Bischof Rudolf führt Katholische Studentenverbindung Rupertia durchs Papsthaus in Pentling
Auf Spurensuche eines prominenten Bundesbruders
Regensburg, 24. November 2023
Am Freitagnachmittag begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Studenten und Alten Herren der katholischen Deutschen Studentenverbindung Rupertia Regensburg im Papsthaus in Pentling. Dieser Tag war für alle ein ganz besonderer, wandelten sie doch auf den Spuren ihres verstorbenen Ehrenmitgliedes Papst emeritus Benedikt XVI. (1927-2022). Als Dogmatik-Professor in Regensburg hatte er oft theologische Vorträge bei der Studentenverbindung gehalten und mit den jungen und alten Ruperten, wie die Mitglieder genannt werden, die Heilige Messe gefeiert. Ob dieser Verbundenheit sollte er 1977 zu deren Ehrenmitglied ernannt werden.
„Am Schreibtisch des Mozarts der Theologie“
Bei der Führung durch das Papsthaus wurde auch das rekonstruierte Arbeitszimmer von Joseph Ratzinger besucht. Besonderer Blickfang war der Schreibtisch, den sich der junge Professor in Freising angeschafft hatte und an dem all seine theologischen Werke verfasst wurden. Bis zu seinem Tode stand das Original im Kloster Mater Ecclesia und kam nun mit dem gesamten Nachlass nach Regensburg. Das Pentlinger Exemplar ist ein detailgetreuer Nachbau. Auch die Bibliothek mit den zahlreichen Büchern wurde an Hand von Fotos rekonstruiert.
„Der kleine Joseph und das Christkind“
In einem Raum des Hauses in der Bergstraße 6 präsentiert eine kleine Ausstellung besondere Erinnerungsstücke an den prominenten Bewohner. Neben Kochrezepten seiner Schwester Maria Ratzinger (1921–1991), die zu Gunsten der Unterstützung ihres Bruders nie eine eigene Karriere angestrebt hatte, konnten die Ruperten ein besonderes Dokument in Augenschein nehmen: Das früheste schriftliche Zeugnis des kleinen Joseph, der bekannte „Christkindlbrief“ aus dem Jahre 1934. Da kann man dann lesen: „Liebes Christkind! Du schwebst bald auf die Erde hernieder. Du willst den Kindern Freude bereiten. Auch mir willst Du Freude bereiten. Ich wünsche mir den Volks-Schott, ein grünes Meßkleid und ein Herz Jesu. Ich will immer brav sein. Schönen Gruß von Joseph Ratzinger.“
„Unser Bundesbruder ist Papst“
Eigentlich sollte Professor Dr. Joseph Ratzinger beim Stiftungsfest im Sommer 1977 feierlich die Ehrenmitgliedschaft der Rupertia verliehen bekommen. Dann ernannte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von München-Freising und nahm ihn in das Kardinalskollegium auf und so fanden die Feierlichkeiten in Alter Kapelle und Neuhaussaal erst am 17. Februar 1978 statt. Seitdem durften die Ruperten ihn „Bundesbruder“ nennen, vom bundesbrüderlichen Du wurde aber aus Respekt kein Gebrauch gemacht. In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation (1982-2005) besuchten Ruperten ihn sehr oft in Rom, zur Amtseinführung als Papst (2005-2013) flog und fuhr eine große Delegation nach Rom. Auch den Emeritus (2013-2022) trafen immer wieder Mitglieder der Verbindung, sei es in Rom oder bei seinen beiden Besuchen in Regensburg (2005, 2020). Auch zur Beisetzung waren die Ruperten-Farben „blau-rot auf weißem Grund“ in der Ewigen Stadt zahlreich vertreten. Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI. war das sechste und bisher letzte Ehrenmitglied der Rupertia.
„Miezekatzen und St. Rupert“
Ein besonderer Blickfang waren die Skulpturen im Garten des Papsthauses, alles Werke der Münchner Künstlerin Christine Stadler (1922-2001). Aus ihrer Werkstatt stammt auch die Bronzefigur des Heiligen Bischof Rupert von Salzburg, dem Patron der Rupertia. Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger segnete diese am 3. November 1994 auf dem Verbindungshaus der Rupertia in der Regensburger Innenstadt. Bischof Rudolf konnte diese bei einem Vortragsbesuch über Fritz Gerlich 2022 bei der Rupertia selbst anschauen.
Theologisches auch für Nicht-Theologen
In der Ruperten-Gruppe, die Bischof Rudolf mit großer Liebe zum Detail durch das Papsthaus führte, waren auch einige Theologen, zwei davon sogar junge Priester. Allen wurde an diesem Nachmittag bewusst, welch großer Theologe Joseph Ratzinger war. Sie lernten u.a. auch das Institut Papst Benedikt XVI. kennen und dessen Mammut-Aufgabe der Veröffentlichung des gesamten theologischen Werkes von Joseph Ratzinger. Senior Simon Mehler, Medizinstudent aus Tirschenreuth überreichte dann zum Schluss der Führung Bischof Rudolf zwei ganz persönliche Geschenke. Zum einen eine kleine Krippendarstellung aus Alabaster, die aus dem italienischen Volterra stammte, und zum anderen einen Sonderdruck des Verbindungsjahrbuches Bruckmandl, der sich mit Rupertias Ehrenmitglied Papst Benedikt XVI. befasste und besondere familiengeschichtliche und verbindungsstudentische Aspekte behandelt. Die Ruperten bekamen von Bischof Rudolf, passend zum Wolfgangsjahr, das Büchlein „Das Leben des heiligen Wolfgang“ geschenkt. Vom Altherrensenior bis zum dreijährigen Leopold waren sich alle einig, dass war ein ganz besonderer Nachmittag.
„Was ist Rupertia?“
Die Katholischen Deutsche Studentenverbindung (K.D.St.V.) Rupertia Regensburg wurde 1947 an den Philosophisch-Theologischen Hochschule Regensburg gegründet und steht katholischen männlichen Studenten offen. Bis zur Gründung der Universität Regensburg 1966 waren überwiegend angehende Priester und Lehrer Mitglieder. Heute sind alle Studienrichtungen vertreten. Die Verbindung benennt sich nach dem Hl. Bischof Rupert von Salzburg, der Bayern missionierte. Die rund 400 Mitglieder starke Verbindung gehört dem Cartellverband (CV) an, der mit rund 130 Verbindungen in Deutschland aber auch in Europa, Asien und Afrika mit 28.000 Mitglieder der größte Akademikerverband Europas ist. Bekannte Mitglieder von CV-Verbindungen sind und waren Franz-Josef Strauß (1915-1988) und Thomas Gottschalk oder der selige Pater Rupert Mayer SJ (1876-1945) und Papst Pius XII. (1876-1958).
Text und Fotos: Carl B. Prämaßing
(jas)