Volle Kirchenbänke im Regensburger Dom: vorne in den Reihen sind die Regensburger Domspatzen am singen. Dahinter stehen weitere Menschen.

Bischof Rudolf feiert Pontifikalamt anlässlich 1050 Jahre Domchor mit mehr als 300 Domspatzen

„Wer singt, betet doppelt!“


Regensburg, 6. Juli 2025

„Kommt herzu, lasst uns fröhlich sein“ – mit dieser Kantate von Heinrich Schütz (1585-1672) haben wir unsere Eucharistiefeier eröffnet, mit der wie das Festjahr 1050 Jahre Domchor Regensburg – seit gut hundert Jahren die Domspatzen genannt, krönen.“ So grüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Sonntagmorgen die riesengroße Festgemeinde im Regensburger Dom St. Peter. Zu allererst galt sein Gruß den mehr als 300 Sängerinnen und Sängern des Domchores sowie den Verantwortlichen in Chor, Schule und Internat. Mit ihm feierten Mitglieder des Domkapitels, allen voran Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen und Domdekan und Generalvikar Msgr. Dr. Roland Batz. Aus den Reihen der Domspatzen kam Pater Robert Mehlhart OP, Präsident des Päpstlichen Instituts für Kirchenmusik in Rom, und der aktuelle Seelsorger, Pfarrer Thomas Meier. Diakon Thomas Steffl war selbst einmal Lehrer am Musikgymnasium gewesen.

„Gott den Lobpreis nicht schuldig bleiben“

Die Schrifttexte des Sonntags (Lesungen aus dem Buch Jesaja und dem Galaterbrief, Evangelium nach Lukas), so Bischof Rudolf in seiner Predigt im bis auf den allerletzten Platz besetzten Dom, sind wie ein Lexikon der Freudenaufrufe des Menschen auf Gottes Wirken in der Welt: „Freut Euch!“, „jauchzt!“, „verherrlicht Gott!“ oder „spielt zur Ehre seines Namens!“. Ihn zu lobpreisen sei wichtiger, als sich über die Wohltaten zu freuen. Dass dies gelinge, dazu trage der Domchor seit genau 1050 Jahren bei. Der hl. Augustinus, Ordensvater unseres neuen Papstes Leo XIV., schrieb einmal in seinen Erläuterungen zu den Psalmen: „Qui cantat bis orat!“ – „Wer singt, betet doppelt!“ Denn der Gesang gebe dem Gebet eine besondere Tiefe des Gemütes, was zu einer Verdopplung führe.

„Bücher-Ratz“ und „Orgel-Ratz“

…so wurden die Gebrüder Joseph (1927-2022) und Georg Ratzinger (1924-2020) in Studienzeiten von ihren Kommilitonen genannt. Wenn auch nicht Kirchenmusiker, so war dem späteren Papst Benedikt XVI. die Kirchenmusik doch sehr wichtig: „Eine Kirche, die nur noch Gebrauchsmusik macht, verfällt dem Unbrauchbaren und wird selbst unbrauchbar“ formulierte er es in einem Interview 1985 im Buch „Zur Lage des Glaubens“. Das Schöne aufzugeben, sagt er an anderer Stelle in diesem Interview, bedeute „eine pastorale Niederlage“.

Noch zwei weitere Jubiläen

Nicht nur die Gründung von Domschule und Domchor vor 1050 Jahren war an diesem Sonntag Grund zu feiern. Das Konzil von Nizäa vor 1.700 Jahren – dazu gab es vom Domkapellmeister eine neue Vertonung des Glaubensbekenntnisses, welches die Konzilsväter damals verfasst hatten – und der 500. Geburtstag des großen italienischen Kirchenmusikers Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594) waren auch Grund zur Freude. So wurde dann auch die Missa Papae Marcelli von Palestrina gesungen. Dem besonderen Anlass entsprechend, kamen an diesem Sonntagvormittag gleich zwei kirchenmusikalische Werke zur Uraufführung. Domkapellmeister Christian Matthias Heiß (*1967) vertonte anlässlich des Jubiläums 1700 Jahre Konzil von Nizäa das Glaubensbekenntnis neu, dass dann vom Mädchenchor unter Leitung von Elena Szuczies gesungen wurde. Zur Kommunionspendung erklang erstmalig „Passer invenit sibi domum“ („Der Spatz hat sein Zuhause gefunden“) von Wolfram Buchenberg (*1962), der bereits am Vorabend im Audimax persönlich anwesend war. Auch die Tatsache, dass alle vier Chöre zusammen in einer Messe singen, kommt eher selten vor.

Ein Chor, vier Chöre und über 1000 Jahre

Der Volksmund spricht meist von den Domspatzen, wenn er den Regensburger Domchor meint. Dieser Begriff ist noch gar nicht so alt, seit einem Pressebericht über eine Chorfahrt nach Prag 1910 ist er in offiziellem Gebrauch. Doch bereits 1873 war in einem Brief von einem „ehemaligen Domspatz“ die Rede. Der eine Domchor gliedert sich sozusagen in vier Chöre, den des Domkapellmeisters Christian Matthias Heiß und in die beiden von Kathrin Giehl und Max Rädlinger (alle drei Männer- und Knaben Stimmen). Seit 2022 als ein Teil der „Domspatzen-Familie“ existiert der Mädchenchor (nur Mädchen- und Frauenstimmen) unter Leitung von Elena Szuczies. Fast alle 300 Sängerinnen und Sänger besuchen das Musikgymnasium, von denen gut die Hälfte im Internat lebt. Für manche geht es nach dem Abitur musikalisch weiter – und es folgt ein Studium. Für manche ist der Gesang dann die wichtigste Nebensache der Welt. Zahlreiche Gesangsformationen wie das Spatzen-Quartett und das Renner-Ensemble, das Hubert-Velten-Ensemble und das Ensemble Classico requirieren sich aus dem Regensburger Domchor.

Text und Fotos: Carl B. Prämaßing

(jas und SG)



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