Bischof Dr. Voderholzer besucht die Pfarrei Schorndorf und weiht die „Königin der Instrumente“ ein
Segen der Orgel mit wenig Weihwasser und viel Weihrauch
Schorndorf im Landkreis Cham, 11. Dezember 2022
„Gaudete – Freut euch! Der Bischof ist zu uns gekommen!“, so begrüßte Pfarrer Martin Schöpf die vielen Gläubigen, die zum besonderen Anlass der Orgelweihe in die Kirche St. Maria Immaculata nach Schorndorf gekommen waren. Gaudete, so heißt auch der 3. Sonntag im Advent, der so etwas wie die Halbzeit der Vorweihnachtszeit darstellt und sich auch farblich durch die rosafarbenen Messgewänder der Zelebranten ein wenig von den anderen Adventssonntagen unterscheidet. Bischof Rudolf Voderholzer freute sich sehr, dass er nach genau fünf Jahren erneut in die (damals neu renovierte) Kirche kommen durfte. Diesmal, um die fristgerecht von der Orgelbaufirma Jann aus Allkofen neu gebaute Orgel zu weihen, die in das noch vorhandene, fachmännisch aufbereitete barocke Orgelgehäuse nunmehr eingebaut worden war.
Vorsichtiger Segen der „Königin der Instrumente“ mit wenig Weihwasser und viel Weihrauch
Und so zog der Diözesanbischof nach dem musikalischen Empfang durch zwei Instrumentalisten, die der elektronischen „Ersatz-Orgel“ und der Trompete fantastische Töne entlockten, in die Kirche ein. Danach ging er auf die Empore, wo er bereits vom Kirchenchor mit seinem Leiter Martin Lausser und dem Organisten Josef Prasch erwartet wurde. Bischof Rudolf erinnerte in seinem feierlichen Weihespruch daran, dass es Gottes Wille sei, dass der Mensch ihm in der Freude seines Herzens diene und zu seinem Lob Musik und Instrumente erklingen lasse. „Wie die vielen Töne sich in einem Klang vereinen, so lass auch uns als Glieder deiner Kirche in brüderlicher Liebe vereint sein!“. Mit vorsichtigen Weihwassergaben segnete er die „Königin der Musikinstrumente“, deren blitzende Orgelpfeifen scheinbar andächtig den Segen Gottes in sich aufnahmen. Der Weihrauch war noch nicht ganz verflogen, als Organist Josef Prasch auch schon konzentriert in die nagelneuen Tasten griff und im wahrsten Sinn des Wortes alle musikalischen Register zog.
Zuschuss der Diözese stammt aus Kirchensteuerzahlungen der Gläubigen
Wieder im Altarraum angekommen, dankte Voderholzer allen, die zur Verwirklichung der neuen Orgel finanziell beigetragen hatten. Von den insgesamt 219.000 Euro Kosten wurde von der Diözese Regensburg, bei der Kirchenmusik stets ein fester Bestandteil ist, ein Zuschuss von 45 Prozent (98.600 Euro) zugesagt. Diese Summe wiederum kommt komplett aus den Kirchensteuerzahlungen, und damit direkt von allen Gläubigen, an die sich sein Dank in der Kirche richtete. Die vielen festlich gekleideten Vereinsmitglieder verliehen mit ihren Fahnenabordnungen dem Pontifikalgottesdienst zur feierlichen Weihe der neuen Orgel einen farbenprächtigen Rahmen und erfreuten auch den Ehrengast. Auch begrüßte er freundlich die Vertreter der Kommune in den ersten Reihen.
