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Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gedenkt des seligen Berthold von Regensburg mit Pontifikalamt

„Christus in uns lebendig werden lassen“

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Regensburg, 14. Dezember 2023

„Wir geben diesem altehrwürdigen Ort für einen Abend wieder seine geistliche Bestimmung zurück“ so eröffnete Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Pontifikalamt zum Gedenken an den seligen Berthold von Regensburg (13. oder 14. Dezember 1272) in der Regensburger Minoritenkirche, die eigentlich seit über 200 Jahren keine Kirche mehr ist.

Liturgisch standen ihm als Konzelebranten Domkapitular Michael Dreßel und Domvikar Msgr. Harald Scharf zur Seite, den Dienst des Diakons übernahm Domzeremoniar Peter Nickel. Die nur von Kerzen erhellte ehemalige Klosterkirche der Minderen Brüder (Franziskaner) wurde vom Gesang eines Ensembles ehemaliger Domspatzen unter Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß erfüllt, an der Orgel begleitet durch Professor Baier von der Kirchenmusikhochschule.

Minoritenkirche – einst Kirche und jetzt Museum

Seit rund 200 Jahren wird der mittelalterliche Monumentalbau in der Regensburger Innenstadt, der auf eine äußerst bewegte Geschichte zurückblicken kann, nicht mehr als Kirche genutzt. Nach der Profanierung in der Säkularisation 1799 diente er als Zoll- und Mauthalle, Exerzierhalle, Bau- und Hotelspeicher. Seit 1931 ist die Minoritenkirche im städtischen Besitz und wurde später ein Teil des Stadtmuseums. Bischof Gerhard Ludwig Müller war es, der vor Jahren dem Gotteshaus wieder seine liturgisch-geistliche Bestimmung zurückgab, wenigstens einmal im Jahr. Immer am 14. Dezember, dem Gedenktag des seligen Berthold von Regensburg, des wortgewaltigen Volkspredigers des Mittelalters. Bereits zum 10. Mal konnte dessen Nachfolger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer diesen Gedenkgottesdienst feiern. Sein Dank galt an diesem Abend stellvertretend Kulturamtsleiterin Maria Lang von der Stadt Regensburg, die in diesem Teil des Städtischen Museums die Messfeier ermöglichte. Maria Lang fungierte an diesem Abend auch als Lektorin.

 

Gottes Sohn kommt zu uns Menschen

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer schlug an diesem Donnerstagabend eine Brücke von der Minoritenkirche in Regensburg zum heiligen Franz von Assisi, dem Gründer des gleichnamigen Bettelordens, der sich anfänglich Mindere Brüder (Minoriten nannte). Vor genau 800 Jahren, im November 1223, hatte der Papst die Ordensregel der Franziskaner bestätigt. In der Heiligen Nacht desselben Jahres feierte er die Christmette in einer Höhle bei Greccio, vor dem Altar stand eine leere Krippe sowie als lebendige Akteure Ochs und Esel. Dieses erste „Krippenspiel“ vertiefte die Weihnachtsfrömmigkeit die dann in die Krippenfrömmigkeit, die figürliche Darstellung der Menschwerdung Jesu mündete.

Zeichen einer innigen Christus-Beziehung

In dieser Heiligen Nacht hatte einer der Gottesdienstteilnehmer eine Vision, er sah in den zuerst leeren Armen des Heiligen Franziskus den Jesusknaben. In seinem Wirken wurde Christus in seiner Kirche wieder lebendig, seine gelebte Armut, wie es die Franziskaner heute noch praktizieren, war Ausdruck seiner radikalen Christusnachfolge. Zu dieser Zeit war Berthold von Regensburg ungefähr 13 Jahre alt, nur wenige Jahre später sollte er in die Nachfolge des Heiligen Franziskus treten und als einer der wortgewaltigsten Prediger des Mittelalters in die Kirchengeschichte eingehen.

 

 

Kirche aus lebendigen Steinen

Franziskus hatte sein Berufungserlebnis in einer zerfallenen Kirche. „Baue meine Kirche wieder auf“ hatte er zuerst als einen bautechnischen Auftrag Gottes verstanden. Auch Berthold kannte seine Minoritenkirche überwiegend als Baustelle. Die Zeit, in der beide lebten, war eine Zeit des kirchlichen Umbruchs und Neuaufbaus, nicht architektonisch, sondern spirituell. Diese Erneuerung der Kirche geschah von innen heraus durch eine Neuevangelisation. „Bitten wir den seligen Berthold an seinem Gedenktag“, so Bischof Rudolf zum Abschluss seiner Predigt, „er möge für uns Fürsprache halten, dass wir nicht nur unsere Gebäude erhalten, sondern sie mit neuem Geist erfüllen. Seliger Berthold, bitte für uns!“

 

Der Prediger Berthold von Regensburg

Wohl um 1210 in Regensburg geboren, trat er 1226 in das Franziskanerkloster der sogenannten „Minderen Brüder“ in Regensburg ein und machte sich schon bald als wortgewaltiger und weitgereister Prediger einen Namen. Hunderte, gar trausende Zuhörer nennen die Chronisten bei seinen Predigten, die oft im Freien stattfanden. Die Volkspredigt war zu Zeiten, in denen nur wenige Menschen des Lesens und Schreibens mächtig waren, sozusagen ein Massenmedium. In ganz Europa sprach Berthold zu den Menschen. Bei den rund 400 lateinischen und rund 70 mittelhochdeutschen Predigten, die von ihm überliefert sind, handelt es sich jedoch um Mitschriften von Zeitzeugen und nicht um authentische Predigten. Berthold verstarb wohl am 13. oder 14. Dezember 1272 in Regensburg und wurde in der Minoritenkirche im südlichen Seitenschiff beigesetzt. Seine Grabplatte wurde im Zuge der Säkularisation mit der Auflösung des Klosters als Pflasterstein in einem Privathaus verbaut, 1862 dann wiederentdeckt und im Domkreuzgang platziert. Heute befindet sich der Grabstein mit einer figürlichen Ritzzeichnung und lateinischen Umschrift wieder in der Minoritenkirche, diesmal zentral im Chorraum. Direkt vor der Grabplatte wurde auch die Gedenkmesse für ihn gefeiert. Seine Reliquien befinden sich in einem hölzernen Schrein in der Bischofsgruft, der an diesem Abend neben dem Meßaltar seinen Platz gefunden hatte und nach dem Pontifikalgottesdienst von einigen Gläubigen noch zum Gebet aufgesucht wurde.

Fotos und Text: Carl B. Prämaßing
(jas)



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