Bischof Rudolf Voderholzer besucht Technoplast GmbH in Wörth an der Donau
Den Menschen zu begegnen, ihnen ein offenes Ohr schenken und über die Situation in der Region zu sprechen ist Bischof Rudolf Voderholzer ein zentrales Anliegen bei seinen Pastoralbesuchen im Bistum Regensburg. Auch im Rahmen der Betriebsseelsorge möchte der Oberhirte die Unternehmen in der Diözese mit deren Geschäftsführung und Mitarbeitern kennenlernen. So reiste eine Delegation um Bischof Rudolf und dem Vorsitzenden des Bundes katholischer Unternehmer im Bistum Regensburg (BKU), Dr. Michael Scherm zur Firma Technoplast GmbH, einem Kunststoff- und Metallverarbeitenden Unternehmen in Wörth an der Donau.
Nach einer theoretischen Einführung in die Produktionsverfahren und der Firmenphilosophie durch die Gesellschafterin Birgit Groitl bekamen die Gäste eine ausführliche Führung über das Firmengelände und hinein in die einzelnen Produktionsstätten sowie in die Werkstätten für Auszubildende. Bischof Rudolf zeigte sich beeindruckt von den verschiedenen Produktionsprozessen: „Man sieht welche Verantwortung man tragen muss, wenn man ein Unternehmen führt!“. Denn diese müssten letztendlich immer für viele Menschen da sein. Dabei dankte er gleichzeitig für das hohe Unternehmerrisiko, dass jeder Firmeninhaber auf sich nehmen müsse. Oft verkaufe man sich dabei teuer, beschäftige einen die Arbeit weit hinein in Freizeit und Urlaub, so der Bischof.
Die Deutsche Technoplast GmbH in Wörth a.d. Donau
Seit 45 Jahren steht die Unternehmensfamilie Deutsche Technoplast für Präzision in Kunststoff und Metall. Allein am Stammsitz der GmbH in Wörth a.d. Donau stellen mehr als 175 Mitarbeiter Spritzgießformen, Fertigungslinien und Kunststoffteile für Kunden der Elektronik- oder Automobilindustrie her. Dazu zählt in der LED-Technologie vor allem Osram. Komplettiert wird die Unternehmensfamilie durch Betriebe in Melaka (Malaysia) mit etwa 60 und in Schwabach, mit ca. 90 Mitarbeitern spezialisiert auf innovativen Werkzeug- und Formenbau sowie frei fallende Kunststoffteile auch in Mehrkomponententechnologie. Als Eckfeiler der Firmenphilosophie nennt die Geschäftsführende Gesellschafterin Birgit Maria Groitl unter anderem eine starke eigene Ausbildung und die Wertschätzung der Mitarbeiter. Besonders am Herzen liege ihr dabei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Sieben junge Männer und zwei junge Frauen haben aktuell ihren Karriereweg als Werkzeugmechaniker, Verfahrensmechaniker, Technischer Produktdesigner, Industriekauffrau und Mechatronikerin begonnen. Bei derzeit mehr als 170 Mitarbeitern, davon insgesamt 21 Azubis, erreicht das Kunststoff und Metall verarbeitende Unternehmen in Wörth eine Ausbildungsquote von 12 Prozent.
Solidarität, Subsidiarität und Personalität
„Die ‚christliche Unternehmerverantwortung‘ ist in den Prinzipien der Katholischen Soziallehre und den Werten der Sozialen Marktwirtschaft verwurzelt. Damit ergibt sich ein Wertekanon, der vor allem auf drei Säulen beruht“, erklärt der BKU-Vorsitzende im Bistum Regensburg, Dr. Michael Scherm: Erstens, dem Prinzip der Solidarität, die in der christlichen Nächstenliebe wurzele. Zweitens in der Subsidiarität, die von einem positiven Menschenbild ausgehe und dem Mitarbeiter zutraue, wichtige Entscheidungen dezentral zu treffen. Sie fordere und fördere selbstverantwortliches Handeln der Mitarbeiter und flache Hierarchien. Drittens im Prinzip der Personalität, das dem Einzelnen das Recht und die Freiheit zugestehe, sein Leben selbst zu bestimmen. Die Schlussfolgerung aus der Katholischen Soziallehre laute damit: Die Freiheit des Einzelnen achten – das Gemeinwohl aller als übergreifendes Ziel fördern, so der Vorsitzende.
Nach den genannten Prinzipien der Solidarität, Subsidiarität und Solidarität versuche der Katholische Unternehmer einerseits, den Mitarbeiter so weit wie möglich in Entscheidungen bezüglich der Arbeitszeitmodelle und Kompensationssysteme mit einzubeziehen und Belastungsspitzen entsprechend auszugleichen. Dabei fordere und fördere der BKU flexible und familiengerechte Arbeitszeitmodelle. Die Fürsorge gegenüber den Angestellten erfahre gerade in Zeiten des viel beschworenen Fachkräftemangels wieder eine besondere Aktualität. Eine schon seit langer Zeit vorgebrachte Forderung der katholischen Unternehmerschaft sei damit zu einem zentralen Element der Zukunftssicherung in unseren Unternehmen geworden, betont Dr. Michael Scherm.
Unternehmens-Patenschaften für Flüchtlinge
Mit Blick auf die zahlreichen jugendlichen Flüchtlinge, die derzeit in Deutschland eine neue Heimat finden stellt Scherm fest: „Unter dem Aspekt der christlichen Solidarität und Nächstenliebe ist es eine Selbstverständlichkeit, dass diesen Jugendlichen, zum Beispiel mit entsprechenden betrieblichen Programmen, geholfen wird. Gemäß dem Prinzip der Subsidiarität sollte die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für dieses Problem nicht allein auf den Staat abgeschoben werden. Vielmehr sollten die Unternehmen auch selbst tätig werden.“ Auch Unternehmens-Patenschaften für Flüchtlinge oder das Sponsoring von Ausbildungsmaßnahmen kann sich der BKU-Vorsitzende dabei vorstellen. Ein Aspekt, der in der Öffentlichkeit häufig zu kurz komme sei der, dass viele Flüchtlingsfamilien auch ein bedeutendes Maß an wertvollen Erfahrungen und Know-how mitbrächten. „Aus rein praktischen Gründen sollten wir versuchen, das Potential, das in jedem einzelnen Flüchtling steckt, auch bei uns zum Blühen zu bringen“, so das Appell von Dr. Michael Scherm.
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