenszeugnis vieler Generationen
„Wir freuen uns sehr, dass Sie zu uns gekommen sind, um diesen Festtag – 325 Jahre – feiern zu können“, wandte sich P. Gregor Schuller an den Diözesanbischof und begrüßte die Festteilnehmer aus der Politik, darunter den stellvertretenden Deggendorfer Landrat Roman Fischer, die Stephansposchinger Bürgermeisterin Jutta Staudinger mit Gemeinderatsvertretern sowie zahlreiche Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine. Vor allem galt der Gruß den Mitgliedern der Sebastiani-Bruderschaft. Die Sebastiani-Bruderschaft umfasst derzeit 380 Mitglieder und versteht sich als stille Gebetsgemeinschaft der Pfarrei, die Gebetsgedenken eingeben, sich aber auch karitativ engagieren.
Herausragend für die Pfarreiengemeinschaft war der musikalische Bestandteil der Liturgie des Sonntags, erstmal sang der Gemeinschaftschor der Pfarreiengemeinschaft unter der Gesamtleitung von Laura Eckl gemeinsam: der Kirchenchor Michaelsbuch, der Frauenchor Stephansposching und der Männerchor Stephansposching sowie der rhythmische Chor Rettenbach sangen die „Missa parochialis“ von Wolfram Menschick, zusammen mit den Wolfsteiner Musikanten und Christian Knödl an der Orgel.
Für den Glauben einstehen
„Ich bin ganz überwältigt von dieser wunderbaren Kirche“, verriet der Diözesanbischof. „Ich habe vorher ein bisschen Zeit gehabt sie anzuschauen, die ja mit der Gründung und der ganzen Geschichte des Kloster Metten so eng verbunden ist.“ An diesem Sonntag wurde dem Heiligen Sebastian, dem Patron der Sebastiani-Bruderschaft gedacht. „Ich freue mich, dass Sie dieses Brauchtum so lebendig halten und sich auch im Glauben immer neu stärken lassen.“ Der Name Sebastian habe in den letzten Jahren Konjunktur. Das stelle er bei den Firmungen fest, meinte der Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die Firmbewerber ihren Namenspatron auch kennen. Der heilige Sebastian ist einer der Blutzeugen, der unter der letzten und dramatischen Christenverfolgung im Jahre 304 unter Diokletian den Märtyrertod erlitt. Im südfranzösischen Narbonne geboren und in Mailand aufgewachsen war er ein Soldat der römischen Elitetruppe, die dem Kaiser als Leibgarde diente. „Er muss ein außerordentlich gewissenhafter und von Korruption freier Mensch gewesen sein“, sagte der Diözesanbischof über den Heiligen. Von Kindheit an war er ein überzeugter und handelnder Christ, bis er bei Diokletian „angeschwärzt“ wurde, weil er um ihres Glaubens willen inhaftierten Christen Hafterleichterung verschaffte. Als hoher Offizier wurde er zum Tode durch Erschießen, durch Pfeilschützen, verurteilt. Als seine vermeintliche Leiche vom Pfahl geholt und christlich bestattet werden sollte, entdeckten seine Mitchristen, dass Sebastian überlebt hatte, und pflegten seine Wunden. Wieder genesen prangerte Sebastian öffentlich das Unrechtsregime durch Diokletian an, und besiegelte damit sein Schicksal. „Der Kaiser hat sich das nicht gefallen lassen“, sagte Bischof Rudolf, „wie das so ist bei den Diktatoren – sie ertragen Kritik und die Kritiker nicht.“ Sebastian wurde im Circus Maximus zu Tode geprügelt und sein Leichnam in die Cloaca Maxima geworfen. Seine Mitchristen bargen seinen Körper und er wurde an der Via Appia bestattet, in den heute nach ihm benannten Katakomben unter der Pilgerkirche San Sebastiano.
Als Mitglied der Sebastiani-Bruderschaft bekenne man sich auch öffentlich zum Glauben, so Bischof Rudolf. „Und auch, dass Sie öffentlich zu Jesus Christus und der Kirche zu stehen, dafür danke ich Ihnen, liebe Mitglieder der Sebastiani-Bruderschaft.“ Anders als zu Zeiten von Diokletian brauche man heute nicht befürchten wegen seines Glaubens eingesperrt oder hingerichtet zu werden. „Aber so ganz einfach ist es auch heute nicht – in der Öffentlichkeit und im alltäglichen Leben zu seinem Glauben zu stehen, da kann es schon vorkommen, dass man dumm angeredet wird oder vielleicht sogar gemobbt wird.“ In Michaelsbuch oder Stephansposching mag das kein Thema sein. „Aber das ein oder andere höre ich auch, wie es in manchen Schulen zugeht oder auch in Firmen, dass man da schon stark herausgefordert ist, wenn man sich zu seinem Glauben bekennt“, so Bischof Rudolf.
Nach der Aussetzung des Allerheiligsten wurde in einem lebendigen Glaubenszeugnis hinaus gezogen auf die Straßen des Ortes mit dem Kreuz vorab, den Fahnen und den Ortsvereinen samt Fahnenabordnungen. Die eucharistische Prozession führte durch den Ortskern und zurück zur Michaelskirche, in der der Diözesanbischof der Gemeinschaft den eucharistischen Segen spendete.
Text und Fotos: Sabrina Melis
(jas)