Steinbühl/Regensburg, 18. Dezember 2024
„Hab’ ich Euch am Anfang zu viel versprochen? Es hat sich doch einiges getan“, schmunzelte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer nach der knapp zweistündigen Festmesse, in der er am Sonntag zusammen mit der Pfarrgemeinde, den Vertretern der Kommunalpolitik, den Ortsvereinen und zahlreichen Ehrengästen die Wiedereröffnung der frisch sanierten Sankt Nikolauskirche im zu Bad Kötzting gehörenden Steinbühl feierte. Höhepunkt des feierlichen Tages war die Weihe des neuen Volksaltars.
Diesem festlichen Ereignis vorangegangen waren rund eineinhalb Jahre intensiver Arbeit zahlreicher Menschen. Pfarrer Thomas Winderl würdigte ausdrücklich alle, die „mit ihrer Zeit, ihrer Kraft, ihrem künstlerisch-handwerklichen Können und viel Engagement dazu beigetragen haben, dass die denkmalgeschützte Expositurkirche jetzt eine im modernen Glanze erstrahlende Einheit geworden ist, in welcher die Gottesdienste künftig wieder zu einem echten Gemeinschaftserlebnis werden“.
Im Zuge der umfangreichen Innensanierung wurden die Kirchenbänke abgeschliffen und gebeizt; die Empore, die Wände und die Decke – ausgenommen ein Deckengemälde – haben einen frischen weißen Anstrich bekommen. Außerdem wurde die Empore seitlich etwas verkleinert und die Kreuzwegstationen ebenfalls restauriert und neu benannt. Vor allem aber gibt es in der Nikolauskirche nun neben neuen Apostelleuchtern auch einen neuen, aus edlem schwarzem Stahl gefertigten Volksaltar, Ambo und Taufstein. Damit der Altar und der Ambo noch näher an die Gläubigen im Kirchenraum heranrücken konnten, wurde sogar auf zwei Bankreihen verzichtet.
Die Freude über diesen Festtag war in dem kleinen Ort Steinbühl allgegenwärtig. Das ganze Dorf war auf den Beinen, um seinem Oberhirten am Pfarrplatz einen würdigen Empfang zu bereiten: Die Pfingstreiter-Fanfarenbläser schmetterten ihr Signal vor dem Kirchenportal, die Kinder hießen Bischof Dr. Voderholzer mit Verserln und einem Tannenzweigerl willkommen, die Blasmusik stimmte einen flotten Marsch an und die Fahnenabordnungen der Ortsvereine stellten gemeinsam mit Pfarrer Winderl, Kaplan Michael Steinhilber, dem Pfingstritt-Komitee, den Vertretern der Politik und weiteren Ehrengästen die stattliche Begrüßungsrunde. Zusammen mit dem liturgischen Dienst geleiteten sie alle ihren Oberhirten in das zunächst noch unbeleuchtete Gotteshaus hinein – hinter dem gleichfalls neuen Vortragekreuz, das er kurz davor geweiht hatte. Regionalkantor Konrad Linkmann hatte für diesen außergewöhnlichen Anlass sogar eigens eine überaus wohlgefällige Messe komponiert, die der Kirchenchor Bad Kötzting neben weiteren Kirchenliedern auf der Empore anstimmte.
Wo die Nähe Gottes spürbar wird
Mit dieser frisch renovierten Kirche sei ein Ort entstanden, der die Nähe Gottes spürbar werden lasse, betonte Pfarrer Winderl eingangs der Festmesse. Nun sei es an der Zeit, dieses Werk mit Gottes Hilfe zu vollenden und gemeinsam zu feiern. Bischof Rudolf sagte er ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für sein Kommen. Dieser wiederum gratulierte zur gelungenen Sanierung. „Freuen Sie sich auf eine sinnesfrohe Feier, in der alle Register der Liturgie gezogen werden”, so bereitete Bischof Rudolf die versammelte Gemeinde auf ein einzigartiges Erlebnis vor: Der neue Altar werde behandelt wie eine Person, die in die Kirche aufgenommen wird, von der Taufe über die Firmung bis hin zur Feier der Erstkommunion. Damit schritt er sogleich zur Weihe des neuen Taufbeckens und zur Tauferneuerung. Das von ihm gesegnete Wasser diente später auch zur Waschung des neuen Volksaltars. Vor den Lesungen weihte er zudem den neuen Ambo.
