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Bischof Rudolf besucht Gedenkkonzert für Domorganist Eberhard Kraus

Getrieben von produktiver Unruhe

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Regensburg, 22. Oktober 2023

„Musik: unerschöpflich und vielfältig. Sie umfasst alle kulturellen und geistigen Welten! Musik: Unerschöpflich in Vielfalt und Reichtum. Musik umschließt und überragt zugleich Zeit und Raum!“ Mit diesem Zitat begrüßte Dompropst Prälat Dr. Franz Frühmorgen die zahlreichen Musikfreunde am Sonntagnachmittag im Regensburger Dom. Anlass war der 20. Todestag von Domorganist Eberhard Kraus (1931-2003).

Zum Gedenkkonzert „In Memoriam Eberhard Kraus“ hatte das Collegium musicum Regensburg e.V., dessen Leiter Eberhard Kraus von 1975 bis 2003 war, eingeladen. Selbst Sohn eines Domorganisten, hatte er von 1964 bis 1996 diese Aufgabe inne. Das Collegium musicum steht heute unter der Leitung seines Sohnes Wolfgang Kraus, der an der Orgel mit seiner Schwester Gisela Kraus (Saxophon) durch diese musikgeschichtliche Reise führte. Unter den Besuchern war auch seine Witwe Brigitte Kraus mit Familienangehörigen, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer und der amtierende Domorganist, Professor Franz Josef Stoiber, der der direkte Amtsnachfolger von Eberhard Kraus seit 1996 ist.

Dompropst Dr. Franz Frühmorgen führte in den musikalischen Abend ein.

„Musica sacra“ aus der Oberpfalz

Alle Komponisten, deren Werke an diesem Sonntagnachmittag im Dom St. Peter zu Gehör gebracht wurden, standen in einem gewissen Zusammenhang zur Oberpfalz und Regensburg. Neben Werken von Eberhard Kraus selbst, standen Schöpfungen von Max Reger (1873-1916) auf dem Programm, der in Brand in der Oberpfalz das Licht der Welt erblickte und als Komponist, Organist, Pianist und Dirigent sich in der Musikgeschichte einen Namen machte. Ein Sohn der Stadt Regensburg war Joseph Renner junior (1868-1934), der selbst Student an der Kirchenmusikschule Regensburg – die heutige Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik – war und später dort lehren sollte. Von 1893 bis 1934 war er Domorganist und damit der Vorgänger vom Vater von Eberhard Kraus, Karl Kraus (1895-1967). Marianus Königsperger OSB (1708-1769) wurde in Roding geboren und wirkte kirchenmusikalisch als Komponist und Organist im Kloster Prüfening bei Regensburg. Josef Rheinberger (1839-1901), geborener Liechtensteiner, der Zeit seines Lebens in München wirkte, hat zwar keinen direkten Bezug zur Oberpfalz, prägte aber als Lehrer von Joseph Renner jun. dessen kirchenmusikalische Entwicklung. Mit der Toccata in d-Moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750) wurde an die „Regensburger Bachwochen“ erinnert, die Kraus 1975 aus der Taufe gehoben hatte. „Welthauptstadt der Kirchenmusik“ hatte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer Regensburg einmal genannt und tat dies im Blick auf die Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik, die 1874 als welterste Katholische Kirchenmusikschule gegründet worden war.

Ein Sohn Regensburgs

Eberhard Kraus wurde am 17. Februar 1931 in Regensburg als Sohn des späteren Domorganisten Karl Kraus (1895-1967) und seiner Ehefrau Hedwig geboren. An der Staatlichen Hochschule für Musik München absolvierte er ein Orgel-, Klavier-, Cembalo- und Kompositionsstudium. Konzerttourneen in ganz Europa als Organist und Cembalist brachten ihm internationale Ehrungen ein. Sein umfassendes Wissen gab er im Fach Musiktheorie an der Universität Regensburg und am Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen, sowie in Orgel und Orgelbaukunde an der Fachakademie für katholische Kirchenmusik in Regensburg weiter. Seine musikalische Schaffenskraft spiegelt sich in über 300 Werken wider, auch als Autor musikwissenschaftlicher Werke machte er sich einen Namen. Im Regensburger Dom St. Peter als Domorganist (1964-1996) und in der Minoritenkirche als Begründer, Interpret und Organisator der „Sonntäglichen Orgelstunden“ (1952-2003) waren die beiden Hauptorte seines musikalischen Wirkens in Regensburg. Seiner Zeit als Domorganist folgte von 1996 bis 2003 seine Tätigkeit als Stiftsorganist an der Stiftskirche St. Johann. Am 23. Oktober 2003 verstarb er in Regensburg und wurde auf dem Oberen Katholischen Friedhof beigesetzt.

Als Dankeschön dafür, dass das Gedenkkonzert für den Großvater im Dom stattfinden konnte, überreichte Brigitte Kraus Bischof Voderholzer eine Rose.

Die „Stiftung Eberhard Kraus zur Förderung junger Organisten“ (gegründet 2004) sowie der Musik-Verlag halten das Andenken an diesen bedeutenden Kirchenmusiker lebendig. Seine Verbundenheit mit Regensburg und seiner Geschichte wird auch dadurch deutlich, dass seine Kinder Namen bekannter Regensburger Seligen und Heiligen tragen: Wolfgang und Rupert, Gisela und Berthold. Nach dem Konzert stellte Brigitte Kraus stolz Bischof Rudolf ihr sechstes Enkelkind vor, das heuer zur Erstkommunion geht. Als Dankeschön dafür, dass das Gedenkkonzert für den Großvater im Dom stattfinden konnte, überreichte sie ihm eine Rose. Auf die Frage, wie ihr Ehemann so vieles hatte schaffen können, erwiderte Brigitte Kraus anlässlich dessen 90. Geburtstages im Jahre 2021: „Er wurde von einer produktiven Unruhe getrieben“.

Text und Fotos: Carl B. Prämassing
(jas)



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