Immenreuth, 27. Oktober 2024
Bischof Rudolf Voderholzer stattete der Pfarrei Herz Jesu in Immenreuth (Landkreis Tirschenreuth) am vergangenen Sonntag seinen ersten Pastoralbesuch ab. „Damit gehe ich den Weg ins Bistum weiter“, sagte der Bischof zu Beginn der Pontifikalmesse, die er gemeinsam mit Pfarrer Markus Bruckner und Pfarrvikar Dr. Linus Chukwudi Nwankwo zelebrierte. Musikalisch und mit Rosen wurde der Bischof an den Stufen zum Altar von den Vorschulkindern des katholischen Kindergartens begrüßt.
Ausgehend vom Tagesevangelium (Mk 10,46b-52) über die Heilung des blinden Bartimäus bei Jericho, stellte der Bischof die Bedeutung des Sehens und Erkennens in den Mittelpunkt seiner Predigt. „Dieses Evangelium ist uns nicht erzählt als eine kuriose Begebenheit von vor 2000 Jahren, sondern sie geht uns alle an, hier und heute, jeden und jede von uns. Vielleicht sind wir alle in irgendeiner Weise auch Bartimäus. Das Evangelium wird uns verkündet, um unseren Glauben zu stärken, unsere Liebe zu entflammen und unsere Hoffnung zu nähren.“ Von frühesten Zeiten an hätten die Christen das „Zum Glauben kommen“, das „Getauftwerden“, als Erleuchtung bezeichnet. „Wer getauft wird, dem wird ein innerliches Licht geschenkt. Wer glaubt, der sieht mehr. Wer glaubt, der erkennt, dass all das, was uns umgibt, nicht einfach nur die Umwelt ist, sondern Gottes Schöpfung. Dass die Menschen um einem herum keine lästigen Konkurrenten sind, sondern Schwestern und Brüder, Mitgeschöpfe, sind“, rief der Bischof in Erinnerung.
Gerne sei man als irdisch verhafteter Mensch „Spezialist“ darin, den Splitter im Auge des anderen zu sehen. „Wer glaubt, der lernt den Balken im eigenen Auge eher wahrzunehmen und die Tränen in den Augen der anderen. Wer glaubt, wird innerlich verwandelt. Diese Wirkung der Taufe, ein inneres Licht zu haben und mit dem Herzen zu sehen, ist eine Lebensaufgabe, die wir uns immer wieder neu schenken lassen dürfen“, stellte der Diözesanbischof fest. Er erinnerte an eine Äthiopien-Reise, in der er auf besondere Art und Weise mit dem Thema Blindheit konfrontiert wurde. Dort sei ihm ein achtjähriges Mädchen vorgestellt worden, das ohne Pupillen auf die Welt gekommen und von der Mutter zu den Salesianer-Ordensschwestern in Sicherheit gebracht worden war: „Durch unsere christlichen Werte ist ein ungeheurer Schub an Humanität, Hinwendung und Wertschätzung für Menschen mit Behinderung in diese Welt gekommen. Zum Thema Hoffnung schließlich blickte Bischof Rudolf in seiner Predigt auf das Sterbebild des großen Jesuitentheologen Karl Rahner, auf dem ein Gebetswort aus seiner Feder steht: „Ich warte, o Gott, in Geduld und Hoffnung; ich warte wie ein Blinder, dem man den Aufgang des Lichtes verheißt!“ In Bezug auf das, was Gott uns in seiner Ewigkeit bereiten wird, seien wir alle noch Blinde, erläuterte der Bischof.
Zum Ende seiner Predigt dankte der Bischof allen, die in der Pfarrei Herz-Jesu in Immenreuth Verantwortung tragen und das kirchliche Leben bereichern – von Pfarrer Markus Bruckner und Pfarrvikar Dr. Linus Chukwudi Nwankwo über die Ministranten und Mesner, bis hin zu den Ehrenamtlichen in den Gremien und allen, die die Liturgie musikalisch gestalten.
Spontaner Besuch von Ahornberg und Döberein
Der festliche Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Kirchenchor Immenreuth unter der Leitung von Michael Scherm sowie der Jugendsinggruppe „Bunte Töne“ unter der Leitung von Elisabeth Schupfner und Katharina Hößl. Pfarrgemeinderatssprecher Roman Melzner und dessen Stellvertreterin Maria Bock dankten dem Bischof für seinen Besuch und überreichten einen Präsentkorb mit regionalen Spezialitäten. Zum Abschluss des Gottesdienstes spendete der Bischof den Kindern den Einzelsegen. Spontan entschied sich Bischof Rudolf Voderholzer nach Gesprächen mit Gottesdienstteilnehmern auf dem Kirchplatz und einem Mittagessen im Pfarrheim zu Abstechern zu den Kapellen in den Ortsteilen Ahornberg und Döberein. Nach dem Besuch in Ahornberg, bei dem der Bischof sich auch über die geschichtliche Entwicklung der ehemaligen Gemeinde interessiert zeigte, ging es nach Döberein. Dort war gerade das Rosenkranzgebet zu Ende. Umso größer war die Freude, als der Bischof höchstpersönlich plötzlich die Kapelle betrat. Alois Schmid, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender des Kapellenbauvereins, nutzte zusammen mit der aktuellen Vorsitzenden Erna Raps die Gelegenheit, den Bischof auch hier über die historische Entwicklung zu informieren bis zum Bau der aktuellen Kapelle.
Text und Fotos: Holger Stiegler
(jas)