Erst der Altar macht eine Kirche zur Kirche
„Mit der Altarweihe gehen wir in eine große Zukunft hinein, und da braucht’s euch Christinnen und Christen“, bekräftigte Bischof Rudolf in seiner Predigt, in der er am Anfang auch erklärte, was eine Kirche eigentlich zur Kirche mache. Es sei weder der Glockenturm noch die Orgel, weder die Heiligenbilder noch das Kreuz oder die Marienstatue, sondern einzig und allein der geweihte Altar. Der mache eine Kirche zur Kirche, „zu einem Ort der Feier der Eucharistie, der Ankunft und der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus. Der Altar ist die Stätte dieser Gegenwart, wenn auf ihm die Eucharistie gefeiert wird und der Priester die Worte aus dem Abendmahlssaal spricht. „Deshalb feiern wir die Altarweihe mit allem, was uns an Festlichkeit und liturgischen Formen und Zeichen zur Verfügung steht“ – und der heutige Tag sei daher ein besonderer für diese weltweit bekannte „Pfingstreiterkirche“.
Bischof Dr. Voderholzer dankte allen, die zum Gelingen dieser umfangreichen Kirchenrenovierung beigetragen haben und beglückwünschte die Expositur zu ihrem jungen engagierten Seelsorgeteam. Gleichzeitig appellierte er an die Gemeinde, dafür zu beten, dass sich junge Menschen in den Dienst der Kirche stellen. Ganz wichtig seien die Eltern und Großeltern, denn „wo daheim gebetet wird, da lebt auch die Pfarrkirche”.
Nach der Anrufung der Heiligen und Fürsprecher folgte mit der Indienstnahme des Volksaltars. Dazu verbrachte Bischof Rudolf zunächst eine Reliquienkapsel mit Knochensplittern der Heiligen Wolfgang und Anna Schäffer in eine kleine Aussparung unter dem Altar. Anschließend wusch er diesen mit dem Taufwasser, salbte ihn mit Chrisam und entzündete mit Weihrauch gefüllte Feuerbehälter, die an den vier Ecken und in der Mitte des Tisches aufgestellt waren. Zum Abschluss dieser festlichen Zeremonie säuberte Kirchenpfleger Paul Graßl den Altartisch. Der wurde dann feierlich mit einem weißen Tuch bedeckt und mit dem Kelch und den Kerzen geschmückt, so dass auf ihm zum ersten Mal die Eucharistie gefeiert werden konnte und die Gläubigen an den frisch geweihten Tisch des Herrn treten durften. Das war dann auch der Zeitpunkt, wo alle Kerzen entzündet und das Licht in der Kirche angeschaltet wurde. Ab diesem Augenblick konnten die Gläubigen den ersten richtigen Eindruck von der gelungenen Renovierung gewinnen.
Am Schluss der Festmesse überreichte Bischof Rudolf an Pfarrer Winderl ein Dokument, das die Altarweihe beurkundet sowie ein Testimonium, welches die Echtheit der Reliquien bezeugt. Winderl seinerseits blieb nur noch, sich mit einem herzlichen „Vergelt’s Gott“ bei allen Mitwirkenden und Helfern für den beeindruckenden und festlichen Gottesdienst zu bedanken. Die Gemeinde untermauerte seine Worte mit kräftigem Applaus.
Im Anschluss waren rund 100 Ehrengäste nach Bad Kötzting in den „Postsaal“ eingeladen. Dort blickte der Architekt Franz Steinberger noch einmal auf die gelungene Innenrenovierung der Nikolauskirche zurück. Mehrere Grußwortredner lobten darüber hinaus dieses „große Gemeinschaftsprojekt“.
Text und Fotos: Marion Wittenzellner
(SG und sig)