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Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet Wolfgangswoche in Straubing

Orientierung und Wegweisung für Gegenwart und Zukunft

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Straubing, 19. Juni 2023

Am Samstagnachmittag wurde in Straubing oberhalb des Stadtplatzes rund um das Kriegerdenkmal am Vorplatz des Theresiencenters gemeinsam mit Bischof Rudolf von Priestern, Diakonen, Ministranten und Gläubigen aus den Dekanaten Straubing-Bogen und Deggendorf-Viechtach der Wolfgangsschrein in Empfang genommen. Zum zweiten Mal waren die sterblichen Überreste des Bistumspatrons auf die Reise gegangen, um die jährliche Wolfgangswoche dezentral zu eröffnen. Prozession über den Stadtplatz, Festgottesdienst in der Basilika Sankt Jakob mit Bischof Rudolf und fulminanter musikalischer Gestaltung sowie ein Stehempfang “rund um die Basilika” folgten.

Gemäß dem bayerischen Bestattungsgesetz wurde der Schrein des Heiligen Wolfgang mit einem Bestattungswagen aus Regensburg gebracht. Regionaldekan Pfarrer Johannes Hofmann freute sich, zwei Regensburger Bischöfe gleichzeitig in Straubing begrüßen zu dürfen: den Heiligen Wolfgang und dessen 78. Nachfolger Bischof Rudolf Voderholzer. Der Dank Hofmanns galt allen, die in der Arbeitsgruppe seit 6 Monaten geplant und vorbereitet haben, insbesondere Gerhard Büchl als kommissarischen Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Ihm sowie Bürgermeister Werner Schäfer, Dekan Johannes Plank (Straubing) und Dekan Josef Geismar (Deggendorf-Viechtach) und allen Anwesenden galt sein Gruß. Nach kurzem Gebet, einem Bläserstück und der Inzensierung durch Bischof Rudolf folgte die Prozession hinein in den Stadtplatz, vorbei an der Jesuitenkirche, der Dreifaltigkeitssäule und dem Tiburtiusbrunnen hin zur Basilika Sankt Jakob. Fahnenabordnungen der kirchlichen Verbände führten nach dem Kreuz die Prozession an, in deren Mitte der Wolfgangsschrein von sechs Männern der Marianischen Männerkongregation auf einem Friedhofswagen gezogen wurde.

Glaubwürdigkeit ist wichtig

In der Basilika dankte Bischof Rudolf für den würdigen Empfang und die herzliche Begrüßung und zeigte sich froh über die große Beteiligung an diesem herrlichen Frühsommertag. Den Schrein des Heiligen Wolfgang bezeichnete er als „Wiege des Bistumspatrons”, dessen Leben weit über 1000 Jahre zurückliege, aber sein Leben, seine Worte, seine Ausstrahlung die Menschen auch heute noch stärken. „Der Heilige Wolfgang ist in entschiedener Weise Christus nachgefolgt”, betonte der Bischof. 

In seiner Predigt erinnerte Bischof Rudolf an die Prozession durch die abendlich belebte Stadt, die von teilweise verwunderten, aber auch andächtig-ehrfürchtigen Blicken begleitet wurde. Es sei immer wieder wichtig, sich als Kirche in der Öffentlichkeit zu zeigen. Im weiteren Verlauf ging Bischof Rudolf auf das Leben und Wirken des heiligen Wolfgang ein und stellte die Frage, was es für einen Sinn haben kann, auf eine Gestalt zu schauen, die vor über 1000 Jahren lebte? Die Orientierung am Vorbild des Diözesanpatrons gebe Orientierung und Wegweisung für die Gegenwart und Zukunft. So sei eine der größten Sorgen in der Kirche unserer Tage der Verlust von Glaubwürdigkeit. „Zur Glaubwürdigkeit gehört ganz fundamental die Übereinstimmung von Wort und Tat”, betonte der Bischof und zitierte Joseph Ratzinger: „Zur rechten Glaubwürdigkeit gehört, dass das Innere dieses Menschen dem wahren Sinn des Menschseins entspricht -  dass jemand sich ganz nach dem Willen Gottes, seinem Wort ausrichtet und sein Tun diesem Inneren entspricht”. Nach allem was von Wolfgang bekannt ist, war sein Leben und Wirken transparent auf das Evangelium hin, auf Christus hin ausgerichtet, dem er nachzufolgen und den zu vermitteln er sich als Mönch, Priester und Bischof mit Haut und Haaren verschrieben hatte.

