Bischof Dr. Rudolf Voderholzer segnet Kindergarten in Michelsneukirchen
Kinder als Vorbilder für Erwachsene
Michelsneukirchen, 22. September 2024
Pünktlich zur Fertigstellung des neuen Anbaus des Kindergartens St. Michael besuchte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die Pfarrei Michelsneukirchen, um diesen zu segnen. „Ich freue mich, dass ich heute hier sein kann. Für das Patrozinium zwar eine Woche zu früh, aber die Segnung des Kindergartens ist ein schöner Anlass, um ihre Pfarrei kennen zu lernen“, so begrüßte Bischof Rudolf die zahlreichen Gottesdienstbesucher.
Kinder als Zukunft und Reichtum, nicht als Belastung
„Jesus stellte ein Kind in die Mitte, dann nahm er es in die Arme und sagte: Wer ein solches Kind aufnimmt, der nimmt mich auf“, griff Bischof Voderholzer zu Beginn seiner Predigt eine zentrale Stelle aus dem Markusevangelium (MK 9, 30-37) auf. Einen besseren Evangeliumsabschnitt hätte man für heute nicht wählen können, als das tatsächliche Tagesevangelium, das heute in allen katholischen Gottesdiensten verkündet wird, erklärte der Bischof. Schon immer wurden Kinder als Zukunft und Reichtum angesehen. „Dass Kinder Zukunft bedeuten, dass Kinder Reichtum und Segen sind, das wusste man vor Jesus schon, und dies wissen eigentlich alle Kulturen.“ Auch wenn in der heutigen Zeit Kindern oft eine andere Bedeutung zugemessen wird: „Es ist leider der Neuzeit vorbehalten geblieben, bei Kindern eher die Belastung und all das, was vielleicht schwierig sein kann, hervorzukehren.“
Kinder als Vorbilder
Im Markusevangelium zeigt Jesus eine ganz neue Sicht auf das Kindsein. „Jesus hat ein ganz neues Verständnis von ‚Kindsein‘, von ‚kindlich sein‘. So sehr, dass er an verschiedenen Stellen den Erwachsenen sogar Kinder als Vorbild empfiehlt: ‚Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann könnt ihr das Reich Gottes nicht ernten.‘“ Kindlich sein muss hier aber als eine Haltung verstanden werden. Nicht kindisch, aber kindlich in einem guten Sinne. Es ist eine Lebensaufgabe, zu ergründen, was das eigentlich heißt. Eine mögliche Erklärung wäre es, das „Staunen“, das „sich freuen können“, nicht zu verlernen und sich dadurch Beschenken zu lassen. Dadurch wird erkannt, dass das Aufschauen zum Größeren, zum himmlischen Vater, uns nicht kleiner, sondern größer macht. Dann stellte Bischof Voderholzer das Jesus-Wort in den Zusammenhang und erinnerte daran, dass Petrus sich im Evangelium am letzten Sonntag blamiert hatte, als er versuchte, Jesus zu belehren, woraufhin er von Jesus zurechtgewiesen wurde. Heute zeigt sich: Auch die anderen Jünger haben sich nicht klüger verhalten und diskutierten nach der Ankündigung vom Leiden Jesu darüber, wer von ihnen der Größte sei. Daraufhin stellte Jesus ein Kind in die Mitte, nahm es in die Arme und sagte: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“
Kindergärten als Orte von Glauben und Wissen
Aus dieser Wertschätzung des Kindseins folge der Bildungsauftrag der Kirche, auch im elementarpädagogischen Bereich. Der Kindergarten ist ein wichtiger Ort der Bildung, aber auch der Glaubensvermittlung. „Wir stehen zu unserem Bildungsauftrag, und deswegen ist es gut, dass wir heute den Anbau eines Kinderhauses dankbar in Betrieb nehmen können.“ Er dankte für die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik: „Danke den politischen Kommunen, danke Bürgermeisterin Alexandra Riedl (Roding) und Bürgermeister Christian Raab (Michelsneukirchen) für die Übernahme der Baulasten und die Bauträgerschaft.“ Bischof Voderholzer erklärte, dass man sich als Kirche nicht aus der Pädagogik zurückziehen möchte. Er betonte aber auch, dass die Kirchenstiftungen mittlerweile zunehmend durch die Baulasten überfordert sind. „Wir sind dankbar, wenn die politischen Gemeinden uns helfen, zumindest die Baulasten zu übernehmen.“ Auch dankte der Diözesanbischof dem Diözesancaritasverband, dass er die Geschäftsführung übernimmt. „Wer heute einen Kindergarten betreibt, der muss ein Profi sein, was die Kenntnis der Gesetzeslage betrifft. Ständig neue Vorschriften; da sind Pfarrer und auch Kirchenpfleger überfordert. Deswegen brauchen wir hier Profis“. Durch dieses Modell wird der Pfarrer gut von der Verwaltungsarbeit entlastet.
Ein Ort zum Wachsen und Blühen
Mit einem besonderen Blick auf den Namen „Kindergarten“ hob Voderholzer die kulturelle Bedeutung dieses Begriffs hervor: „Das Wort ‚Kindergarten‘ gehört zu den ganz wenigen deutschen Wörtern, die es als Lehnwort in andere Sprachen hineingeschafft haben. Auf Englisch: ‚kindergarten‘. Sogar die Franzosen haben es übernommen.“ Der Begriff wecke positive Assoziationen von Wachstum und Blüte: Es ist ein Wort, das, anders als Kindertagesstätte oder auch Kinderhaus, viele schöne Bilder in das Bewusstsein ruft. So entstehen einem Bilder vom Blühen, vom Wachstum und vom Reifen. Abschließend wandte sich Bischof Voderholzer auch an die Erzieherinnen und dankte ihnen für ihre wichtige Arbeit: „Ich danke Ihnen und Ihren Kolleginnen, dass Sie diese schöne Aufgabe des Wachsens, des Hütens und Gedeihens im Kindergarten gut verrichten.“ Er ermutigte sie, die Kinder auf ihrem Glaubensweg zu begleiten: „Führen Sie die Kinder auf elementare Weise zum Glauben hin. Das Kirchenjahr bietet so viele Möglichkeiten, so viele Chancen!“, so der Oberhirte.
Nach dem Pontifikalamt zogen die Gläubigen unter der Begleitung zahlreicher Fahnenabordnungen und mit feierlicher Blasmusik zum Kindergarten St. Michael. Dort begrüßten die Kindergartenkinder ihren Bischof singend: „Ist das ein schöner Tag. Wenn ich dich seh‘, dann freu ich mich und lach dir zu, weil ich dich so sehr mag“. Bischof Rudolf segnete jeden Raum, jedes Kreuz und jede Spielecke im Kindergarten. Danach segnete er jedes Kind einzeln. Am Ende der Feierlichkeiten schrieb sich Bischof Rudolf Voderholzer in das Goldene Buch der Stadt Michelsneukirchen ein.
Text und Fotos: Simon Doering
(jas und SG)