Bischof Rudolf besucht die Pfarreiengemeinschaft Schwarzenfeld-Stulln

Jede Eucharistiefeier ist eine Emmaus-Reise


Schwarzenfeld/Stulln, 4. Mai 2025

Am Sonntag besuchte Bischof Dr.  Rudolf Voderholzer die Pfarreiengemeinschaft Schwarzenfeld–Stulln. Mit einer Pontifikalmesse in der Marienkirche Schwarzenfeld startete der Tag, im Anschluss segnete er eine neue Produktionshalle der Firma Richard Kurz GmbH, feierte eine Andacht in der St.-Barbara-Kirche in Stulln und zelebrierte zum Abschluss eine Marienandacht in Wölsendorf.

Ein Bibelseminar mit Jesus

In Schwarzenfeld stand die Emmaus-Erzählung im Mittelpunkt der Predigt. Bischof Voderholzer zeichnete lebendig nach, wie zwei Jünger, tief enttäuscht und mutlos, nach Emmaus zurückkehren – bis der Auferstandene sich ihnen anschließt und sie dazu bringt, ihm ihr Herz auszuschütten. „Ach, ich wäre zu gern dabei gewesen“, sagte Bischof Rudolf, denn der auferstandene Jesus macht etwas Faszinierendes: „Ein Professor für das Alte Testament hat einmal gesagt: ‚Was ist das Erste, was der Herr tut nach seiner Auferstehung? Er hält ein Bibelseminar über sich selbst.‘“ Jesus erschließt den Jüngern ausgehend von Mose und den Propheten, den beiden großen Schriftengruppen im Alten Testament, wie er damit schon vorausverkündigt ist und wie alles in Erfüllung gehen muss.Ein Dichter, so der Bischof, habe einmal gesagt, die Predigten der Kirchenväter waren eine Auswortung, eine Entfaltung der Lektion von Emmaus.

Bischof Voderholzer beschrieb, wie die Herzen der Jünger heller werden, je dunkler es draußen wird, und wie sie doch erst beim Brechen des Brotes wirklich erkennen, wer ihr Begleiter ist. „Der Gast wird zum Gastgeber, ergreift bei Tisch die Initiative, spricht das Dankgebet und bricht das Brot – da gehen den Jüngern die Augen auf und er entzieht sich ihren Blicken“. Das Entscheidende ist getan: Jesus hat sich zu erkennen gegeben durch die Erschließung seines Personengeheimnisses aus der Schrift des Alten Testaments und das Brechen des Brotes. Noch in derselben Nacht kehren die Jünger zurück, um darüber zu berichten. Dort, wo sie die elf Apostel antreffen, erfahren sie, dass er auch ihnen bereits begegnet ist. Vor allem, ausdrücklich hervorgehoben, erscheint er dem Simon, so der Bischof. Besonders Petrus wird hervorgehoben, der als Erster der Apostel eine entscheidende Rolle beim Osterereignis spielt. Er sammelt die junge Kirche in der Freude der Auferstehung.

Im Evangelium von Emmaus zeichnet sich bereits die Struktur unserer Eucharistiefeier ab. In jeder Eucharistie, erklärt der Diözesanbischof, sind wir auf dem Weg nach Emmaus. Wir kommen mit unseren Sorgen, mit manchem, was uns bedrückt vor den Herrn und können es vor ihn hinlegen. Er ist dabei, er nimmt es in seine Hände. Im Wortgottesdienst hören wir in den Lesungen außerhalb der Osterzeit immer auch eine aus dem Alten Testament, denn auch das Alte Testament gibt Zeugnis von der Offenbarung in Christus, und zwar im Modus der Verheißung, der Ankündigung, der Vorbereitung. Deshalb ist es wichtig, auch die alttestamentliche Lesung zu berücksichtigen, betont Bischof Voderholzer. Denn das Erste, was der auferstandene Herr getan hat, ist über sich selbst zu sprechen, aus dem Zeugnis der Schrift Israels. In der Feier der Eucharistie laden wir den Herrn selbst herein, vertreten durch den Priester oder Bischof, das Brot und sich selbst an uns zu verschenken. Am Ende der Messe werden wir gesandt: „Gehet hin in Frieden.“ So wie die Emmausjünger, die zu den anderen zurückkehren, sind auch wir gesandt. Die gesamte Eucharistiefeier ist verdichtet im Emmaus-Evangelium: das Zusammenkommen in allen Sorgen und Nöten. Der Herr spricht zu uns, der Herr bricht uns das Brot, und er sendet uns, so der Bischof abschließend.

Ein Arbeitsort voller Segen

Im Anschluss an das Pontifikalamt segnete der Bischof die neue Produktionshalle der benachbarten Holzfirma Richard Kurz GmbH. Dabei erklärte er, warum es mehrere Gründe gibt, der Einladung zur Segnung eines solchen Betriebes zu folgen. Zum einen, weil die Mitarbeiter hier in der Tradition wichtiger biblischer Vorbilder stünden – der heilige Josef und Jesus selbst seien schließlich von Beruf „Bauschreiner“ gewesen, also Handwerker, die mit Holz arbeiteten und vermutlich Häuser bauten. Neben diesem symbolischen Bezug würdigte er vor allem das Glaubenszeugnis, das mit der Segnung verbunden ist. Er erinnerte an den zu Beginn gelesenen Psalm 1, der zwei Lebenswege beschreibt: den Weg mit Gott und den Weg ohne ihn. „Sie haben sich, Herr Götz, für den ersten Weg entschieden.“ Gerade beim Miteinander in der täglichen Arbeit sei der Segen besonders spürbar: in der gegenseitigen Wertschätzung, in der Freude, gemeinsam etwas zu schaffen und in dem Bewusstsein, dass Gott „all unsere Wege, die Kreuzwege und die freudigen Straßen“ mitgeht. Mit der Segnung eines Kreuzes in der Halle solle ein sichtbares Zeichen in der Produktionshalle verbleiben – ein Ort, an dem man, so Bischof Rudolf, auch immer wieder ein kurzes Gebet wagen dürfe. 

Andacht zum Heiligen Geist

Am Nachmittag besuchte Bischof Rudolf Voderholzer schließlich die Pfarrkirche in Stulln. Dort betete Bischof Rudolf gemeinsam mit den Gläubigen zum Heiligen Geist, erinnerte an die Geschichte der Kirche, die vor über 70 Jahren geweiht wurde und sprach über die Bedeutung der Apostelsteine als Sinnbild für die Gemeinschaft der Kirche, die auf dem Zeugnis der Apostel gegründet ist. Auf dem Kirchplatz schenkte er allen Messdienern einen Rosenkranz und kam mit den Gläubigen ins Gespräch, bevor er ins nahegelegene Wölsendorf weiterreiste, um dort mit den Gläubigen eine Marienandacht zu feiern.

Text und Fotos: Simon Doering
(jas)



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