Kultur der Erinnerung an Gründe für Freude leben
In seiner Predigt ging Bischof Rudolf auf das Evangelium ein, in dem Johannes der Täufer im Gefängnis über die Echtheit von Jesu reflektierte, da ihm dieser zu friedfertig erschien. Er ließ die Boten fragen „Bist du der, der kommen soll?“. Jesus gab ihnen als Antwort auf den Weg – „Berichtet ihm, was ihr seht: Die Blinden sehen, die Tauben hören und die Lahmen gehen wieder“. Jesus komme nicht mit Macht und Gewalt, vielmehr müsse das Reich Gottes mit Geduld, Liebe und Hingabe wachsen, erklärte der Bischof. Dabei zog der Oberhirte einen Vergleich zur Landwirtschaft. Denn auch die Landwirte hoffen geduldig auf gutes Wetter und warten, dass die Saat aufgeht. Helfen könne hierbei eine Kultur der Erinnerung, die zu pflegen sei. Denn wer sich stets positive Gedanken in Erinnerung rufe, habe immer einen Grund zur Freude. Für den Regensburger Bischof sind es immer wieder die Augenblicke der Liturgie und der Kirchenmusik, die ihm Grund zur Freude und Dankbarkeit geben.
Mitglieder der Pfarrei ergreifen die Initiative, haben tolle Ideen
Die Musik mit der neuen Orgel helfe, dass die Eucharistie würdevoll und glanzvoll begleitet wird, um so mit aller Macht in das Gehör und in das Herz der Gläubigen zu dringen. Dem Ruhestandsgeistlichen Hans Gschlößl galt Bischof Rudolfs Dank für dessen Initiative, eine neue Orgel anzuschaffen und für den großartigen finanziellen Beitrag, den er dazu geleistet habe. Beim Blick auf die Ministranten fiel dem Bischof noch der junge Johannes Kienberger auf, dessen Idee es war, während der Coronazeit auf der Website der Pfarrei einen digitalen Kreuzweg anzubieten. Eine tolle Initiative sei dies gewesen, so Bischof Rudolf. Die Anwesenden dankten dem jungen Mann mit einem kräftigen Applaus. Auch die Orgelbaumeister der Firma Jann machte der Bischof im Kirchengestühl ausfindig. Sie beantworteten seine Frage, wie lang so eine Orgel denn ungefähr halte, mit „Das können schon mal 500 Jahre sein“, was den Bischof schmunzeln ließ. Schlecht für das Geschäft, aber gut für die Kirche. Aber alle paar Jahrzehnte müsse sie ja doch auch generalüberholt werden. Kirchenmusik sei wie ein Wegbereiter. Denn wenn sich die Herzen öffnen, wird auch der Weg des Herrn bereitet. „Pflegen Sie auch zuhause die Musik!“, forderte Bischof Rudolf auf – denn, wo die Hausmusik lebt, lebt auch die Kirchenmusik. In diesem Zusammenhang dankte er auch dem Kirchenchor, der unter der Leitung von Martin Lausser dem Pontifikalgottesdienst einen so wunderbaren musikalischen Rahmen gab.
Neue Orgel trägt nun den Namen des Ruhestandsgeistlichen Gschlößl
Eine große Überraschung hatte Pfarrer Martin Schöpf am Ende des Gottesdienstes noch auf dem Zettel. Nachdem Ruhestandspfarrer Gschlößl nicht nur die Initiative für den Orgelneubau durch die Firma Jann in Angriff nahm, sondern auch finanziell einen großen Beitrag dazu leistete, hatte sich die Pfarrei dazu entschieden, dass die neue Orgel künftig auch dessen Namen tragen solle. Sie heißt nun offiziell „Pfarrer Gschlößl Orgel“. Es rührte den Ruhestandspfarrer sichtlich, als er aus der Hand des Pfarrers und des Bischofs und unter dem Applaus der Gläubigen die entsprechende Urkunde in Empfang nehmen durfte. Aber auch für Bischof Rudolf hatte Pfarrer Schöpf eine Kleinigkeit parat: Ein kleines Friedenslicht der Pfarrei, das er mit nach Regensburg nehmen durfte, wo am Nachmittag das Friedenslicht aus Bethlehem mit den Pfadfindern ausgesandt wurde.
Nach einem imposanten, auf der nagelneuen Pfarrer-Gschlößl-Orgel vielstimmig begleiteten „Großer Gott, wir loben dich“, zog die Kirchengemeinde schließlich aus dem Gotteshaus aus.
Text und Bilder: Christine Wendl (SG)