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Bischof Rudolf eröffnet die Apollinariswallfahrt

Durchs gemeinsame Gebet die Kirche erneuern

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Remagen, 25. Juli 2022. „Nur eine betende Kirche, ist eine Kirche in der Nachfolge Jesu Christi, der selbst ein großer Beter war und von dem die Jünger beten zu lernen erbeten haben!", diese klaren Predigtworte richtete Bischof Rudolf Voderholzer an die Gläubigen, beim Eröffnungsgottesdienst der diesjährigen Apollinaris-Wallfahrt in Remagen im Bistum Trier. Bereits zum 16. Mal gestaltete die Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe diese Gebetswallfahrt auf dem Apollinarisberg. Mit Bischof Voderholzer am Altar zelebrierten Pater Ignas und Pater Cornelius, Mitglieder der Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe, Frank Klupsch, Pfarrer von Remagen und stellvertretender Dechant, sowie Pater Bartholomé, Rektor der Apollinariskirche.

Christus ist das Licht der Welt

Bereits vor vielen Jahren hatte die Gebetsgemeinschaft Bischof Rudolf Voderholzer zur Wallfahrt auf den Apollinarisberg eingeladen. Aus Termingründen konnte der Regensburger Bischof bisher nie daran teilnehmen. Er kennt die Wallfahrt noch aus seinen Zeiten als Theologieprofessor in Trier. Umso größer war die Freude bei Pater Bartholomé, dem Rektor der Apollinariskirche, als er Bischof Rudolf zu Beginn des Eröffnungsgottesdienstes begrüßen durfte. Er bedankte sich bei Bischof Rudolf für seinen Dienst als Bischof, denn er stehe mit seinem Amt in der Nachfolge der Apostel. Pater Bartholomé forderte alle anwesenden Gläubigen auf, sich „durch die Gebetswallfahrt erleuchten und ermutigen zu lassen“. Zu Beginn der Heiligen Messe wurde das Reliquienhaupt des Heiligen Bischof Apollinaris, aus dem Sarkophag erhoben und in einer liturgischen Prozession von Pfarrer Frank Klupsch in den Altarraum getragen. Bevor die Messfeier fortgesetzt wurde, zogen die Geistlichen mit dem Reliquienhaupt hinaus auf den Pacelli-Platz im Klostergarten des St. Apollinaris-Klosters, um den Segen für die Stadt Remagen und die ganze Region zu erbitten.

Jesus war ein großer Beter

In seiner Predigt ging Bischof Rudolf Voderholzer auf die Lesung und das Evangelium des Sonntags ein, mit dem die Apollinariswallfahrt begonnen wurde. Diese Texte sind laut Bischof Rudolf eine einzige Gebetskatechese. Eine Einladung, eine Ermutigung zum Beten und zugleich eine Erinnerung, dass eine Erneuerung der Kirche zu allen Zeiten immer wieder neu notwendig ist. Eine Erneuerung der Kirche müsse immer wieder bei der Vertiefung, bei der Intensivierung des Gebetes anfangen, erklärte der Regensburger Oberhirte. „Nur eine betende Kirche, ist eine Kirche in der Nachfolge Jesu Christi, der selbst ein großer Beter war und von dem die Jünger beten zu lernen erbeten haben!“ Diese klaren Worte richtete Bischof Voderholzer an die versammelten Gläubigen. Das Gebet scheint oftmals die letzte Rettung zu sein, bei teilweise scheinbar unlösbaren menschlichen Problemen. Dabei ging er auch die Flutkatastrophe im nahegelegenen Ahrtal und in den anderen Regionen ein, die unfassbar großes Leid gebracht hat. Der aktuelle Ukrainekrieg ist eine weitere Katastrophe. So lehrt die Not beten.

