Bischof Dr. Rudolf Voderholzer führte Mitglieder der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste durch das Papsthaus in Pentling
Die Einladung hatte der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, selbst Mitglied der Geisteswissenschaflichen Klasse in der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, bereits vor längerer Zeit ausgesprochen. Nun konnte die Führung im Papsthaus in Pentling bei Regensburg durchgeführt werden. Und diese übernahm natürlich der Regensburger Oberhirte selbst.
Aus vielen Regionen Deutschlands waren die Teilnehmer gekommen und hatten zum Teil lange Anreisen auf sich genommen, um dabei zu sein. Bischof Voderholzer, auch Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI., erläuterte zuerst – vor dem Haus – die Geschichte des Gebäudes. Joseph Ratzinger habe nach drei Umzügen zuvor (Bonn, Münster, Tübingen) mit der Berufung als Dogmatikprofessor an die Katholischen Fakultät der Universität Regensburg hier sesshaft werden und seinen Lebensabend verbringen wollen. Daher habe er sich zum Bau eines Hauses entschlossen. Auch die Tätigkeit seines Bruders Georg als Domkapellmeister habe diesen Entschluss beeinflusst, so Bischof Voderholzer.
Nach der Berufung Ratzingers zum Erzbischof des Erzbistums München-Freising im Jahr 1977 sei München zum Arbeits- und Wohnsitz geworden. „Zirka 15 Mal im Jahr war er während dieser Jahre hier zum Übernachten“, schätzt der Regensburger Bischof, und ab Mitte der 90er Jahre sei er wohl nicht mehr hier gewesen. Schließlich sei das Haus im Einvernehmen mit Papst Benedikt XVI. im September 2010 der Stiftung Papst Benedikt XVI. überschrieben worden, das Institut Papst Benedikt XVI. kümmert sich seither darum. „Er hat uns völlige Freiheit darüber gelassen, was wir damit machen können“, schilderte Bischof Voderholzer. „Wir wollen es als Ort der Dokumentation und Begegnung zugänglich machen“, erläuterte er die heutige Nutzung des Papsthauses.
In den Zimmern verdeutlichte Bischof Voderholzer, dass viele Möbelstücke (wie etwa der Dienstschreibtisch) Joseph Ratzinger durch seine beruflichen Stationen begleiteten und zum Teil heute im Kloster Mater Ecclesiae in Rom stehen. Daher gebe es im Papsthaus vielfach nur originalgetreue Kopien. Ein Exponat ist ein total zerlesenes Neues Testament in griechischer Sprache mit persönlichen Notizen, die Bücher im Regal sind nach veröffentlichten Fotos aufgestellt.
Im Arbeitszimmer fand zum Beispiel am 25. März 1977 die Pressekonferenz anlässlich der Ernennung zum Erzbischof von München-Freising statt. „Einige seiner wichtigsten Bücher und wissenschaftlichen Artikel hat er hier erarbeitet“, stellte Bischof Voderholzer fest und belegte dies anhand eines Sonderdrucks der Zeitschrift „International Catholic Review“. Der Bischof verriet auch, dass Joseph Ratzinger plante, im Ruhestand aus seinen fragmentarischen Werken ein Gesamtwerk zu machen. Diese Aufgabe übernimmt nun das Institut Papst Benedikt XVI.
Bezeichnend ist wohl bereits das älteste schriftliche Dokument, der Wunschzettel der drei Ratzinger-Geschwister vom Jahr 1934 an das Christkind. Hier wünschte sich der damals siebenjährige Joseph Ratzinger einen Volksschott, ein grünes Messkleid und ein Herz Jesu. Begegnungen mit Joseph Ratzinger schilderten Prof. Dr. Hans-Michael Körner. Noch viele Jahre später habe sich Papst Benedikt XVI. an den Titel von Körners Dissertation erinnert – und natürlich an den Autor. Und Prof. Dr. Walter W. Müller berichtete von Begegnungen mit Joseph Ratzinger Ende der 60er Jahre an der Universität Tübingen.