Gründer der Domschule und Domspatzen

Drei Eckpunkte zeigte Bischof Rudolf für diese Glaubwürdigkeit auf: Er hat sich nicht um ein kirchliches Amt bemüht, wollte keine Macht oder irdischen Einfluss. Einmal konnte er sich dem Bischofsstuhl von Köln entziehen und missionierte eifrig, aber nicht mit Waffengewalt, sondern durch die friedliche Botschaft des Evangeliums. 972/73 ereilte ihm der Ruf zum Bischof der Donaustadt Regensburg. Der zweite Eckpunkt ist, dass sein Bischofsamt geprägt war vom Loslassen können: er gab die Gebiete östlich des bayerischen und Böhmerwaldes frei und ermöglichte die Gründung des Bistums Prag. Und dann verzichtet er auch auf das Amt des Abtes von Emmeram. Wolfgang sorgte sich um die Reform der Klöster und Verlebendigung des kirchlichen Lebens, er gründete die Domschule, den Domchor und damit auch die Geburtsstunde der Domspatzen. Pflege der Liturgie und der Kirchenmusik waren das große Erbe des heiligen Wolfgangs. Ein letzter Aspekt seiner Glaubwürdigkeit ist seine Todesstunde. Noch einmal war er zum Missionieren aufgebrochen, als er krank wurde und den Tod nahen sah. Seine Begleiter wollten niemanden zu ihm lassen. Aber er wies sie an: „Öffnet die Türen und lasset alle herein, die mich sterben sehen wollen. Sterben ist keine Schande. Schande bringt nur ein schlechtes Leben. Es mag jeder an meinem Tode schauen, was er in seinem eigenem zu erwarten und zu fürchten hat”.

Die Bedeutung des heiligen Wolfgangs für unsere Tage liege auf der Hand: die Konzentration in der Seelsorge auf die Verkündigung des Glaubens, die Liturgie und die persönliche Begegnung mit den Menschen. Und dafür dankte er für alle Sorge und Leidenschaft den Priestern und pastoralen Mitarbeitern. Er ermunterte, den Heiligen Wolfgang als Vorbild zu nehmen, der mit einer brennenden Sorge um die Menschen erfüllt war, die von Christus noch nichts gehört hatten. Bischof Rudolf bekräftigte auch sein Versprechen, die Priester so weit als möglich von den Belastungen durch Verwaltung und Büroarbeit zu entlasten und für die Kernaufgaben freizuhalten. Abschließend dankte er für die wunderbare Kirchenmusik, die helfe, unsere Herzen zu Gott zu erheben.

Abend der Begegnung        

Gemeinsam mit den zahlreichen Priestern feierte Bischof Rudolf die Eucharistie am Altar. Kirchenmusikalisch wurde Feinstes geboten: der Projektchor der Region Straubing-Deggendorf unter der Leitung von Regionalkantor Julian Beutmiller sang aus der „Missa fidem cantemus” von Christian Matthias Heiß, dazu spielte das Blechbläserensemble St. Jakob Brass und an der Orgel Dr. Martin Gregorius. Nach dem Gottesdienst gab es Möglichkeiten der Begegnung „rund um die Basilika” mit Getränken und kleinem Imbiss. Um 21 Uhr wurde der festliche Tag mit der Beleuchtung der Wolfgangsvita durch Orgelimprovisationen im Wechsel mit gregorianischem Choral abgeschlossen. Noch bis Dienstag ist der Wolfgangsschrein in der Basilika Sankt Jakob in Straubing zu besuchen.

Sehen Sie hier das Gesamtprogramm  der Wolfgangswoche in Straubing

Text und Fotos: Irmgard Hilmer/jas



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