Lob und Dank als erste Sorge im Gebet

In der Predigt stellte sich der Bischof ebenso die Frage, ob im Beten auch das Bitten enthalten ist, und erörterte dies.Im Evangelium von diesem Sonntag lehrt uns der Herr selbst beten. Es ging um die Gebetsunterweisung, die Vaterunserkatechese Jesu, so wie sie der Evangelist Lukas überliefert hat. Wenn wir uns die Struktur des Vaterunsergebetes betrachten, dann sehen wir: „Das Gebet beginnt nicht mit einer Bitte für uns, in unseren Nöten, sondern mit einem Wort, dass auf die Verherrlichung Gottes zielt.“ Dabei zitierte Bischof Voderholzer die ersten Worte des Vaterunsers: „Vater, geheiligt werde dein Name …“. Jesus lehrt alle Gläubigen und seine Jünger, „nicht mit der Bitte um unser tägliches Brot ins Haus zu fallen, oder mit einer anderen uns drängenden Sorge“. Die erste Sorge soll sein, dass der Name des Herrn geheiligt und gepriesen werde.
Die biblische Gebetstradition überliefert uns, dass vor der Bitte der Lobpreis und der Dank ausgesprochen wird. Als Beispiel nannte der Regensburger Bischof das Gebet zur Gabenbereitung mit den Worten: „Gepriesen bist du Herr unser Gott, du schenkst uns das Brot, du schenkst uns den Wein“. Auch die großen Weihegebete der Kirche beginnen mit „dankbar preisenden Erinnerungen, was Gott schon für sein Volk getan hat“. Weiter beschäftigte er sich mit dem Sprichwort, wonach „Not immer Beten lehrt“ – oder ob wir nicht manchmal der Versuchung unterliegen, auch in der Not zu Fluchen. Bischof Rudolf teilte dazu seine Gedanken mit den Gläubigen und sagte: „Wo nur die Not das Beten lehrt, da lehrt die Not bald nur noch Fluchen!“. Deswegen wisse die große Gebetstradition Israels und der Kirche, dass das reife und erwachsene Beten nicht auf das Bitten beschränkt ist, sondern umfangen und getragen ist vom Danken, vom Loben und Preisen. „Wir haben auch genug Gründe, erst einmal dankbar zu sein. Für unser Leben, für die Gemeinschaft und für unsere Berufung in die Kirche“, betonte Bischof Voderholzer. Vor allem dafür, dass Gott da ist und auf jeden einzelnen von uns schaut.

Vater unser mit dem Herzen beten

Mit Blick auf die Gebetswallfahrt auf dem Apollinarisberg sagte Bischof Rudolf: „Ich kann nur von Herzen für diese Gebetstradition danken, die Sie hier seit etlichen Jahren nun schon pflegen.“ Des Weiteren erläuterte er der anwesenden Pilgergemeinschaft, welchen Schatz und Reichtum der christliche Glaube birgt. Manchmal verlieren wir den Blick auf die Einzigartigkeit der Gebete unseres Glaubens und müssen diese immer wieder aufs Neue entdecken und suchen. Vor allem das Vaterunser hob er hervor und sagte: „Entdecken wir seine Größe und Herrlichkeit immer wieder neu, gerade auch angesichts dieses so einfachen und für uns alltäglich gewordenen Gebetes des Vaterunsers.“
Gebete brauchten Rhythmen, Zeiten und feste Orte, so der Regensburger Bischof, an die Gläubigen gewandt. Einen Ratschlag gab er den Gläubigen gerne mit auf den Weg, der vor allem in Coronazeiten gut geeignet ist. Für seine persönlichen Gebetszeiten suche Bischof Rudolf tagsüber geöffnete Kirchen auf, oder er halte Ausschau nach religiösen Bekenntnisorten im Alltag, wie etwa einem Feldkreuz, einer Hausmadonna, einem Kreuzweg oder einem Kalvarienberg. Er ist sich sicher: Wer die Augen offen hält, werde die im Gebet geheiligten Orte finden und sich selbst zum Gebet anregen lassen.

Apollinarisberg – Raum des Gebetes und des Lobpreises

Es gibt aber auch Gemeinschaften die sich ganz dem Gebet widmen, wie etwa die Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe auf dem Apollinarisberg. „Vergelt‘s Gott für den Raum des Gebetes, indem man bei Ihnen eintreten kann, wo man sich tragen lassen kann vom Gebet der Anderen, wenn einem selber vielleicht die Worte des Gebetes im Halse stecken bleiben, oder die Verzweiflung uns übermannt hat“, sagte Bischof Rudolf in seiner Predigt.
Doch Beten alleine reiche nicht aus, sondern wir müssten auch in der tätigen Nächstenliebe solidarisch mit unseren Mitmenschen sein. Und so schließen sich laut Bischof Rudolf Caritas, Gebet und Zeugnis nicht aus, sondern sie bedingen sich gegenseitig. Zum Abschluss spendete Bischof Rudolf noch den Segen mit der Hauptreliquie des heiligen Bischofs Apollinaris.

Text: Christian Beirowski

Fotos: Dr. Erhard Wacker

Weitere Infos

Gebetswallfahrt auf dem Apollinarisberg: Seit 1384 ist die Wallfahrt historisch belegt. Der Sarkophag in der Krypta der Apollinariskirche birgt bis heute die Hauptreliquie des heiligen Bischofs Apollinaris. Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution betreuten Benediktiner von Siegburg die Wallfahrt, ab 1857 bis 2006 Franziskaner und seit 2007 die Gemeinschaft der gekreuzigten und auferstandenen Liebe. In Blütezeiten pilgerten bis zu 100.000 Menschen zur Wallfahrt zum Haupt des Heiligen Apollinaris auf den Apollinarisberg in Remagen. In diesem Jahr stand sie unter dem Motto: „Leuchtet als Lichter in der Welt“. chb



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