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Bischof Rudolf betet am Grab der Familie Ratzinger in Regensburg

Benedikts Botschaft zu Allerseelen

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Regensburg, 2. November 2023

Am Allerseelentag gedenken die Katholiken ihrer Verstorbenen. Traditionell feiert Bischof Rudolf Voderholzer an diesem Tag die Heilige Messe in der Pfarrei St. Josef in Ziegetsdorf am südlichen Stadtrand von Regensburg. Im letzten Jahr betete Bischof Rudolf am dortigen Familiengrab der Ratzingers noch stellvertretend für Papst Benedikt XVI. Heuer betete er aber auch für den ehemaligen Pontifex, der am Silvestermorgen 2022 verstorben war.

In Pentling ließ sich Joseph Kardinal Ratzinger, damals Dogmatikprofessor in Regensburg, 1970 ein Einfamilienhaus errichten. Vier Jahre später ließen die Geschwister ihre verstorbenen Eltern vom Friedhof in Traunstein nach Ziegetsdorf umbetten. Maria Ratzinger, die ihrem Bruder Joseph mehr als 30 Jahre den Haushalt geführt hatte, wurde ebenfalls im Familiengrab auf dem Ziegetsdorfer Friedhof beigesetzt.

42 Menschen sind seit dem letzten Jahr in der Pfarrei Ziegetsdorf verstorben. Für jeden wurde gebetet und eine Kerze entzündet.

Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe

Im Rahmen der Gottesdienstfeier wurden für die seit Allerseelen 2022 Verstorbenen aus der Pfarrei Ziegetsdorf Kerzen entzündet und ihre Name verlesen. Mit Bischof Rudolf standen die Ziegetsdorfer Priester Pfarrer Horst Wagner und Pfarrvikar Pater Udochukwu Jude Ugorji sowie der Schwabelweiser Pfarrer Michael Alkofer am Altar. Nachdem es der erste Allerseelentag nach dem Tod von Papst Benedikt XVI. war, der noch vor drei Jahren selbst hier am Grab seiner Eltern und seiner Schwester gebetet hatte, war es Bischof Rudolf ein Anliegen, den Papst selbst mit seiner unnachahmlichen Sprachkraft zu Wort kommen zu lassen. Am Allerseelentag 2008, also exakt vor 15 Jahren, hatte er in Rom bei der Ansprache zum Angelus-Gebet folgendes gesagt:

In meiner Enzyklika über die christliche Hoffnung habe ich über das Geheimnis des ewigen Lebens nachgedacht (vgl. Spe salvi, 10–12). Ich habe mich gefragt: Ist christlicher Glaube auch für die Menschen von heute Hoffnung, die ihr Leben verwandelt und trägt (vgl. ebd., 10)? Und radikaler: Sehnen sich die Männer und Frauen unserer Zeit noch nach dem ewigen Leben? Oder ist vielleicht das irdische Dasein ihr einziger Horizont geworden? In Wirklichkeit wollen wir alle, wie schon der hl. Augustinus feststellte, das »selige Leben«, das Glück. Wir wissen nicht genau, was es ist und wie es ist, aber wir fühlen uns zu ihm hingezogen. Das ist eine universale Hoffnung, die den Menschen aller Zeiten und allerorts gemeinsam ist. Das Wort »ewiges Leben« versucht, dieser ununterdrückbaren Erwartung einen Namen zu geben: nicht unendliches Aufeinanderfolgen, sondern das Eintauchen in den Ozean der unendlichen Liebe, in dem es keine Zeit, kein Vor- und Nachher mehr gibt. Eine Fülle an Leben und Freude: das ist es, was wir von unserem Mitsein mit Christus erhoffen und erwarten (vgl. ebd., 12).

Erneuern wir am heutigen Tag die Hoffnung auf das ewige Leben, das wirklich im Tod und in der Auferstehung Christi gründet. »Ich bin auferstanden und bin jetzt immer bei dir«, sagt uns der Herr, und meine Hand trägt dich. Wo auch immer du fallen magst – du wirst in meine Hände fallen, und ich werde sogar an der Pforte des Todes da sein. Wohin dich keiner mehr begleiten kann und wohin du nichts mitnehmen kannst, dort warte ich auf dich, um für dich die Finsternis in Licht zu verwandeln. Die christliche Hoffnung ist jedoch nie nur individuell, sie ist immer auch Hoffnung für die anderen. Unsere Existenzen sind zutiefst aneinander gebunden, und das Gute und das Böse, das einer tut, berührt immer auch die anderen. So kann das Gebet einer Seele auf ihrer irdischen Pilgerschaft einer anderen Seele helfen, die sich nach dem Tod läutert. Das ist der Grund, warum die Kirche uns heute einlädt, für unsere lieben Verstorbenen zu beten und an ihren Gräbern auf den Friedhöfen zu verweilen. Maria, Stern der Hoffnung, möge unseren Glauben an das ewige Leben stärker und wahrer werden lassen und uns in unserem Gebet für die verstorbenen Brüder beistehen.“
(Papst Benedikt XVI. Angelus am Petersplatz in Rom am 2. November 2008)

Die Zelebranten in Ziegetsdorf: (v.l.n.r.) Michael Alkofer, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, Pfarrvikar Pater Udochukwu Jude Ugorji und Pfarrer Horst Wagner.

Allerheiligen und Allerseelen: Tage des hoffnungsvollen Gedenken

Der Allerseelentag am 2. November gilt dem Gedächtnis der Verstorbenen. Er geht auf den Abt Odilo von Cluny zurück, der 998 das Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen für alle Cluny unterstellten Klöster anordnete. Das Dekret von Odilos vom Jahr 998 ist noch erhalten. Später wurde der Allerseelentag auch außerhalb der Klöster gefeiert. Für Rom ist er seit Anfang des 14. Jahrhunderts bezeugt.

In der religiösen Umsetzung der Gläubigen ist das Gedächtnis der Toten, das erst am Allerseelentag begangen wird, trotzdem Inhalt des Allerheiligentages. Nach der Gottesdienstfeier besuchen die Menschen die Gräber ihrer verstorbenen Familienangehörigen und Freunde. Der Mensch geht aus diesem Leben durch den Tod zum Leben in Christus. Diese Hoffnung feiert die Kirche an den beiden ersten Tagen des Novembers. Die Gräber werden geschmückt, es werden brennende Lichter auf die Gräber gesetzt und für die Toten gebetet. Damit bezeugt der gläubige Mensch diese Hoffnung. Daher sind Allerheiligen und Allerseelen keine Trauertage, sondern Tage des stillen und hoffnungsvollen Gedenkens.

Text und Fotos: Jakob Schötz
(jas)



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