Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert mit Gehörlosen und Schwerhörigen Pontifikalmesse im Regensburger Dom - „Gott ist mit uns und liebt uns“
Ein Pontifikalamt der ganz besonderen Art fand am vergangenen Samstagvormittag im Regensburger Dom statt. Aus Anlass des Verbandstages des Verbands der Katholischen Gehörlosen Deutschlands (VKGD) feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller mit ca. 800 gehörlosen und schwerhörigen Gläubigen eine Heilige Messe, bei der mit ihm sechs Priester aus diesem Seelsorgebereich konzelebrierten. Die Stille des Domes, die sich sonst dem Besucher vor oder nach den Messen darbietet, zog sich nun auch größtenteils durch die Festmesse, die vom bayernweit bekannten Gebärdenchor „Singende Hände“ musikalisch gestaltet wurde. Gleichsam wie Lautsprecher verteilten sich zwei Priester und sechs Laien von der Altarinsel bis in den hinteren Teil des Mittelschiffes und übersetzten alle Messtexte und Gebete in Gebärdensprache. Auf Stühlen stehend, waren sie für alle Gläubigen gut sichtbar. Der Generalpräses des VKGD, Diakon Josef Rothkopf aus dem Bistum Aachen, selbst schwerhörig, gebärdete das Evangelium.
Für Bischof Gerhard Ludwig Müller war dieser Gottesdienst nicht die erste Begegnung mit der Seelsorge für Gehörlose und Schwerhörige. Als junger Kaplan im Bistum Mainz hatte er bereits an einer Schule mit schwerhörigen Schülern Erfahrungen sammeln dürfen. Zum Einstieg in die Predigt, die ebenfalls im ganzen Dom in Gebärdensprache übersetzt wurde, richtete er mit den Gläubigen den Blick auf den Lachenden Verkündigungsengel, der seit bald 800 Jahren an dieser Stelle mit der gegenüberstehenden Maria korrespondiert. Im Folgenden legte er die vielen Gründe dar, warum der Engel Gabriel Grund zum Lächeln, Grund zur Freude habe. Gott sei in seinem menschgewordenen Sohn zu uns gekommen, zu allen Menschen, gleich welche Unterschiede die Welt auch mache. Jesus sei Mensch und damit unser Bruder geworden, so Bischof Gerhard Ludwig Müller weiter, Gott damit unser Vater und der Heilige Geist unser Freund. Somit sei der Dom nicht nur ein Haus aus Steinen, sondern das Haus der Familie Gottes - Gott unser Vater, Bruder und Freund. Das gebe auch uns Grund zur Freude - Grund zum Lächeln, so wie dem in Stein gehauenen Zeugen des Meisters Erminold seit bald 800 Jahren im Regensburger Dom. Wenn auch der Bischof nicht in Gebärdensprache predigte, so war seine Predigt doch sehr reich an Gebärden - der Fingerzeig auf das Vortragekreuz und die Osterkerze - der Hinweis auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Der Gebärdenchor „Singende Hände“ stellte sich zu seinen Liedvorträgen jeweils auf den Stufen vor dem Altar auf und gebärdete verschiedene Lieder: „Jesus, Du allein“, „Deine
Liebe trägt mich“ oder „Du zeigt mir den Weg“. In dieser Messe wurde das eigens von Rom approbierte Hochgebet für Messen mit Gehörlosen verwandt. Vor dem Segen bedankte sich Alfons Rogge, 1. Vorsitzender des VKGD, bei Bischof Gerhard Ludwig Müller für die einfühlsame Feier der Heiligen Messe und wies auf das Nachmittagsprogramm des Verbandstages hin, auf die Hauptversammlung und den Festakt im Kolpinghaus. Nach dem feierlichen Auszug aus dem Dom formierte sich der Bischof mit den Konzelebranten und dem liturgischen Dienst noch vor der alten Dompfarrkirche St. Ulrich zum Gruppenbild, dabei gebärdeten die Zelebranten das Wort Jesus - die aufrecht gehaltene offene Hand, auf deren Mitte die Finger der anderen Hand hindeuten - die Wundmale Christi.
Der Verband der Katholischen Gehörlosen Deutschlands (VKGD) wurde 1925 in Trier begründet, 1941 von den Nationalsozialisten aufgelöst und 1955 in Köln wiederbegründet. Seine Hauptaufgabe ist die Unterstützung der rund 130 katholischen Gehörlosenvereine und Seelsorgegemeinschaften in Deutschland in sozialen, karitativen und pastoralen Angelegenheiten. Auch im Bistum Regensburg gibt es spezielle Seelsorgeangebote für Gehörlose und Schwerhörige in 11 Seelsorgeeinheiten, Gemeinden genannt, sowie einer Gemeinde in Neumarkt (Bistum Eichstätt). Verantwortlich dafür ist seit 2010 Pfarrer Christian Burkhardt.