„Danke euch Kindern, dass ihr uns ein Beispiel gebt, dass man sich auf Weihnachten einfach nur freuen kann!"
Bischof Rudolf in der Expositur Unterrohrbach
Unterrohrbach, 18. Dezember 2023
Am Vormittag des 3. Adventssonntag hat Bischof Rudolf Voderholzer anlässlich der fertiggestellten Renovierung der Expositurkirche St. Johannes der Täufer Unterrohrbach im Dekanat Dingolfing-Eggenfelden besucht. In seiner Predigt ermunterte er die Gläubigen, sich an den Kindern ein Beispiel zu nehmen und dem Aufruf „Gaudete!“ zu folgen: „Die Kinder machen es uns noch vor, die gfrein sich narrisch!“
Im Vorfeld hatten die Kinder schon auf den Diözesanbischof gewartet, standen Spalier, während ihnen die Aufregung in die vor Kälte geröteten Gesichter geschrieben stand. Ihnen widmete sich Bischof Rudolf zuerst, nahm sich viel Zeit, sie einzeln zu segnen und ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Dem anschließenden Kirchenzug schlossen sich die Feuerwehren der umliegenden Gemeinden sowie kirchliche und weltliche Vereine an. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch den Unterrohrbacher Chor und den Kinderchor unter der Leitung von Monika Baumgartner.
Pfarrer Reinhold Aigner, Pfarreiengemeinschaft Kollbach-Haberskirchen-Unterrohrbach, begrüßte Bischof Rudolf herzlich und betonte, dass die Gläubigen mit dem Besuch aus Regensburg gleich doppelt Anlass zu Gaudete, zur Freude, haben.
„Gaudete – freut euch!“
„Ich freu' mich sehr, dass mir die gelungene Renovierung der Expositur Anlass gibt, meinen Weg hinein ins Bistum fortzusetzen“, betonte Bischof Rudolf. „Ich danke all denjenigen, die die Initiative ergriffen haben zur Renovierung“, unterstrich er mit Blick auf den Innenraum der Kirche, die St. Johannes dem Täufer geweiht ist. „Jetzt steht die Kirche da, strahlend schön!“
Die rosa Messgewänder, die an diesem dritten Adventssonntag getragen werden, sind im Kirchenjahr selten, erklärte der Bischof vorab: nur an Gaudete, also „Gaudete in Domino semper“ („Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“), eben dem dritten Adventssonntag, und an Laetare, dem 4. Fastensonntag, werden die rosafarbenen Messgewänder getragen. „Weil Weihnachten seinen Schatten schon voraus wirft“, erklärte er weiter, „und die Vorfreude kaum mehr zu bändigen ist – oder?“ Er schaute auf die Kinder in der ersten Reihe. Aber so einfach sei es dann auch nicht mit der Vorfreude, fuhr er fort. „Die Kinder machen es uns noch vor, die gfrein sich narrisch", sagte er. Für die Erwachsenen sei das jedoch nicht so einfach, sogar fast ein Paradox: "Gaudete – freut euch – das ist ein Imperativ, eine Aufforderung, ein Befehl fast – nur kann man Freude befehlen? Schwierig!“ Freude sei etwas, das sich als Geschenk einstellt, etwas Unverhofftes und wenn man Freude erfahren darf, dann sei das eine Gnade. „Es gibt erstmal genug Gründe, sich gerade nicht zu freuen, sondern Sorgenfalten im Gesicht zu haben angesichts der Nachrichten, die uns täglich erreichen.“ Dabei zitierte er den Philosophen, Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick: „Man könnte sich den ganzen Tag nix wie ärgern – aber man ist nicht dazu verpflichtet!“
Vielleicht helfe es, wenn man sich vorstellt, woher dieser Aufruf zur Freude stammt, nämlich aus dem Philipperbrief des Apostels Paulus. „Das ist keine Postkarte aus dem Urlaub“, unterstrich er, „das ist kein Brief aus einer entspannten Situation.“ Vermutlich sei dieser Brief im Gefängnis geschrieben worden. „Mit gefesselten Händen, rein menschlich, irdisch gesehen, hat der Apostel keinen Grund zur Freude und trotzdem – trotzdem! – ruft er uns zur Freude auf.“ Trotz aller Widrigkeiten, trotz Verfolgung, Kälte und Gefahr, allem zum Trotz war der Apostel Paulus von einer „tiefen, inneren Freude erfüllt“, zu der er sogar andere mit aufruft. „Er sagte es sogar selbst: Der Herr ist nahe.“ Er durfte selbst erfahren, dass Christus, der auferstandene Herr, ihn berufen hat und ihm nahe ist. Dass seine Freundschaft, seine Nähe, die Beziehung zu ihm alles aushalten lässt. „Das hat er uns bezeugt und so ist er der Völkerapostel geworden und möchte uns mitnehmen in diese tiefe, innere Beziehung zu Jesus Christus, die der Grund zu einer Freude sein kann, die alle Widrigkeiten überwinden hilft und die zutiefst froh machen kann.“
Das sei eine Sache, die man sich in der Kirche und der Gesellschaft wieder neu aneignen muss: Die Gesellschaft neige dazu, das Schlechte zu suchen. „Auf die Dauer macht uns das krank. Wenn man ständig nur auf das schaut, was einen bedrückt, niederzieht und der Freude im Weg steht. Das ist auch, was in der Kirche manchmal fehlt – sich einüben, sensibel machen für die Gründe, sich freuen zu können! Das ist, glaube ich, ein erster Grundsatz für die seelische Hygiene und auch für einen guten Umgang miteinander.“
Es gebe so viele Gründe, sich zu freuen, Bischof Rudolf. Man solle auf die Kinder schauen: „Die können es gar nicht mehr erwarten, dass es Weihnachten wird!“, und er wandte sich dann direkt an sie: „Danke euch Kindern, dass ihr uns ein Beispiel gebt, dass man sich auf Weihnachten einfach nur freuen kann!“
Am Nachmittag besuchte Bischof Rudolf Kollbach und segnete auch dort die Kinder.
Text und Fotos: Sabrina Melissa Melis
(SSC)