Bischof Rudolf verteilt das Friedenslicht von Bethlehem im Regensburger Dom
„Lasst uns das Licht des Glaubens weitergeben“
Regensburg, 16. Dezember 2024
Die Diözesanverbände der Deutschen Pfadfindergesellschaft St. Georg (DPSG) und Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) hatten am Sonntagnachmittag in den Regensburger Dom eingeladen. Das Friedenslicht aus Bethlehem, über Österreich eingetroffen, sollte feierlich in Empfang genommen und in die ganze Diözese ausgesandt werden. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer stand der Aussendungsfeier persönlich vor.
Mehr als 1.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder waren dem Aufruf gefolgt; bis auf den letzten Platz war der Dom St. Peter besetzt. DPSG-Kurat Lucas Lobmeier konnte nicht nur über 60 Pfadfinderstämme und Pfarrgruppen aus dem ganzen Bistum willkommen heißen, sondern auch US-amerikanische Scouts aus Hohenfels und ukrainische Pfadfinder. Bereits seit 2022 war auch wieder eine Gruppe von elf Soldaten mit ihren Familien aus der Nordgau-Kaserne in Cham in den Dom gekommen, um das Friedenslicht abzuholen. Die katholischen und evangelischen Militärpfarrer geben dies dann in den Gottesdiensten an die anderen Standorte weiter. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Band „verEbnert“.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer beim Gebet, flankiert von Kurat und Kuratin.
Aussendung des Friedenslichtes: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer lädt zum Mitmachen ein.
Friedenslicht heuer aus Oberösterreich
Seit 1986 kam das Friedenslicht immer direkt aus der Geburtsgrotte in Bethlehem, entzündet von einem Kind aus Österreich, damals eine Aktion des oberösterreichischen Landesstudio des ORF. Wegen des Krieges im Nahen Osten kommt das Friedenslicht heuer aus Christkindl, der Partnerstadt Bethlehems. Im oberösterreichischen Steyr haben über das zurückliegende Jahr Pfadfinderinnen und Pfadfinder das Friedenslicht von 2023 nicht ausgehen lassen und so auch in diesem Jahr die Aktion möglich gemacht. Bei der zentralen Aussendungsfeier im Wiener Stephansdom hatten am Vortag Pfadfinderinnen der PSG-Diözesanleiterrunde das Friedenslicht entgegengenommen und nach Regensburg gebracht. Sie brachten es für die Aussendung durch den fast dunkeln Mittelgang in einer großen Laterne zu den Altarstufen.
In der frühabendlichen Feierstunde verteilte Bischof Rudolf dann das Friedenslicht einzeln an die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Gruppierungen. Tausendfach wurde das Licht aus Bethlehem so in der Diözese Regensburg verteilt, in Laternen ging es mit den Pfadfinderinnen und Pfadfindern, damit diese es in ihren Gruppen weitergeben konnten. BDKJ-Diözesanpräses Matthias Strätz hatte jede der Gruppen namentlich aufgerufen.
„Vielfalt leben, Zukunft gestalten“
Unter diesem Motto, so Kurat Lucas Lobmeier, stehe heuer die Aktion Friedenslicht. Ein Bild für das Tun der Pfadfinderinnen und Pfadfinder sei das von den „Bauleuten einer lebenswerten Stadt“. Dies wurde dann auch im Gottesdienst szenisch von Pfadfinderinnen und Pfadfindern dargestellt: zuerst die Architektin, dann aber vor allem die vielen verschiedenen Berufe, die notwendig sind, um ein Haus zu bauen. Das gemeinsame Werk kann nur geschaffen werden, wenn jeder sein Talent und seinen Fleiß einbringt – das war die Botschaft. Auch die Fürbitten wurden dann von den Pfadinderinnen und Pfadfindern in ihren Rollen als Handwerkerinnen und Handwerker vorgetragen. Ihre Arbeitswerkzeuge legten sie dazu symbolisch vor dem Friedenslicht nieder.
Im Regensburger Dom: Pfadfinderinnen und Pfadfinder beim Rollenspiel zur Aussendung des Friedensliches.
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer teilt das Friedenslicht aus.
In Christus wurde uns das Licht geschenkt
Im Blick auf die zahlreichen Kriegs- und Krisengebiete der Erde – besonders die Ukraine, der Nahe Osten insgesamt und seit kurzem wieder speziell Syrien – betonte Bischof Rudolf in seiner Ansprache an die jungen Menschen im Dom, wie notwendig es sei, immer wieder um und für den Frieden zu beten. Darum freue er sich besonders über die Aktion der Pfadfinderinnen und Pfadfinder im oberösterreichischen Christkindl, die diese „besondere Flamme des Friedens“ nicht hatten ausgehen lassen. Besonders sei sie deshalb, weil sie uns zeige, dass es Dinge gebe, die nicht wir selbst bewirken könnten, sondern die ein Geschenk Gottes seien – das gelte speziell für dieses Licht ebenso wie für den wahren Frieden auf Erden. Im Judentum sage man, das dann genug Licht da sei, um vom „Tag“ zu sprechen, wenn man das Gesicht des anderen sehen könne. Damit werde die Einzigartigkeit eines jeden Menschen auf der Welt zum Ausdruck gebracht, denn kein Gesicht gleiche dem anderen. „Liebe junge Freunde“, so der Bischof abschließend, „lasst uns das Licht des Glaubens erkennen, achten und weitergeben“.
„Flinke Hände, flinke Füße“
Der Kuratin der PSG, Pastoralreferentin Christina Zwick, kam die Aufgabe zu, Dankesworte zu sprechen. Sie wandte sich zunächst an die Vielen, die die Aktion Friedenslicht in diesem Jahr wieder möglich gemacht hatten und dann an all jene, die die Aussendungsfeier so eindrucksvoll gestaltet hatten. Bischof Rudolf sprach den Schluss- und Aussendungssegen. Mit dem Pfadfinderlied „Flinke Hände, flinke Füße“, das üblicherweise von allen gemeinsam szenisch begleitet wird und dessen Gesten Bischof Rudolf perfekt beherrscht, ergab sich ein lebendiges und leuchtendes Glaubenszeugnis junger Menschen im Bistum Regensburg.
Was ist die Aktion Friedenslicht?
Diese internationale Geste von hoher Symbolkraft wurde im Jahre 1986 vom oberösterreichischen Landesstudio des ORF ins Leben gerufen. Heute ist die „Aktion Friedenslicht aus Bethlehem“ in über 30 Ländern vertreten. In der Geburtsgrotte Christi in Bethlehem entzündet dabei ein Kind ein Licht, das dann auf unterschiedlichen Wegen in alle Welt gebracht wird. Allein in Deutschland wird es seit 1993 in rund 100 Städten verteilt. Jedes Jahr darf im Bistum Regensburg eine ausgewählte Pfadfindergruppe in Wien an der Aussendungsfeier teilnehmen und dann das Licht in einer geschützten Laterne, in der Regel mit dem Zug, nach Regensburg bringen. Bei der Verteilung geht es dann nicht in erster Linie um das äußere Licht, das weitergegeben wird, sondern um das Licht als Symbol für Hoffnung und Friede – die Aufforderung sozusagen, für Andere ein Lichtblick zu sein oder andere zu erleuchten.
Text und Fotos: Carl Prämaßing
(SG und sig)