Bischof Rudolf Voderholzer eröffnet Jubiläumsjahr „100 Jahre Pfarrei St. Josef Ihrlerstein“
Würze in die Gesellschaft bringen
Ihrlerstein, 5. Februar 2023
„Botschaft und Zeugnis für den lebendigen Gott sein!“ Dafür stehen die Angehörigen der Pfarrei St. Josef in Ihrlerstein. Und diesen Auftrag gab Bischof Rudolf Voderholzer den Besucherinnen und Besuchern des Pontifikalgottesdienstes zum Start des Jubiläums „100 Jahre Pfarrei St. Josef Ihrlerstein“ mit. Mit zahlreichen Veranstaltungen bis zum Ende des Jahres begeht die Pfarrgemeinde dieses Jubelfest. Den Festgottesdienst nahm Pfarrer Hans-Jürgen Koller auch zum Anlass, um Reinhilde Zech für 25 Jahre Mesnerdienst zu ehren.
Die beiden im Evangelium genannten und auf die Jünger bezogenen Elemente Salz (der Erde) und Licht (der Welt) – entnommen aus der Bergpredigt – hätten, so der Bischof in seiner Predigt, das Merkmal, dass sie ihre wahre Wirkung erst im Dienst an Anderen entfalten: Würze bzw. Sichtbarkeit. „Sie stehen dienend im Hintergrund und machen anderes sichtbar. Das sind wichtige Aussagen im Blick auf den Daseinszweck der Jünger Jesu und einer Pfarrgemeinde. Das Leben unserer Pfarrgemeinden und eines jeden einzelnen von uns ist dazu berufen, in die Gesellschaft hinein Würze zu bringen, den Geschmack dieser Welt aufrecht zu erhalten, dass die Lebensfreude nicht untergeht und dass etwas von der Wirklichkeit Gottes präsent ist“, konkretisierte der Oberhirte. Aufgabe sei es, Anderes zum Strahlen zu bringen, Freude zu bereiten – zum Beispiel am Rande stehende Menschen.
Wenn ihr fehlt, fehlt etwas Wesentliches!
Bischof Voderholzer wies auch auf verschiedene Übersetzungen einer Passage eben dieses Bibelabschnittes hin: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?“ (Einheitsübersetzung) - „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit soll man salzen?“ (Martin Luther) Mit Luther sei somit zu interpretieren, dass Salz unersetzlich ist. „Jesus will uns also sagen: wenn ihr nicht Salz seid, dann fehlt etwas Entscheidendes, was durch niemand anderen ersetzbar ist. Ihr seid mit einer Aufgabe betraut und berufen, die euch niemand abnehmen kann. Wenn ihr fehlt, fehlt etwas Wesentliches, wo niemand anderes einspringen kann“, legte er den Satz bzw. das entscheidende Wort aus der Luther-Übersetzung aus. Damit würde auch die Frage akut, was ohne Pfarrei und ohne aktive Christen und Pfarrmitglieder wäre. Aus dem Lesungstext des Alten Testaments las der Bischof den Appell zu sozial-karitativem Engagement heraus, das durch die Kirchen und Christen – auch in dieser Pfarreiengemeinschaft – vielfach geleistet wird – aber auch von anderen Institutionen und Einrichtungen. „Wir haben zusätzlich die Motivation, die Liebe, die wir von Gott empfangen dürfen, weiterzugeben“, beschrieb er den Unterschied. Als einen weiteren entscheidenden Aspekt nannte der Oberhirte die Aufgabe der Christen, „dass wir den Himmel offenhalten, dass wir das Gottesgerücht am Leben halten. Dass durch unser Dasein die Wirklichkeit Gottes als des Schöpfers und des Erlösers in dieser Welt präsent ist. Verankert euer Herz in der Wirklichkeit Gottes“.
Anlässlich des Pfarrjubiläums dankte Bischof Voderholzer den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (besonders auch während der Corona-Pandemie), für die Kirchenmusik (Johannes Ott), den Ministrantinnen und Ministranten, den Vereinen und Verbänden, den für die Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Pfarrbrief) zuständigen Personen sowie den Gremien (Pfarrgemeinderäte, Kirchenverwaltungen) – stellvertretend Gregor Tautz besonders für die Kontakte nach Myanmar.
100 Jahre bewegte Pfarreiengeschichte
Am 10. Februar 1923 wurde die Expositur Ihrlerstein durch Bischof Antonius von Henle zur Pfarrei Ihrlerstein erhoben, erläuterte Ortspfarrer Koller. Er freute sich über die Eröffnung des Jubiläums durch den Diözesanbischof, der bereits zum 50-jährigen Bestehen der Pfarrkirche St. Josef hier war. „Es sind 100 Jahre bewegte Pfarreiengeschichte“, stellte er fest und würdigte St. Josef als eine „lebendige Gemeinde“, wobei man aber vor den aktuellen Entwicklungen – Glaubensschwund, Kirchenaustritte usw. nicht die Augen verschließen dürfe. Die Präsenz des Bischofs nutzte der Seelsorger, Reinhilde Zech für 25 Jahre Mesnerdienst zu ehren. Besonders hob er ihre Fürsorge für die Ministranten und für Vikar Emmanuel Onyinye Aneto hervor. Bei Bischof Voderholzer bedankte sich der Pfarrer mit einem Brotzeitkorb, gefüllt mit Produkten der örtlichen Metzgerei. Beim anschließenden Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Ihrlerstein im Pfarrheim hob Bürgermeister Thomas Krebs das gute Miteinander von politischer und kirchlicher Gemeinde hervor. „Es ist ein gutes, vertrauensvolles und wertschätzendes Verhältnis“, so das Gemeindeoberhaupt.
Text und Fotos: Markus Bauer/jas